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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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sind stolz auf unseren Bruder, das sind wir. Wenn er so weitermacht, bekommt er vielleicht eines Tages sogar noch eine Stelle beim Staat.«
    »Ich verwandle euch gleich alle in Kröten, und den Beamtenapparat gleich dazu, wenn ihr nicht bald in die Pötte kommt«, drohte Mutter Krötenhauch.
    »Schon gut, schon gut, reg dich doch nicht gleich so auf«, warf Lorrinz ein, trat vor und begann zu murmeln: »Tötet die Hexe, tötet die Hexe, töten, töten, tötet die - nein, Moment mal, das war anders.
    Ich glaube, wir haben zwanzigmal Tötet-die-Hexe gesagt und sind dann erst zum einfachen Töten-Töten-Töten übergegangen. Richtig!
    So war das!
    Alles hört auf mein Kommando, jetzt kommen dreimal Töten-TötenTöten, genau, und dann kommt Weh-uns-wir-können-nicht-denn-sie-ist-mächtiger-als-wir, und dann ist sie an der Reihe. Alles klar?« Er hob die Hand und senkte sie in einem wunderschönen Bogen.
    »Töten! Töten! Töten!« rief der Mob auf Stichwort, dann hielten alle inne, zogen gemeinsam entsetzt die Luft ein und intonierten: »Weh uns, wir können nicht, denn sie ist mächtiger als wir.« Sie hörten sich ungefähr so blutrünstig an wie einige von meinen früheren Mitstudenten an Meister Thengors Akademie, wenn sie die Periodentabelle der Elementale aufsagten.
    Mutter Krötenhauch schien nichts dagegen zu haben. Sie räusperte sich und erwiderte: »Ho, törichte Dörfler, die ihr mich herausfordert!
    Nun müßt ihr für eure Torheit büßen …«
    »Äh, gnädige Frau?« Das war Evvon.
    »Was ist denn nun schon wieder los?« bellte die Hexe.
    »Das geht anders«, sagte der Oberdorftrottel in höflichstem Ton. »Du mußt sagen: >Nun müßt ihr für eure Unüberlegtheit büßen<, nicht >Torheit<. Verstehst du, du hast uns ja gerade schon als >törichte< Dörfler bezeichnet, und wenn du jetzt schon wieder >Torheit< sagst, na ja, da fehlt da eben einfach die Vielfalt, und das klingt dann so, als würdest du dir nicht allzu viele Gedanken darum machen …«
    Mutter Krötenhauch schob eine Hand in eine kleine Gürteltasche und hielt Evvon einen Riegel grüner Seife entgegen. »Hier, halt das mal«, sagte sie. Er nahm ihn entgegen, ohne nachzudenken, was man von einem Oberdorftrottel ja auch erwarten durfte. Im nächsten Augenblick hockte eine fette Kröte zu Füßen der Hexe auf einem Riegel grüner Seife.
    »Noch irgendwelche Fragen?« fragte Mutter Krötenhauch.
    Es gab keine.
    So konnte sie ihre Rolle ohne weitere Unterbrechung spielen.
    Eigentlich war alles sehr einfach: Die Dorfbewohner gaben vor, aufgekreuzt zu sein, um die Hexe zu töten, die Hexe wollte sich nicht töten lassen und wurde wütend, aber durch einen glücklichen Zufall hatten die Dörfler haufenweise Geschenke dabei, mit denen sie die Hexe im letzten Augenblick umzustimmen vermochten, damit sie Käseburg nicht in Krötensuhl verwandelte.
    »Du meine Güte«, sagte Mutter Krötenhauch, als die Leute säcke-und kistenweise frisches Obst, Gemüse, Fleisch und andere Vorräte vor ihr aufbauten. »Ja, ja, das genügt. Ich bin nicht mehr böse. Jetzt könnt ihr alle in Frieden und Sicherheit nach Hause zurückkehren.«
    Die Käseburger wichen zurück, senkten die Mops und zupften respektvoll an ihren Stirnlocken. Lorrinz zögerte es lange genug heraus, den Riegel grüner Seife unter seinem Trottelbruder wegzutreten, worauf Evvon wieder seine frühere Gestalt annahm. Die Hexe hatte keine Einwände.
    »Ach so, einen Augenblick noch!« rief sie ihnen hinterher.
    »Wenn ihr die linke Abzweigung auf dem Weg zum Staunehuschteich nehmt, könnte es sein, daß ihr dort eine Kiste voll Seife und Salben findet, die gegen die lästigen kleinen Wehwehchen helfen, unter denen ein paar von euch lieben Leuten ja leiden.
    Vermute ich mal. Ich sage nicht, daß ihr tatsächlich eine solche Kiste vorfinden werdet, und natürlich habe ich auch nicht die leiseste Ahnung, wie sie dort hingekommen sein könnte, aber …«
    Wie eine Tonne Kröten fielen mir die Schuppen von den Augen.
    »Das ist ja alles nur eine einzige Tauschaktionl« platzte es aus mir heraus. »Dieses ganze Zeug von wegen >Tötet die Hexe!< war nur dazu da, damit ihr Lebensmittel gegen Salben tauschen konntet?
    Wedwel steh mir bei, warum denn nur?«
    »Warum?« wiederholte Evvon und warf mir einen mißtrauischen Blick zu. »Hör mal, du bist doch wohl nicht zufälligerweise hier, um mich und meine Brüder arbeitslos zu machen, oder? Denn hier in Käseburg, da stehen wir ganz und gar nicht auf

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