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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Erfahrung brachte, wie man wilde Magik einsammeln und zähmen konnte. Seine Beherrschung ging sogar so weit, daß er sich selbst unsterblich machen konnte. Natürlich hat er sich dadurch ein paar Meuten neidischer Feinde geschaffen.
    Meister Murps gehörte auch zu ihnen. Er studierte sehr fleißig und wurde zu einem beinahe ebenso großen Zauberer wie Meister Uvom.
    Dann forderte er ihn zum Duell, der Sieger sollte alles bekommen. Es war furchtbar. Ganze Kontinente wurden dabei zerstört. Die Meere kochten. Die Sterne am Himmel standen plötzlich still. Tiere brachen lichterloh in Flammen aus. Frauen trugen kurze Röcke. Und dann kam es zu einem allerletzten Ausstoß Magik - und die Sache war vorbei.«
    »Jede Wette, daß Meister Uvom gewann.«
    »Niemand hat gewonnen«, widersprach ich. »Meister Uvom überlebte ein paar Sekunden länger als Meister Murps, sofern das irgend etwas zu bedeuten hat. Es war eine Katastrophe, die fast den gesamten Planeten ausradierte.
    Die wenigen Zauberer, die sie überlebten, nannten es den Großen Unfall, und wir reden noch heute nicht gern darüber. Jeder Zauberer auf Orbix muß Meister Uvoms letzte Worte >Laßt euch das eine Lehre sein< über jedem Herd in seinem Haus anbringen, und schon bald wurde es eine allgemeine Mode, sie sich über dem Kamin schnitzen zu lassen, der fast jeder Hausbesitzer auf Orbix nachkam - jedenfalls jene, die Kamine hatten. Nicht, daß sie wirklich gewußt hätten, was das Ganze zu bedeuten hatte.« Ich auch nicht, jedenfalls bis vor kurzem.
    »Murps und Uvom haben nur auf die harte Weise gelernt«, bemerkte Scandal.
    »Vorn Lernen haben sie nicht mehr viel gehabt - es war ein scheußlicher Tod, und in Folge ihrer letzten Schlacht wurde Orbix so stark von Magik durchtränkt, daß die Welt seitdem ihre eigene Gestalt nicht mehr unter Kontrolle hat.« »Mensch, an wen erinnert mich das nur?« bemerkte der Kater wie nebenbei.
    Ich wußte, daß er mich meinte, und das gefiel mir überhaupt nicht.
    Natürlich hatte er recht: Wenn Orbix sich so viele Zeitalter nach dem Großen Unfall immer noch nicht wieder richten konnte, welche Chance hatte ich dann wohl, jemals wieder normal zu werden? Was aber noch lange nicht bedeutete, daß ich ausgerechnet ihn dazu brauchte, mich daran zu erinnern.
    Plötzlich fühlte ich mich furchbar müde. Ich suchte mir einen Baum - kein allzu großer Akt in einem Wald - und lehnte mich im Sitzen mit dem Rücken dagegen, den Kopf auf die Knie gelegt. Der Große Unfall, lächerlich! Meiner war viel größer. Ich sah so lange nicht mehr auf, bis ich plötzlich etwas Warmes und Pelziges spürte, das sich an meinen Knöcheln rieb.
    »Kopf hoch, Sportsfreund!« Scandals Schnurrbarthaare stellten sich kräuselnd auf. »Eins hast du vergessen: Orbix hatte nicht mich auf seiner Seite.«
    »Welch ein Trost«, murrte ich.
    »Ach, komm schon, Jungchen! Ich habe doch gesagt, daß ich dir helfe.«
    »Klar, solange du dir dabei selbst hilfst.«

    Scandal legte die Ohren an und sagte mit knirschender Stimme:
    »Verdammt, Jim, ich bin eine Katze und kein Philantrop!«
    »Ich heiße Kendar, nicht Jim. Und ich weiß auch nicht, was ein Philantrop …«
    TZING!
    Der Pfeil schoß so dicht vorbei, daß mir sein gefiedertes Ende ins rechte Ohrläppchen schnitt, bevor er sich hinter mir in den Baum bohrte. Scandal zischte. Gryms Schwert fuhr schnarrend aus der Scheide. Der Barbar knurrte und ging in Kampfstellung.
    Ein Dutzend hochgewachsener schlanker Körper fiel von den Bäumen herab. Alle hielten sie scharfgemachte silberne Langbögen auf uns gerichtet. Spitze Ohren und riesige geschlitzte laubgrüne Augen schauten durch goldenes Haar von solcher Länge und Dichte hervor, daß ich nur staunen konnte, wie sie genug sehen konnten, um mit ihren Waffen auch noch zu zielen. Einer von ihnen sprach uns in einer melodischen Sprache an, die ich nicht verstand.
    Na ja, eigentlich nicht wirklich melodisch. Eher zwitschrig. Quiekig.
    Wie damals, als wir in Edelfrau Inivrias Orgelpfeifen Mäuse aussetzten.
    »Wer ist das?« flüsterte ich.
    »Und wie, zum Teufel, konnten sie sich in den Bäumen verstecken, wo sie doch alle rosa Strumpfhosen tragen?« erwiderte Scandal flüsternd. »Noch dazu mit Rüschen.«
    Grym schien die Antwort darauf zu wissen. »Aiiieeehh!« rief er.
    »Welfies!« Grabräuber fiel ihm aus den Händen. »Wir sind alle tote Männer.«

KAPITEL 12
    »Hättest du vielleicht die Güte, dies Gelicht zu löschen?« forderte Grym. Er klang richtig

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