Esther Friesner
stimmt.«
Dann kippte er um - voll von der Plattform.
KAPITEL 30
Die Kinder stoben davon, bis auf den armen Milgrub. Der konnte nicht, weil König Steffan auf ihn gestürzt war. Den Dorfbewohnern stockte der Atem, dann liefen sie ebenfalls weg. Sie wußten es genau: Wenn Könige erst einmal anfingen umzukippen, war der beste Ort, an dem ein Bauer sich aufhalten konnte, weit weg. Zoltan begleitete sie.
Diese vielen Fluchten erleichterten es dem Rest von uns, zum König vorzudringen. Mutter Krötenhauch und Norris trafen als erste bei ihm ein. Sie wies den Oktopus an, Seine Majestät von dem kleinen Milgrub zu wälzen, der uns mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen anstarrte, bevor er schließlich Fersengeld gab, ohne auch nur einmal danke schön zu sagen. Vater stand neben Seiner Gefallenen Majestät und rief bellend nach heißem Wasser und sauberen Laken.
Basehart knuffte Paps in die Rippen. »Heißes Wasser und saubere Laken nimmt man, wenn die Hündinnen werfen.«
»Na und? Wenn es gut genug für meine Hündinnen ist, kann es dem König ja wohl kaum schaden«, fauchte Paps zurück.
»Basehart! Paps! Kendar! Juhu!« Alle sahen wir meine Schwester Lucy, wie sie auf der großen Steinbalustrade von Gut Uxwutsch stand und uns zuwinkte. »Schickt jemanden rein, dann gebe ich euch etwas, das König Steffan helfen wird.«
Ich formte die Hände zu Schalen vor den Mund und rief: »Warum kannst du es nicht einfach selbst herbringen?«
Auch sie formte die Hände zu Schalen um den Mund und rief zurück: »Weil Paps ein alter Dummerjan ist, der meint, daß ein Hexenprozeß nichts für eine anständige junge Dame ist, weshalb ich im Haus bleiben muß! Ich habe alles die ganze Zeit von hier oben beobachtet. Ich habe gesehen, wie Zoltan dem jungen Percival eine Tüte mit Bonbons gab und dabei irgend etwas Komisches mit dem Blumenkorb des häßlichen Bengels anstellte. Wenn ich an deiner Stelle wäre und wissen wollte, was mit dem König passiert ist, würde ich diesen erbärmlichen Zauberling aufspüren und …«
»Fürwahr!« rief Grym, fuchtelte mit Grabräuber herum und jagte Zoltan nach. »Fürbaß!« Da wußten wir, daß er es ernst meinte.
»Warte auf mich!« rief Mysti und sprintete anmutig hinter dem Barbaren her.
Während Basehart sich ins Gutshaus begab, um die Erste-Hilfe-Ausrüstung zu besorgen, hielt meine Mutter sich in der Nähe auf und sah zu, wie Mutter Krötenhauch den König untersuchte. »Lebt er noch?« Ihre Stimme klang zittrig. Die Hexe legte ein Ohr auf die königliche Brust und seufzte erleichtert. »Ja, das tut er.«
»Und hat ihm mein Lied gefallen?« fragte Mama begierig.
Mutter Krötenhauch verpaßte ihr diesen gewissen Blick.
Ich spürte einen vertrauten Stoß an meinem Fußknöchel.
»Was, zum Teufel, ist passiert?« wollte Scandal wissen.
»König Steffan ist von einer Blume am Kopf getroffen worden«, erklärte ich ihm.
»Kein Scheiß?«
»Ich sage die Wahrheit. Es war ein Tagesauge.«
»Echt?« Der Kater schniefte verächtlich. »Was für ein Waschlappen.«
»Was immer das sein mag«, antwortete ich. »Nicht, daß es allzuviel Unterschied machen dürfte, wenn die königliche Leibwache hier eintrifft und ihn in diesem Zustand vorfindet.«
»Wieso? Was soll denn dann passieren?«
»Nicht viel: Sie werden einfach nur Gut Uxwutsch bis auf die Grundmauern niederbrennen und uns alle umbringen.
Das heißt, sie werden versuchen, uns alle umzubringen«, berichtigte ich mich, als mir einfiel, wie gut meine Magik mich ja vor dem Tod beschützte. Nur zu schade, daß sie nicht auch meine Familie und meine Freunde beschützen würde. Ob ich überhaupt weiterleben wollte, nur um mitanzusehen, wie sie starben?
»Kein Problem«, meinte Scandal. »Ich habe einen Plan.«
»Was denn?«
»Wir laufen weg.«
»Das ist doch kein Plan!«
»Dann laufen wir eben sehr, sehr schnell weg.«
»Schon besser. Nur schade, daß er nicht funktionieren wird. Paps würde Gut Uxwutsch niemals aufgeben, und Mama würde niemals Paps aufgeben.«
»Ach, das ist aber lieblich«, sagte der Kater. »Auf meiner Welt haben wir einen besonderen Namen für Leute, die so treu sind.«
»Was denn?«
»Tot.«
Ich wurde grimmig. »Nein, nicht solange ich noch hier bin.«
»Kendar, Baby, Zückerchen, Süßer, mein Püppchen, vertrau mir! Du kannst mit deiner Magik keine ganze Armee aufhalten«, säuselte Scandal.
»Ich kann es immerhin versuchen.«
»Das hat mein Onkel Fluffy auch gemeint, als Tante Knuddelchen ihm
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