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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Blick zu. »Er ist verrückt!«
    »Na und?« Paps war unbesorgt.
    »Wir können uns keinen verrückten König leisten!«
    »Ach, komm schon, Hauptmann, das wäre ja wohl nicht das erste Mal, bei Wedwel!«
    »Stimmt, aber die verrückten Könige, die wir bisher hatten, waren schon von Anfang an verrückt. Da wußte man wenigstens gleich, woran man war. Als Hauptmann der königlichen Leibwache pflegte ich immer, einen von denen aufzusuchen, und dann sagte er zu mir:
    >Bamf, heute möchte ich, daß die Männer ausziehen und ganz Orbix erobern.< Dann pflegte ich mich ganz zackig zu verneigen und zu antworten: Jawohl, Euer Majestät<, und dann verließ ich den Raum und kehrte eine Stunde später wieder.
    Dann fragte der König mich: >Und, hast du ganz Orbix erobert?< und dann antwortete ich gewöhnlich: >Jawohl, Euer Majestät, und ich habe Euch von unserer Reise auch ein nettes kleines Geschenk mitgebrachte Dann gab ich ihm ein Spielzeugboot oder ein Holzschwert oder so etwas. Das machte ihn glücklich, und ich war es auch.«
    Der Hauptmann seufzte mächtig schwer. »Aber wenn man sich einen vollkommen funktionstüchtigen König vorknöpft und den dann nachträglich verrückt macht - na ja, man kann doch schließlich nie wissen, ob seine Majestät auch wirklich immer verrückt bleiben wird, nicht wahr?
    Könnte ja sein, er befiehlt mir eines Tages, Orbix zu erobern, nur daß er es diesmal ernst meint, und zum Teufel mit sämtlichen Spielzeugbooten des Königreichs! Wie sehe ich denn dann aus, na?
    Ich bin schließlich Berufssoldat, und so etwas lasse ich nicht zu. Das ist doch unzuverlässig, ist das doch!«
    »Na, na, mein guter Mann«, antwortete Paps. »Kein Grund, sich gleich aufzuregen. König Steffan ist jetzt vollkommen verrückt, und ich gebe dir gern mein Wort als Edelherr, daß er es auch bleiben wird.«
    Hauptmann Bamf musterte ihn mißtrauisch. »Moment mal! Hat er sich das etwa dadurch eingefangen, daß ihr ihn einfach auf dem Boden habt rumliegen lassen?«
    »Er hat nur einen kleinen Schlag auf den Kopf bekommen«, antwortete mein Vater und versuchte, die ganze Angelegenheit damit beiseite zu wischen.
    »Mit einem Tagesauge«, warf Scandal ein. »Klatsch, voll auf die Stirn.«
    »Was? Er ist von einer Blume getroffen worden, und das da ist alles, was von ihm übrig ist?« Hauptmann Bamf war so schockiert, daß er nicht einmal bemerkte, mit einer Katze zu sprechen. »Ich habe ja schon immer gesagt, daß die königliche Familie viel zu verdammt lange ständig Inzucht mit ihren Vettern und Basen betreibt, aber auf mich hört ja keiner!«
    »Komm, Soldatenjunge, das war doch kein richtiges Tagesauge.
    Siehst du diesen bärtigen Knilch da drüben?« Mit einem Nicken wies Scandal zu Zoltan hinüber, der immer noch von Grym und Mysti festgehalten wurde. Sein spitzer Zaubererhut war zerknautscht und geknickt, seine Kutte wies einige kleine Risse auf, aber er nahm die Sache ganz gelassen. Viel zu gelassen.
    »Ja, sehe ich.« Hauptmann Bamf hatte das Gesicht eines schlachterprobten Veteranen: die Nase an verschiedenen Stellen gebrochen, die Haut sonnengegerbt, narbenübersät und voller Bartstoppeln. Wenn er die Stirn runzelte, machte es den Eindruck, als würde gleich ein Gewitter losbrechen.
    »War der das, der Seine Majestät niedergestreckt hat?«
    »Na ja, das war der, der den Löwenzahn der Verderbnis vollgezaubert hat«, antwortete der Kater. »Er hat sich einen Höhlenmenschenzwerg gekauft, um die Blume dann zu werfen, aber es war seine Idee, seine Blume, und falls du schlauer sein solltest, als du aussiehst, auch sein Hals.«
    »Ich gestehe es.« Zoltan errötete nicht einmal. »Es ist genauso geschehen, wie das Tier sagt.«
    »He! Wen nennst du da ein Tier?« wollte Hauptmann Bamf wissen.

    »Ach, komm schon, Landser!« Scandal knuffte Bamf am Bein. »Nun brech dir nicht gleich einen Zacken aus der Krone. Er meint doch mich.«
    »Ach ja?« Der Hauptmann musterte den Kater. »Und aus was für einer Art von Alptraum bist du entsprungen, freches Freundchen?«
    »Los Angeles.«
    Hauptmann Bamf erblaßte und machte eine hastige Geste, um das Böse abzuwehren. »Komm mir bloß nicht mit irgendwelchen mystischen Worten der Macht, du Mißgeburt aus der Achselhöhle eines Drachen! Selber Lois Ann Jellies!«
    »Er ist eine Katze«, sagte ich.
    »Das behauptet er?« Der Hauptmann schielte Scandal mit einem Auge an. »Hat er eine Genehmigung dafür?«
    Zoltans Stimme ergoß sich über uns, so geschmeidig wie Sirup und

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