Eternal - Die Vampire von Clare Point
einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf eingeschlagen worden war. Wenn man die Blutspritzer berücksichtigte, musste es etwas Hartes gewesen sein; Baseballschläger und Kanthölzer waren beliebt bei Mördern vom Land. Fia wusste nicht genau, wie ein Gerichtsmediziner in Fällen wie diesem – wenn der Kopf verschwunden war – herausfand, wie die Person gestorben war. Aber letzte Woche war Dr. Caldwell zuversichtlich gewesen, dass es ihm gelingen würde. Es hatte damit zu tun, wann das Herz zu pumpen aufhörte, wo das Blut sich sammelte und auf welche Art und Weise. Sie nahm an, dass er bei der Blutanalyse sogar noch ein bisschen besser war als die meisten Gerichtsmediziner.
Hinter »Todesursache« stand nur »Verbluten (akuter Blutverlust infolge Durchtrennen der Halsvene)«.
Sie war so überrascht, dass sie es zweimal lesen musste. Bobby war an dem Blutverlust durch die Enthauptung gestorben?
Sie griff nach dem kleinen Notizbuch auf ihrem Schreibtisch, das sie letzte Woche am Tatort dabeigehabt hatte, blätterte ein wenig und hämmerte ein paar Ziffern in ihr Diensttelefon. Sie arbeitete sich durch ein automatisiertes Spracherkennungssystem vor.
»Special Agent Duncan«, sagte er am anderen Ende der Leitung.
Fia brauchte eine Sekunde, um sich zu sammeln. Seine Stimme erwischte sie kalt. Obwohl sie diejenige war, die angerufen hatte, hatte sie nicht erwartet, dass er so sehr nach Ian klang. Am Telefon sogar noch mehr, als wenn er leibhaftig vor ihr stand.
»Agent Duncan …« Sie kam sich wie ein Trottel vor und setzte noch einmal an. »Glen, hier ist Fia. Fia Kahill.« Das klang genauso albern. Wie viele Fias kannte er wohl?
»Hey«, sagte er. Er schien sich zu freuen, dass er ihre Stimme hörte. »Ich wollte Sie auch gerade anrufen.«
»Ja? Was ist denn los?« Sie war überrascht, wie gelöst er klang. Die Anspannung, die sie in Clare Point gespürt hatte, war offenbar verflogen. Vielleicht hatte er sich endlich damit abgefunden, dass sie diesen Fall zusammen bearbeiteten. Oder vielleicht lag es auch an ihr. Vielleicht war sie entspannter, wenn sie ein paar Kilometer von ihm trennten. Keine Angst mehr, die Kontrolle zu verlieren, wilden, ungehemmten Sex mit ihm zu haben und dann so viel von seinem Blut zu trinken, dass er ein Vampir wurde. Nicht bei all den Rushhour-Staus und Umgehungsstraßen, die zwischen ihnen lagen.
»Nein, Sie zuerst«, sagte er. »Sie haben angerufen.«
»Haben Sie den Bericht des Gerichtsmediziners erhalten? Er kam gerade per Mail. Sie müssten auch eine bekommen haben«, sagte sie mit Blick auf ihren Monitor.
»Warten Sie. Ich habe meine Mails heute Morgen noch gar nicht abgerufen. Ich hasse E-Mails.«
»Ich liebe E-Mails«, sagte sie, während sie dem Klacken seiner Tastatur lauschte.
»Das ist doch nur Beschäftigungstherapie.«
»Ich liebe Beschäftigungstherapie«, gab sie zurück. Ihr Gespräch hörte sich fast wie ein Flirt an. Er war gut gelaunt. Sie überlegte, ob er letzte Nacht vielleicht flachgelegt worden war. Danach hatte sie jedenfalls immer gute Laune. Seitdem sie zu Dr. Kettleman ging, waren ihre Gute-Laune-Tage allerdings seltener geworden. Sie hatte noch immer ein kleines Problem damit, dass sie ab und zu Menschen anzapfte, aber den Sex mit Fremden hatte sie weitgehend eingestellt. Sie hielt das für einen Fortschritt.
»Da haben wir sie«, sagte Glen. Er schwieg eine Sekunde, und Fia überlegte, ob sie etwas sagen sollte. Egal was, nur um den Plauderton aufrechtzuerhalten, auch wenn das nicht leicht war, wenn man bedachte, weshalb sie angerufen hatte. Sie ließ ihn den Autopsiebericht in Ruhe lesen.
»Wollen die uns verarschen?«, entfuhr es ihm. »Sorry«, fügte er schnell hinzu.
»Sie haben recht. Ich habe diese Formulierung noch nie gelesen«, entgegnete sie. »Glauben Sie das?«
»Lese ich gerade wirklich, wovon ich denke, dass ich es lese? Der Postmeister ist daran gestorben, dass man ihm den Kopf abgeschnitten hat?«
»Scheint so«, sagte sie, und die Last dessen, was geschehen war, senkte sich wieder auf ihre Schultern herab.
Er war eine Minute lang still. Sie hatte das Gefühl, dass er – auch wenn er nicht das volle Ausmaß dessen erfasste, was Bobby zugestoßen war – für diesen Mann, den er nicht gekannt hatte, Mitgefühl hegte. Für seine Familie. Vielleicht sogar für Fia.
»Noch immer nichts aus dem Labor«, meinte er dann. »Ich dachte, dass ich da mal anrufe, sie ein bisschen anschubse, aber ich wollte erst mit Ihnen reden,
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