Eternal - Die Geliebte des Vampirs
urteilen.
Fin hörte ein Geräusch auf der Treppe hinter sich und drehte sich um. Es war einer seiner Polizisten.
»Ich habe ein Paar Herrensandalen und ein T-Shirt unter der Strandpromenade gefunden, gleich dahinten.« Er zeigte auf einen Punkt unterhalb der Treppe. »Die Mutter hat gesagt, das Opfer trug ein graues T-Shirt der Salisbury-Universität und neue braune Sandalen von Rainbow. Hat sie gestern bei Hilly’s gekauft.«
Fin brauchte nicht zu fragen, ob das Shirt und die Sandalen der Beschreibung der Mutter entsprachen. Er ging wieder in die Hocke, bis er auf Augenhöhe mit Trey war. Nur Fins Augen standen offen; die von Trey waren zu.
»Hast dich unter der Strandpromenade flachlegen lassen, was?«, fragte Fin sanft. »Süß.« Er nickte. »Und was war dann?« Er musterte die Badehose des Toten. Der Killer hatte sie abgespült – weshalb sie nicht sandig war –, aber nicht besonders sorgfältig. Fin entdeckte den verräterischen Salzwasserfleck. »Danach wart ihr schwimmen? Macht sie es dort? Sie vögelt dich, und dann bringt sie dich dazu, ins Wasser zu gehen. Vielleicht nackt?«
John, der hinter Fin stand, räusperte sich verlegen. Vielleicht gefiel ihm der Gedanke nicht, dass sein Vorgesetzter mit Toten sprach. Nicht mal, wenn er nur vorübergehend sein Vorgesetzter war.
Fin ignorierte ihn.
»Du hast gedacht, das sei die beste Nacht deines Lebens, oder, Trey? Genau bis zu dieser letzten Sekunde, als sie dich gebissen und dir das Blut ausgesaugt hat?« Fin dachte einen Augenblick nach, dann stand er auf und drehte sich zu John um. Er war dankbar, dass er eine Sonnenbrille trug, sonst hätte sein Officer den verräterischen Schimmer in seinen Augen bemerkt.
»Ich will jeden, der nicht gebraucht wird, um diesen Jungen wegzubringen. Ich will, dass ihr nach Schleifspuren zwischen dem Meer und dieser Treppe hier sucht.« Er machte eine ausladende Geste. »Dieser Junge ist im Wasser gestorben, und jemand hat ihn hierhergetragen oder -gezogen.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte John langsam. »Die Strandreinigungsmaschine ist heute Morgen um halb fünf schon gefahren. Ich habe angerufen und nachgefragt.«
»Sucht trotzdem den Strand ab. Um halb fünf war Malachy entweder noch betrunken oder zumindest verkatert. Wir bekommen immer wieder Beschwerden, dass er Abschnitte ausgelassen oder Müll liegengelassen hat oder über einen Abfalleimer gefahren ist. Fangt hier an und arbeitet euch nach Norden und Süden vor. Es würde Sinn machen, ihn diese Stufen hier heraufzubringen, aber das bedeutet nicht, dass es auch tatsächlich so gewesen ist.«
John nickte und ging weg. Fin blieb zurück. Er blickte über den Strand bis zum Wasser. Vor seinem geistigen Auge sah er, was hier vorgefallen war. Er hatte Vermutungen gehabt. Nun gab es keinen Zweifel mehr, nicht, nachdem Treys T-Shirt und Sandalen entdeckt worden waren. Fin wusste nicht, warum er es nicht vorher schon begriffen hatte, aber er wusste jetzt, warum er bei den ersten beiden Mordfällen nie den Tatort gefunden hatte. Weil er nicht mehr existierte. Er war von den Gezeiten weggespült worden.
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Kapitel 22
N ach einem schnellen Mittagessen im Diner überquerte Fin die Straße und ging Richtung Polizeiwache. Er hielt den Kopf gesenkt und wehrte sich mit aller Kraft gegen das Gefühl der Niederlage. Fia hatte heute Morgen angerufen und gesagt, dass sie mit ihm reden müsse und heute Abend nach Clare Point komme – oder spätestens morgen früh. Sie hatte geheimnisvoll getan, und ihn hatte das Gefühl beschlichen, dass ihr Besuch beruflicher, nicht privater Natur war. Trey Clines Tod war erst drei Tage her, aber diese Zeit genügte dem FBI , um zu beschließen, seine Nase in Dinge zu stecken, in denen sie der Clan lieber nicht gesehen hätte. Hoffentlich hatte Fia eine Möglichkeit gefunden, sich in den Fall hineinzumogeln; immerhin galt sie als Expertin für Serienmörder. Wenn Fia den Fall im Namen des FBI übernahm, würde sie den Clan schützen können. Am Ende bliebe das Wohl des Clans gewahrt. Fin wünschte, er wäre derjenige, der das bewerkstelligen würde.
Für Fin gab es keinen Zweifel mehr – der Killer war ein weiblicher Vampir. Nach der Beweislage und dem, was Fin sich hatte zusammenreimen können, hatte Trey Sex mit einer Frau gehabt, unmittelbar bevor er gebissen worden war. Anschließend hatte man ihm – wie den anderen – die Kehle aufgeschlitzt. Seiner Vermutung folgend, hatte Fin seine Polizisten den Strand
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