Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
sich lösen vom betrüblichen Dasein eines Dämons und sich für immer von denen lossagen, die so gewissenlos seinen Bruder geopfert hatten.
Der Donner grollte mit einer solchen Kraft, dass er Maira aus dem Schlaf riss. Grelle Blitze erhellten ihr Zimmer und ließen fratzenhafte Schatten auf ihrer Bettdecke tanzen.
Regen prasselte gegen ihr Fenster, welches einen Spalt geöffnet war. Aber da war noch ein anderes Geräusch, ein zartes Hämmern, ein Klopfen gegen das Glas. Vorsichtig schlug sie die Decke zurück und tastete sich langsam heran. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Dann fasste sie all ihren Mut zusammen und riss die Vorhänge mit einem Ruck zur Seite. Sie schnellte einen Schritt zurück, als sie die schwarze Elster erblickte und benötigte einen Moment, um sich von dem Schrecken zu erholen. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Vogel etwas in seinem Schnabel verbarg. Klirrend ließ er es auf die äußere Fensterbank fallen, bevor er hastig wegflog. Zaghaft öffnete sie das Fenster. Der Regen peitschte mit einer immensen Kraft gegen den metallenen Gegenstand, als versuchte er ihn an Ort und Stelle festzunieten. Maira ergriff ihn mit einer Hand. Sie betrachtete ihn, während sie zügig das Fenster schloss. Sie hatte so etwas schon einmal gesehen, zwar wusste sie nicht mehr wo oder wann, aber ein derartiges Stück war, ihr durchaus bekannt. Es handelte sich um einen fünfeckigen Stern. Ein sogenanntes Pentagramm.
Ruhelos legte sie sich wieder ins Bett, mit dem Pentagramm neben sich auf ihrem Nachttisch.
Was hatte es wohl zu bedeuten, dass die Elster jenes Stück ausgerechnet bei ihr abgelegt hatte?
Obwohl unzählige Fragen in ihrem Kopf kreisten, schlief sie recht schnell, nach diesem Vorfall, wieder ein.
Erneut sah sie sich in diesem unheimlichen Traum, in dem das Feuer aus der Erde strömte, in dem die Luft voll schwarzem Rauch hing, der durchwandert war von blassen Gestalten.
Eine Kälte durchzog ihren Körper, als hätte die eisige Hand des Todes selbst sie berührt. Schreie durchdrangen die beängstigende Stille. Furchtsam blickte sie sich um, doch der dichte Rauch des Feuers ließ sie blind zurück. Plötzlich teilten sich, vor ihr, die Flammen und ein Mann schritt heraus. Zunächst fremd und unheilvoll, doch dann erkannte sie ihn. Es war Breda und sobald er an ihrer Seite war, verspürte sie keinerlei Angst mehr.
Am nächsten Morgen hatte Andash ihr liebevoll den Frühstückstisch gedeckt. Ein kleiner Zettel lehnte gegen das Marmeladenglas.
Guten Morgen,
bin schon auf der Arbeit, habe einen wichtigen Auftrag bekommen, der nicht warten kann. Lass es dir schmecken!
Andash
Maira schenkte sich ein Glas Orangensaft ein. Irgendwie fühlte sie sich merkwürdig. So als hätte sich ihr Leben in den letzten Tagen verändert. Dabei war ja noch nicht einmal etwas Besonderes geschehen. Klar, die gestrige Nacht ging ihr nicht aus dem Kopf, aber so etwas passierte. Elstern machten solche Dinge. Sie klauten Gegenstände und trugen sie an einen anderen Ort, das hatte ihr die alte Sandice früher einmal erzählt.
Als sie noch ein Kind gewesen war, war Andash oft mit ihr bei Sandice gewesen. Sie war eine weise Frau, die schon viel erlebt hatte. Man sagte ihr, übernatürliche Fähigkeiten nach. Angeblich konnte sie die Toten sehen und mit ihnen sprechen. Man sagte auch, sie würde über die Zukunft Bescheid wissen und ebenso über die Vergangenheit. Früher hatte Maira es immer sehr unheimlich gefunden, wenn Andash sie mit zu ihr genommen hatte. So manches Mal hatte er sich einen Rat von der alten Sandice geholt. Maira konnte das damals nicht verstehen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass das, was die alte Frau ihm sagte, wirklich zutreffen würde. Dennoch musste sie sich eingestehen, dass sie tatsächlich immer recht behalten hatte. Vielleicht würde es auch in diesem Fall so sein.
Sie machte sich also kurzerhand auf den Weg, um Sandice aufzusuchen. Während sie das Haus verließ, erinnerte sie sich daran, wie diese ihr einmal von Rabenvögeln erzählt hatte. Von Elstern und Krähen. Sie hatte diese Vögel als magische Wesen beschrieben, die in den Kulturen die unterschiedlichsten Bedeutungen hatten. Bei den Kelten hießen sie Todesvögel. Klopften sie an ein Fenster, so würde in jenem Hause bald der Tod Einkehr erhalten. Die Indianer hingegen preisten die Elstern als Glücksboten. Wer einem solchen Vogel begegnete, dem stand ein glückliches Leben bevor.
Maira durchstreifte die
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