Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Kraft, die durch deine Adern fließt, verleiht mir Flügel.“
Er lachte. „Im übertragenden Sinne, natürlich.“
„Natürlich.“ Mairas rechte Hand suchte sich ihren Weg hinauf und auch ihr Blick tat es ihr nach. Zitternd und unbeholfen fasste sie Ciprian an. Ein verzweifelter Versuch ihren besten Freund irgendwo in diesem Vampir, der gerade vor ihr stand, zu erreichen.
„Ciprian“, weinte sie und sah ohne Zögern in seine Augen.
„Bitte. Ich weiß, dass du noch immer da drin bist. Du darfst dich nicht aufgeben, weil ich dich nicht aufgeben werde. Es steckt noch so viel Gutes in dir, das weiß ich. Komm zurück, Ciprian, mein Freund. Ich brauche dich.“
Die Tränen brachen, wie bei einem Dammbruch, aus ihren Augen hervor. Unverdrossen klammerte sie sich an ihn und er ließ es zu, ohne den Versuch zu unternehmen ihr ein Leid zuzufügen. Und als das Pentagramm seine Brust streifte, durchfuhr ihn ein heller Blitz, der sich in seinen Pupillen sammelte. Aus dem starren, roten Blick, blinzelte auf einmal der Engel Ciprian hervor. Angsterfüllt und schwach. Wie das Aufbäumen vom Rest der einst reinen Seele.
„Maira?“ Er sah sie an und sie wusste, in diesem Augenblick, dass sie sich nicht geirrt hatte und er immer noch in diesem Körper war. Wenn er auch gerade dabei war, zu verschwinden. Sie musste schnell handeln und seine Engelsseele befreien, bevor sie für immer verloren war.
„Ich hole dich da raus!“, versprach sie, dann schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich auf seine Seele. Sie spürte, wie die Kraft in ihr aufstieg. Wie eine Flutwelle, die sich einem weißen Strand näherte und dabei stetig größer und schneller wurde; bereit krachend und tosend auf ihr Ziel zu treffen. Sie fühlte, wie sich die Kraft zu einer unsichtbaren Hand formte, die in Ciprians Körper griff und dort nach seiner Seele suchte. Sie tastete alles ab und schließlich konnte sie diese finden. Sie umklammerte sie und zog schließlich die Seele ganz langsam heraus. Würde es Maira tatsächlich gelingen sie von diesem toten Körper zu lösen?
Sie hielt seinen Körper fest, damit der Kontakt zu ihm aufrecht blieb und umfasste, mit einer Hand, das nun leuchtende Pentagramm.
„Es funktioniert!“, ertönte Ciprians Stimme, die sich allmählich von seinem Körper trennte, wie ein Kaugummi den man von einer Schuhsohle zog.
Mairas Kopf schmerzte. Es mischten sich Bilder der Hölle in ihre Konzentration. Es waren Soldans Bilder, die sie ab und an zu beherrschen versuchten. Unwillkürlich warf sie ihren Kopf zu allen Seiten, um die grässlichen Fragmente daraus zu vertreiben.
Sie vibrierte förmlich unter der Anstrengung ihres Geistes. Die Konzentration aufrechtzuerhalten kostete sie ihre ganze Energie. Ihr Körper glühte, als hätte sie hohes Fieber. Das Herz raste in einem Tempo, dass es zu explodieren drohte. Ein Blutstropfen rann schließlich aus ihrer Nase und prallte lautlos auf Ciprians nackten Bauch.
Lüstern rümpfte er sogleich die Nase und bleckte die scharfen Zähne. Der Geruch ihres Blutes hatte den Vampir in ihm erweckt und er sog mit einer gewaltigen Macht, Ciprians sich lösende Engelsseele zurück in seinen Körper. Der sie alsbald gänzlich vernichten würde.
Erschrocken schlug Maira die Augen auf. Mit aller Kraft stürzte er sich auf sie und warf sie zu Boden. Ihre Kräfte waren geschwächt. Nie zuvor hatte sie sich so schwach gefühlt. Sie konnte sich kaum rühren.
„Da hättest du mich beinahe drangekriegt“, keuchte er. „Aber du bist wohl doch nicht so stark, wie ich dachte. Es dauert halt Jahrhunderte, bis man lernt, mit diesem Pentagramm umzugehen. Naives Ding.“
Ungestüm riss er ihren Kopf zur Seite und fixierte mit seinen Augen ihre pulsierende Halsschlagader.
„Ich werde der mächtigste Vampir sein, den die Welt je gesehen hat. Dein Blut wird mich zu einem Halbgott machen.“
Wie in einem Rausch griff er sie an, doch bevor er seine Zähne in ihr Fleisch bohren konnte, erschütterte ein heftiger Knall das Haus. Schwarzer Rauch drang ins Zimmer und sammelte sich an der Decke. Ein Feuerball hatte die Tür zum Salon zerstört.
Hastig riss Ciprian den Kopf herum.
„Oh. Hat Venda dich wohl doch nicht beschäftigen können?! Die ist auch zu nichts zu gebrauchen“, zischte er und riskierte nur einen bescheidenen Blick auf Vendas leblose Hülle, die verkohlt zu Bredas Füßen lag.
„Sie hat uns verraten. Wegen dir?“
Breda atmete erregt aus. Er wusste, dass kein Dämon die
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