Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
Haus heim und weigert sich zu verschwinden, obwohl Maisree es bereits mit einem Eimer kalten Spülwassers übergössen hat. Soll ich es erschießen lassen, Herr?«
    »Du darfst Norris nicht erschießen!« protestierte ich. »Das ist Mutter Krötenhauchs Oktopus.«
    »Ganz richtig, Kniebeug«, sagte Paps. »Wag es bloß nicht, das Tier zu erschießen.«
    »Sehr wohl, Herr …«
    »Ich werde es selbst tun.«
    »Paps!« heulte ich.
    »Wie?« Mein Vater leerte seinen Calabash und ließ sich von Kniebeug neu einschenken. »Willst du es lieber selbst erlegen? Guter Junge. Brauchst du Pfeil und Bogen von mir, oder willst du es lieber mit einem Spieß machen?«
    »Ich will weder das eine noch das andere.«
    Paps schüttelte den Kopf. »Das Tier hat acht Arme, nichts für Schwertarbeit, Junge. Ich schätze, wir müßten noch irgendwo den einen oder anderen Wurfhammer haben, aber … Abstemia! Wo sind meine guten Wurfhammer?«

    »Wo hast du sie denn hingelegt, Liebster?« fragte meine Mutter freundlich.
    »Ich werde Norris mit keiner deiner Waffen töten«, sagte ich.
    »Hast du Schiß?« höhnte Basehart. Er beugte sich vor mich, grabschte die Calabash-Flasche von Kniebeugs Tablett und nuckelte daran. Unser Butler war Baseharts Manieren gewöhnt. Er ging einfach nur zur Anrichte hinüber, holte eine frische Flasche und machte mit dem Servieren weiter, als wäre nichts geschehen.
    Mysti knallte so hart gegen Baseharts Ellenbogen, daß der Flaschenhals ihm klirrend gegen die Zähne schlug und Calabash ihm das ganze Hemd bekleckerte. Er wrang den Stoff über seinem Glas aus und leerte es.
    »Ha! Jetzt verstehe ich, worauf du hinauswillst«, sagte Paps. »Ein großer alter Zauberer wie du hat gar keine Verwendung für die Waffen einfacher Leute, wie? Genau wie dein pelziger kleiner Freund gesagt hat, du brauchst das Tier bloß anzuschielen, und - Kabumm!
    Schon gibt’s Braten für alle.«
    »Du darfst es nicht braten, Kendar, Liebes«, warf meine Mutter ein.
    »Du darfst es nur ordentlich töten, dann mußt du es Maisree geben.
    Wenn du es selbst kochst, verletzt du damit ihre Gefühle, und dann kündigt sie. Du hast ja gar keine Vorstellung, wie schwierig es heutzutage ist, eine anständige Köchin zu finden.«
    »Ich werde Norris nicht kochen, und ich werde Norris auch nicht töten«, sagte ich schleppend. »Er gehört Mutter Krötenhauch. Ich renne nicht in der Gegend herum und töte anderer Leute Haustiere.«
    »Ich schon«, sagte Basehart. Er wedelte mit der leeren Calabah-Flasche nach Kniebeug, damit dieser ihm Nachschub bringe. Unser Butler erblindete jedoch auf der Stelle und bediente plötzlich nur noch die Leute am anderen Ende der Tafel.
    Ich versuchte, es ihnen begreiflich zu machen. »Hört mal, der einzige Grund, weshalb Norris vor dem Haus herumhängt, ist der, daß ihm seine Besitzerin fehlt. Wenn du sie gehen läßt, wird sie ihren Oktopus mit nach Hause nehmen, dann wird keiner von beiden euch mehr belästigen.«
    »Sie gehen lassen?« Paps schnaubte, daß sein Schnurrbart in Wallung geriet. »Das kann ich nicht tun, Junge! Das verstößt gegen das Gesetz, und ich bin nun einmal König Steffans Richter für alle Ländereien von Gut Uxwutsch, einschließlich des Dorfs Käseburg. Wer der Hexerei angezeigt ist, muß vor Gericht, und danach wird er dann gehenkt oder so was.«
    »Ja, wer als Hexe angezeigt wird.« Ich richtete einen Finger auf ihn.
    »Aber wer hat sie denn angezeigt?«
    »Ich.« Zum ersten Mal während dieser Mahlzeit sah Zoltan mich anstelle von Lucy an.
    »Das ist richtig, Liebes«, sagte Mama. »Dieser nette junge Mann ist heute nachmittag deinem Vater begegnet, während er und Basehart auf der Jagd waren, und hat gesagt, daß er die Dame in unserem Verlies förmlich der Hexerei anklagen möchte. Dein Bruder hat ihn zum Gerichtsvorsteher gebracht, um seine Aussage zu Protokoll zu nehmen, während Edelherr Lucius sich um die Tagesbeute kümmerte.«
    Das war es also. Während ich unten mit Paps in der Küche gewesen war, hatte Zoltan sich ins Haus eingeschlichen.
    Mein Bruder sprach als nächster. »Nachdem wir beim Gerichtsvorsteher waren, haben wir uns dann ein bißchen unterhalten.« Basehart schielte mich häßlich an. Basehart hatte ohnehin schon ein sehr häßliches Gesicht, aber das Schielen machte es noch häßlicher. »Wie sich herausstellte, ist er mit dir zur Schule gegangen. Nachdem ich ein paar der Geschichten gehört habe, die er zu erzählen hat, habe ich ihn zum Abendessen

Weitere Kostenlose Bücher