Esther Friesner
war gut, daß die Käseburger mir noch einen zusätzlichen Mop zum Geschenk gemacht haben«, sagte Mutter Krötenhauch und sah zu, während ihr Tintenfisch die Dielen schrubbte.
»Murf«, bestätigte das Tier und warf mir dabei einen vernichtenden Blick zu.
»Tut mir leid«, sagte ich errötend. »Ich habe versucht, einen Eimer zu finden.«
»Ist ja nichts passiert, Liebchen«, erwiderte die Hexe. Und an ihr Haustier gewandt: »Das genügt schon, Norris.«
»Rrrow!« sagte der Oktopus. Er beendete das Schrubben, wrang den Mop aus und verstaute ihn, dann schlüpfte er zurück ins Nebenzimmer, um sich um die Kessel zu kümmern.
Nun widmete Mutter Krötenhauch ihre Aufmerksamkeit wieder mir.
»So, und wenn du dich jetzt dazu imstande siehst, wir haben da ja noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«
»Was für eine Kleinigkeit?«
»Deine Ehefrau.«
»Wer?« Es fiel mir immer noch schwer, Mysti mit dieser Bezeichnung zu verbinden.
»Das süße kleine Welfie-Mädchen. Die hat inzwischen am ganzen Leib ein Zickzackmuster entwickelt. Schwarze und goldene Zickzacklinien. Ach, hab’ ich übrigens den Fisch schon erwähnt?«
»Was denn für einen Fisch? Hat Mysti sich in einen Fisch verwandelt?« Es hätte mich nicht im geringsten überrascht.
»Nein, aber irgendwie scheint ihr oben am Kopf ein Fisch gewachsen zu sein. Ein Lachs, glaube ich.«
»‘s ist eine Forelle«, berichtigte Grym sie hinter dem blauen Vorhang.
»Na ja, ich habe noch nie behauptet, eine Fischkennerin zu sein«, rief Mutter Krötenhauch zurück. Dann ergriff sie mein Handgelenk und sagte forsch: »Komm mit. Es wird Zeit, daß du deine Magik endlich für etwas Nützliches einsetzt.«
Ich spürte plötzlich einen Schmerz in der Brust. »Du meinst … um Mysti zu heilen?«
»Nur, falls du in Stimmung bist, ihr Leben zu retten«, antwortete die Hexe mit einem bösartigen, sarkastischen Unterton.
»Aber ich dachte … ich dachte, du würdest das tun.
Könntest du nicht … hast du nicht vielleicht die richtige Salbe dafür?
Wenn du Welfie-Bogenschützen kleinmachen kannst, dann mußt du doch auch Welfie-Zauber aufheben können.«
»Muß ich das?« Mutter Krötenhauchs Miene wirkte undurchdringlich. »Und was, wenn ich das nicht kann? Willst du sie etwa einfach sterben lassen?«
»Ich will nicht, daß sie stirbt«, warf ich hastig ein. »Aber ich kann auch nichts dagegen tun.«
»Nichts«, stimmte sie zu, »wenn du es gar nicht erst versuchst. Tut mir leid, aber das kann ich nicht zulassen. Komm mit.« Sie zerrte mich hinter den Vorhang.
Grym und Scandal erwarteten uns bereits in dem Alkoven, wo Mysti auf Mutter Krötenhauchs Bett lag. Die Katze saß oben am Kopf teil, das die Form einer Eule mit ausgebreiteten Schwingen hatte. Grym hatte sein Schwert in der Hand, als wollte er zur Not mit dem Tod selbst einen Zweikampf ausfechten. Die Hexe hob die Decken ein Stück, um den Zustand ihrer Patientin zu überprüfen.
Es sah gar nicht gut aus. Mysti hatte aufgehört, die Farbe zu wechseln, und ich konnte auch weit und breit keinen Fisch ausmachen; dafür lag sie totenbleich und völlig still da. Mutter Krötenhauch griff ins Kissen und holte ein Federknäuel hervor. Als sie es Mysti unter die Nase hielt, bewegten die Federn sich kaum. »Es ist fast vorbei.« Sie klang resigniert.
»Was kann ich denn tun?« jammerte ich. »Sag es mir doch!
Alle Magik, die ich habe, ist nutzlos. Ich weiß nicht, wie ich sie dazu bringen soll, das zu tun, was ich will. Wenn ich das könnte, würde Mysti doch jetzt nicht im Sterben liegen, das schwöre ich! Sie wäre nicht einmal verheiratet!«
»Er sagt die Wahrheit«, bestätigte Scandal. »Wenn man ein Pferd besitzt, heißt das noch lange nicht, daß man es reiten und damit das Rennen gewinnen kann. Du kannst es mir glauben, Kendar ist wirklich keine große Magik-Nummer. Ab und zu landet er mal einen Glückstreffer, aber du weißt ja, was man sich von kaputten Uhren erzählt: Zweimal am Tag gehen die auch richtig. Wenn er wüßte, wie er benutzen könnte, was er hat, wäre Mysti jetzt nicht hier, und von uns anderen auch keiner.«
»Tatsächlich?« Mutter Krötenhauch wirkte perplex.
»Wahrhaftig?« Sie blickte Grym zustimmungsheischend an.
»Bei meinem Schwert, glaubst du denn, ich würde immer noch leiden unter diesem Gesicht, wär’ Meister Kendar uneingeschränkt imstande, über alle die Magik zu gebieten, die er sein eigen nennt?« fragte der Barbar.
»Aber … aber das ist doch so ein
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