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Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)

Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)

Titel: Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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Schwester?“
    „Unser Bruder ist mal wieder hungrig“, sagte sie, während sie ihren blutroten Lippenstift auftrug.
    „Ich befürchte jemand von uns muss raus gehen und ihm einen Menschen beschaffen.“
    Soldan seufzte. „Balthasar. Schon wieder?!“ Er lachte auf. „Tja, unser Brüderchen ist eben ein kleiner Nimmersatt. Aber ... “, fiel ihm ein, „der Letzte war doch erst heute Morgen!?“
    Venda nickte. „Ja, ich glaube so langsam reicht ihm die Energie der Menschen nicht mehr aus, um satt zu werden.“ Soldan schüttelte ratlos den Kopf. Grübelnd ging er im Zimmer auf und ab, dann blieb er genau vor Breda stehen. „Da ist doch dieser Engel, der sie vor dir gefunden hat.“
    Breda runzelte die Stirn. Er ahnte worauf Soldan hinaus wollte.
    „Meinst du, du könntest ihn herbringen? Balthasar verlangt nach einem Wesen mit, sagen wir mal, besonderen Kräften. Du weißt, was er sonst tun wird. Wozu er fähig ist, und das wollen wir doch nicht.“ Soldans Worte waren Warnung und Befehl zugleich. Breda wusste genau, wovon er sprach. Balthasar war der älteste der Dämonen. Er war so reich an Jahren, dass er keinen eigenen Körper mehr befehligte. Um überleben zu können, musste er sich die Lebenskraft anderer aneignen. Er saugte sie aus. Nur so war es ihm möglich seine Gestalt, die nur aus grauer Asche bestand, aufrechtzuerhalten. Wenn er besonders hungrig war, so wie jetzt, schloss Soldan ihn in der Dunkelheit ein. Er verweilte im Keller von Nadeschdas Haus und wartete dort auf neue Opfer. Sein letztes, übernatürliches Wesen lag eine gewisse Zeit zurück. Nadeschda selbst war dieses gewesen. Nun gingen ihm so langsam die Reserven aus, die er durch ihr Leben in sich aufgenommen hatte. Ein weiteres kraftvolles Wesen musste her. Würden die Dämonen es ihm nicht beschaffen, so würde er einen von ihnen wählen. Er hatte kein Problem damit sich an seines Gleichen zu vergehen. Als einer von Caelicolas Lieblingsdämonen, genoss er dessen uneingeschränktes Wohlwollen und so sah der Fürst der Unterwelt einfach darüber hinweg, wenn Balthasars Hunger ein weiteres Opfer aus den eigenen Reihen forderte. Breda hatte dies einmal miterlebt. Er erinnerte sich nicht gerne daran zurück, als Balthasar das Leben seines Bruders Derion genommen hatte. Er war noch so jung gewesen. Man sagte, dass Dämonen keinerlei Empfindungen haben; nicht wissen, was es heißt wirklich zu lieben, dass sie keinen Verlust verspüren, aber Breda hatte erlebt, dass diese Dinge nicht auf alle zutrafen. Zumindest nicht auf ihn. Er hatte gelitten, als sein Bruder starb. Er hasste Balthasar für seine Tat und in seinem tiefsten Inneren, hegte er den bitteren Wunsch nach Vergeltung. Er würde nicht zögern, wenn es eine Möglichkeit für ihn gäbe, sich an ihm zu rächen. Er musste Geduld beweisen und sehr viel Achtsamkeit, denn in der Welt des Bösen konnte man niemandem vertrauen. Man musste stets darauf bedacht sein, so ruchlos wie nur möglich auf die anderen zu wirken, um nicht selbst ins Schussfeld zu geraten.
    Manchmal glomm in ihm der Wunsch auf, sich einfach von seiner Art zu trennen. Seine eigenen Wege zu gehen, eigene Entscheidungen zu treffen und vielleicht damit anders sein zu dürfen als sie. Die Dämonen, die immer nur danach trachteten das Böse in der Welt zu schüren. Für Breda hielt die Erde soviel mehr bereit. Anders als die meisten Dämonen gelang es ihm, sich an etwas zu erfreuen. Er bewunderte die Menschen für die Literatur, die Malerei und die Architektur, die sie schufen. Nichts davon entsprang dem Bösen, aber genauso wenig war es durch den himmlischen Einfluss entstanden. Nein, die Menschen hatten es sich selbst erdacht. Aus ihren Köpfen war es hervorgegangen, und Breda war der Meinung, dass sie bereits eine große Menge an Wissen erlangt hatten. Vielleicht noch nicht genug der Dinge, die es zu wissen galt, aber dennoch besaßen sie Fertigkeiten, die kein Dämon und kein Engel je vollbringen konnte.
    Seit er unter ihnen war, verblüfften ihn die Erfindungen die jene Rasse darbrachte und er hatte unsagbar viel von ihnen gelernt und tat es bis heute. Es waren ihre Bücher, ihre Kunstwerke, ihre Bauten, die eine solche Ausstrahlung abgaben, dass sie die Jahrhunderte überstanden und mit großem Stolz von ihnen, an die Nachwelt weitergegeben wurden.
    Er war, was er war, daran konnte er nichts ändern, aber er hatte den Plan in sich gefestigt, sich irgendwann allein auf den Weg zu machen, ohne seine Gruppe. Er würde

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