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Esswood House

Esswood House

Titel: Esswood House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Straub
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legte sie ins Gras, und ließ ihre wie seine eigene Kleidung verschwinden, während er ihren Hals und ihre Schultern küßte, und sie schrie vor Lust, als er seine Fackel in sie bohrte und sie sich liebten, nicht zum ersten, zweiten oder dritten Mal, nicht einmal zum zehnten oder zwanzigsten.

    Standish legte den Schnellhefter mit den Seiten weg und war so schockiert, daß er gar nicht wußte, was er empfand - sein Äußeres, seine Schale, schien sich von seinem Inneren abgetrennt zu haben und zu Bewegung und Taten fähig, während der innere Standish, der wahre Standish, erstarrt und wie gelähmt dasaß. Ein Teil seiner Lähmung war auf das Gefühl zurückzuführen, daß er genau das hätte erwarten müssen - Isobels Rückkehr nach England war natürlich zu leidenschaftlich, als daß sie nicht zumindest teilweise auf etwas Amouröses zurückzuführen gewesen wäre, natürlich hatte sie die ganze Zeit eine Affäre gehabt, und wegen dieser Affäre hatte sie Amerika verlassen und nach Esswood zurückkehren müssen. Sogar für ihre Dichtkunst war es erforderlich gewesen - Martin Standish und Duxbury, Massachusetts, hatten ihr Talent abgetötet, und der »Zigeuner«, der es wieder zum Leben erweckt hatte, tötete sie, indem er ihr ein Kind machte. »Sie fliehen vor mir ...« sagte Standish bei sich -
    die mich zuzeiten suchten -
    und sprang auf, preßte die Hände an den Kopf und kniff die Augen zu. Er hörte kindisch kicherndes Gelächter und raschelnde Bewegungen im Nebenzimmer und hätte sich fast übergeben. Sein äußerer und sein innerer Leib waren wieder vereint, aber keiner konnte sich bewegen. Plötzlich erinnerte er sich, so klar und deutlich, als wäre es erst ganz kurze Zeit her, an einen Augenblick gegen Ende seiner Zeit in Popham - er stand in einer heißen, stickigen Nacht mit hoch zugeknöpftem Regenmantel vor einem Mietshaus. Und legte den Kopf in den Nacken, damit er unter der Hutkrempe hervor zu einem bestimmten Fenster hinaufsehen konnte. Hinter diesem Fenster brannte, im Gegensatz zu den meisten anderen, noch Licht. Der Verkehr brummte. Das bienenartige Summen ließ die ganze Welt erzittern. Eine Woche Straßenverkehr brummte und summte wie Bienen in seinem Rücken, wie ein ganzer Bienenschwarm, der größte und gefährlichste Bienenschwarm der Welt, dessen Lärm die ganze Welt wie eine gewaltige Turbine erbeben ließ. Eine Woche zuvor hatte sie ihm erzählt, daß sie schwanger war. Und hatte ihm einreden wollen, daß es sein Kind wäre.
    Er betrachtete den unordentlichen Stapel Seiten, den er gerade gelesen hatte. B. d. P. - Der Beginn des Präteritums oder Der Beginn der Poetin? Betrug des Professors. Bordell der Perversen. Bollwerk der Pestilenz, oder, noch besser, Beendigung des Persönlichen. Oder Boden des Pools.
    Was sich in seinem Inneren abspielte, schien nach wie vor nur in einem vagen Zusammengang mit dem zu stehen, was sein Körper tat, und in diesem Augenblick schleppte sich sein Körper durch das Schlafzimmer und machte die Tür zum Wohnzimmer auf, als wären weder Kichern noch leise raschelnde Geräusche durch diese Tür gedrungen. Sein Körper schien das machen zu wollen, denn der innere Standish konnte dem Körper nicht befehlen, daß er innehalten sollte. Sein Körper trat sogar durch die Tür in den angrenzenden Raum. Aber es war alles in Ordnung, alles in Ordnung. Die herumwuselnden kleinen, mißgestalten Wesen hatten weder Lampen umgeworfen noch den Schreibtisch zerstört. Er sah sich in dem überfüllten, schäbigen Wohnzimmer um und entspannte sich allmählich. Dann erstarrten sowohl der innere wie auch der äußere Standish wieder. Auf dem ausgebleichten Teppich vor der Tür zur inneren Galerie lag ein langer weißer Briefumschlag.
    Er hatte sie gehört. Stoß-mich und Zieh-mich und Lock-mich-her waren gekommen und hatten eine Nachricht hinterlassen. Willkommen in der wirklichen Welt, würde sie lauten, du brauchst Hut und Regenmantel nicht mehr, wir bringen dir die Wahrheit direkt in dein Zimmer. Du mußt nicht mehr mit trockenem Mund und schmerzender Brust an Straßenecken stehen! Nein, Sir! Komm einfach näher! Er kam einfach näher und sah furchtsam auf den Umschlag hinab. Eine englische Briefmarke, sein Name, die Adresse von Esswood. Sein Name und Esswoods Adresse waren in der schrägen, gedrängten Handschrift geschrieben, die er langsam als die seiner Frau identifizierte. Standish bückte sich und hob den Umschlag auf. Er war in London abgestempelt worden.
    Standish

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