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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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versteckt hat.«
    »Nicht?«
    »Aber Paps«, sagte ich nicht ungütig, »wann hast du zum letzten Mal in diesem Haus etwas gefunden, nachdem Mama es weggelegt hatte?«
    Während er darüber nachgrübelte, beugte ich mich vor, um Scandal zuzuflüstern: »Weißt du, was ich vorhabe?«
    »Nein«, erwiderte er flüsternd. »Aber ich spiele mit.«
    Ich richtete mich wieder auf. »Wie ich die Sache sehe, stehst du vor zwei Problemen. Erstens: die Bücher zu finden, die Lucy bereits besitzt; und zweitens: herauszubekommen, wo sie sie überhaupt her hat.« Ich beugte mich über den Tisch. »In diesem Punkt kann ich dir helfen.«
    Kurze Zeit später waren Scandal und ich in meinem Zimmer und wuschen uns zum Abendessen. Das heißt, ich wusch mich, während er einfach nur dasaß und mich mit aufrichtiger Bewunderung in den Augen ansah.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, daß du die Sache abgezogen hast«, sagte er. »Du hast dem alten Blödmann tatsächlich die ganze Ladung angedreht!«
    »Scandal, paß auf, was du sagst. Dieser alte Blödmann ist mein Vater. Wir mögen vielleicht nicht in allen Dingen einer Meinung sein, aber im Grunde seines Herzens ist er doch ein guter Mann.«
    »Freund, eines Tages wirst du noch lernen, daß es nichts Gefährlicheres auf dieser Welt gibt als einen guten Mann, der sich ganz sicher ist, aus all den richtigen Gründen genau das Richtige zu tun.«
    »Paps tut auch das Richtige«, ermahnte ich ihn. »Er wird nämlich Mutter Krötenhauch erst dann den Hexenprozeß machen, nachdem ich meine großen Zaubererfähigkeiten dazu eingesetzt habe, herauszufinden, wo Lucy diese Bücher herbekommen hat. Damit haben wir Zeit herausgeschunden.«
    »Wenn er tatsächlich das Richtige tut, warum läßt er die Dame dann nicht einfach laufen?«
    Ich seufzte. »Das kann er nicht. Viel zu viele Leute wissen bereits, daß Freiherr Lucius Parkland Gangle in seiner Kapazität als Königlicher Distriktrichter eine bekannte Hexe festgenommen hat.

    Wenn er sie ohne Prozeß laufen läßt, bekommt er Schwierigkeiten mit den königlichen Behörden.«
    »Wer sollte es den königlichen Behörden denn erzählen?« fragte Scandal und peitschte mit der Rute. »Die Käseburger bestimmt nicht!
    Die hatten doch noch nicht einmal den Mumm, eine richtige Hexenjagd auf die Beine zu stellen, bis unser Freund Zoltan sie aufgewiegelt und ihnen versprochen hat, sie mit seiner Macht vor Mutter Krötenhauchs Magie zu beschützen. Und dann hat er ihnen noch die königliche Belohnung für den Hexenfang vor der Nase baumeln lassen wie einen Mausköder, und die armen Blödmänner sind gehüpft.«
    »Da wir gerade davon reden - wo ist Zoltan überhaupt?« fragte ich.
    »Das letzte, was ich gehört habe, ist, daß er verduftet sein muß, sobald dein Vater Mutter Krötenhauch ins Verlies geworfen hat. Sollte sie rauskommen, wären die Dörfler viel zu verängstigt, um sie zu verpetzen - oder auch deinen alten Herrn.«
    »Aber Zoltan täte es.« Ich sah mich kurz selbst im Spiegel, wie ich grimmig dreinblickte.
    »Ich weiß ja nicht, wie die Rechtslage bei euch aussieht, Freundchen, aber ich schätze, wenn die Aussage eines einzigen Mannes genügt hätte, um jemanden zur Hexe zu machen, hätte Zoltan sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, die Käseburger auf seine Seite zu bringen.«
    »Da hast du recht.« Meine Miene hellte sich etwas auf.
    »Juristisch kann er nichts gegen sie unternehmen, wenn er keine Zeugen hat, die seine Anzeige stützen. Vielleicht werde ich mir Paps mal nach dem Abendessen vorknöpfen und ihm versprechen, Lucys Buch und ihren Beschaffer und dazu noch einen Ehemann für sie zu finden, falls er Mutter Krötenhauch freiläßt.«
    »So ist es richtig, Junge!« Scandal strahlte mich an. »Nicht kleckern, sondern klotzen. Und jetzt besorgen wir uns erst mal was zu mampfen.«
    Das Abendessen fand im Bankettsaal von Gut Uxwutsch statt, ein Raum, der fast ebenso groß war wie der große Versammlungssaal, nur daß an den Wänden keine Tierköpfe hingen. Statt dessen hingen dort Dutzende von Gemälden mit solch wunderschönen Szenen wie:
    »Wilder Eber schlitzt die Hunde auf«, »Stilleben mit ausgeweidetem Wiesel«, »Mensch massakriert Fasane zu Sonnenuntergang«,
    »Wasserfall mit zwei Bären beim Reißen einer enthaupteten Schweineherde« sowie: »Letzter Blick auf die Methegliner Fuchsjagd beim Sturz über eine Klippe.«
    Scandal und ich traten als letzte ein. Mama saß an einem Tischende, Paps am anderen. Normalerweise saß

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