Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
daß ich jetzt davonziehe und zulasse, daß Meister Thengors ganze Magik bei dir versauern kann, du nutzloser Wicht?«
    »Och, ich denke schon, daß ich sie gut nutzen werde«, konterte ich.
    »Schließlich verfüge ich ja nicht über Meister Thengors ganze Magik, erinnerst du dich? Da draußen ist noch eine ganze Menge von seiner ursprünglichen Magik verstreut und wartet darauf, daß ich sie nach Hause zurückführe. Ich freue mich schon richtig auf das Abenteuer, sie wieder einzuholen, bevor sie sich zu wilder Magik zurückentwickelt.«
    Zoltans Gesicht wirkte plötzlich verkniffen und blaß. »Du weißt davon, daß gezähmte Magik verwildern kann?«
    Jetzt war ich an der Reihe, das widerliche Grinsen aufzusetzen. »Ich habe eine Menge über Magik gelernt, dank Mutter Krötenhauch und meiner Freunde, und ich werd’ noch mehr lernen. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob ich wirklich Zauberer werden möchte. Vielleicht werde ich das ganze Zeug eines Tages auch abstoßen, aber eins kann ich dir sagen: Sollte dieser Tag tatsächlich einmal kommen, gebe ich sie bestimmt nicht an einen habgierigen, machtbesessenen Magik-Molch wie dich weiter!«
    Ich erwartete, daß Zoltan mir einen Fluch oder wenigstens etwas Spucke ins Gesicht schleudern würde. Ich erwartete, daß er knurren und fauchen und sich davonschleichen würde, finstere Verwünschungen murmelnd. Statt dessen blinzelte er nur und sagte:
    »Ich verstehe.« Dann machte er kehrt und schlenderte gelassen zu den in einer Gruppe dastehenden Dorfkindern hinüber.
    Ich fragte mich, was er wohl im Schilde führte. Gerade wollte ich der Sache nachgehen, als mich jemand von hinten ergriff und in einer gewaltigen Umarmung zu sich herumriß. »Lieber Junge!« sprudelte Mutter Krötenhauch förmlich. »Ich wußte doch, daß du es für mich schaffen würdest!«
    »Alles in Ordnung?« fragte ich.
    »War noch nie besser, Kind. Dein Vater führt immerhin eins der besseren Verliese.«
    »Das wird er sicherlich gern hören.«

    »Du liebe Güte, ich hoffe nur, dieser königliche Empfang dauert nicht allzu lange«, fuhr die Hexe mit einem Blick auf die Menge fort.
    »Ich möchte gern zu meiner Hütte zurück.
    Ich muß noch so viel Arbeit mit meinen Seifen nachholen, und der liebe kleine Norris sehnt sich bestimmt ganz fürchterlich nach mir.«
    »Überraschung!« schrie Grym. Er lüpfte das Tuch über einer der Erfrischungstafeln und sprang beiseite, als Norris auch schon hervorschoß, mit wedelnden Tentakeln und vor unkontrollierbarer Freude miauend. Mutter Krötenhauch ging in einer Lawine purpurner Saugnäpfe und Barthaare unter.
    Mir war ziemlich klar, daß ich mir mein Gespräch mit der Hexe für eine Weile würde abschminken können. Das spielte aber keine Rolle.
    Ich genoß es, etwas Zeit zu haben, um mich umzusehen und zu erfahren, was meine Familie noch alles unternommen hatte, um den König willkommen zu heißen, wenn man einmal von der Umwidmung von Tante Grativas Spruchband absah.
    Jetzt, da der Prozeß vorüber war, eilten die Diener emsig auf dem Vorderrasen von Gut Uxwutsch hin und her. Einige trugen den größten, prunkvollsten Sessel, den wir besaßen, andere zerrten das Schafott herbei, um eine Bühne daraus zu machen. Ich sah, daß Mysti in ein hitziges Streitgespräch mit Thorgit, unserem Haushofmeister und Klopp-Knopf-Trainer, verwickelt war. Er wollte ihren Teppich dazu verwenden, die Plattform des Königs damit auszulegen; und sie wollte ihm die Nase abreißen, falls er das versuchen sollte.
    Strunk und seine beiden Hilfsgärtner luden den Leichnam des Dämons in eine Schubkarre und fuhren damit zum Mulchhaufen davon.
    »Da bist du ja, Kendar!« Mamas Hände stürzten sich auf mich wie zwei Donnerkeile. »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach so wegzulaufen und auch noch deinen Bruder mitzunehmen? Wie konntest du nur deinen armen Vater und mich so im Stich lassen, daß wir ganz allein einen Hexenprozeß durchführen mußten? Und dann auch noch den König einzuladen, ohne mir vorher auch nur andeutungsweise Bescheid zu sagen …!«
    »Mama, ich …«
    »Ach, mach dir gar nicht erst die Mühe, es zu erklären. Als Mutter gewöhnt man sich eben irgendwann an seine undankbaren Kinder. Ich habe mein armseliges Bestes gegeben, mehr nicht, und das muß einfach genügen.« Sie griff in ihren Ärmel und wischte sich die trockenen Augen mit einem Spitzentaschentuch.
    »Sieht doch prima aus, Mama, ehrlich.«
    »Meinst du wirklich? Es war ja so wenig Zeit

Weitere Kostenlose Bücher