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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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dem Abendessen, hatte ich beschlossen, daß wir Mutter Krötenhauch aufsuchen und sie vor dem bevorstehenden Prozeß warnen mußten. Ich würde Paps zwar dazu bringen können, ihn hinauszuzögern, aber nicht auf alle Zeiten; nicht bei zwei Zeugen, die gegen sie ausgesagt hatten.
    Schlauer Zoltan. Er hatte Evvon aus Käseburg heraus geschafft und ihm diese Regierungsstellung besorgt, damit der ehemalige Dorftrottel seine Aussage einreichen konnte, ohne befürchten zu müssen, daß die Hexe es ihm heimzahlen würde. Das war nicht nur geraten - ich wußte es genau, denn als ich nach diesem scheußlichen Mahl auf mein Zimmer zurückkehrte, fand ich dort auf dem Kopfkissen eine Notiz Zoltans vor. Darin schilderte er, was er getan hatte, was er von mir wollte, und was er tun würde, falls ich nicht mit ihm kooperierte. Ich sollte mich in aller Stille mit ihm davonstehlen und ihn versuchen lassen, mich meiner Magik zu entledigen - sonst würde Mutter Krötenhauch es mit den Hexengesetzen von König Steffan zu tun bekommen.
    Ich bin sicher, daß wir einen schmerzlosen Weg finden werden, um dich von deinem versehentlich übernommenen Erbe zu befreien, schrieb er. Schmerzlos? Würde er sich deswegen tatsächlich Sorgen machen? Komm heimlich in mein Zimmer, ohne dieses Lumpenpack deiner Freunde, dann werden wir gemeinsam gehen. Wenn ich fort bin, bleibt nur noch die Aussage des Trottels.
    Mit einer einzigen Zeugenaussage kann es aber nicht zum Prozeß kommen. Deine Magik oder das Leben der Hexe - es ist deine Entscheidung.
    Ohne dieses Lumpenpack meiner Freunde … Freunde.
    Scandal nannte ich bereits einen Freund, aber mehr als nur einen zu haben …! Ob Grym und Mysti Zoltans Vermutung wohl bestätigen würden? Waren sie tatsächlich meine Freunde? Ich würde jedenfalls nicht einfach abhauen, ohne es vorher herausbekommen zu haben.
    Dann war da noch die Sache mit meinem »versehentlich übernommenen Erbe«, wie Zoltan es ausdrückte. Dank Mutter Krötenhauchs Buch begann ich langsam zu begreifen, wie Magik funktionierte - nichts Großartiges bisher, aber immerhin gut genug, um nicht mehr unkontrollierbar loszuglühen. Ich wollte herausfinden, wie weit ich damit kommen würde. Was ich wirklich herausfinden wollte, war, ob es vielleicht endlich etwas auf der Welt geben könnte, das ich gut genug beherrschte, um etwas Besonderes zu sein.
    Außer Rattenkloppen, meine ich.
    Schade nur, daß das Buch keine Magik-Tricks abdeckte wie den, eine Hexe aus einem Verlies verschwinden und im Nachbarkönigreich wieder auftauchen zu lassen. Aber vielleicht hatte Mutter Krötenhauch schon mal davon gehört, wie so etwas ging, und könnte es mir beibringen. Als zweitbeste Lösung wüßte sie vielleicht, wie ich meine Magik dazu verwenden könnte, um ihre Verliestür in Sägemehl zu verwandeln. Und falls alle Stricke reißen sollten: Wer, wenn nicht eine Hexe, würde besser in Sachen Hexengesetze Bescheid wissen und sämtliche Schlupflöcher kennen?
    Als ich letzteres Grym gegenüber erwähnte, sah er mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Beim eisernen Lendenschurz von Andromium dem Nimmermüden, willst etwa du die Gerechtigkeit den Händen des Gesetzes überlassen?«
    »Nur als letzten Ausweg«, versicherte ich ihm. Ich hoffte allerdings, daß es nicht dazu kommen würde.
    Wir folgten Scandals Rat und machten uns daran, die Wendeltreppe emporzusteigen. Für Grym war das ein Spaziergang, schließlich hatte er Oberschenkelmuskeln wie Baumstämme, aber es dauerte nicht lange, da verlangte Scandal getragen zu werden.
    »Immer weiter geradeaus«, sagte der Kater, als er schließlich in Gryms Armen ruhte. »Geht schließlich nur in eine Richtung, nicht wahr?«
    Wir stiegen noch ein Stück hinauf, kamen manchmal an Schießscharten vorbei, die das Mondlicht einströmen ließen, tasteten uns aber die meiste Zeit im Dunkeln vorwärts.
    Es war sehr ermüdend und eintönig. Schon bald fragte ich mich, ob Grym mich nicht vielleicht auch tragen könnte.
    Doch bevor es dazu kommen konnte, hatten wir die Spitze des Turms erreicht. Dort war ein Treppenabsatz, ein kleiner Alkoven, darin eine fast abgebrannte Nachtkerze in gläsernem Ständer, und eine Tür.

    »Dasmussessein«, sagte Scandal. »Laß mich runter, Tarzan.« Er sprang von Gryms Armen und trabte hinüber, um die Tür gründlich zu beschnüffeln. »Jepp!« verkündete er. »Lirum, larum, Löffelstiel, ich rieche hier …« Er hielt inne und rümpfte verwundert die Nase. «

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