Eternal - Die Vampire von Clare Point
ihrem Großvater einen hilfesuchenden Blick in der Hoffnung, er würde sie erlösen; aber er war mit seinem Gebäck und dem Kaffee beschäftigt und achtete nicht auf sie. Sie wandte sich wieder Eva zu. »Du warst also in Istanbul. Wie war die Reise?«
»Schön. Aber ich hatte Heimweh, weißt du, besonders nachdem ich es erfahren hatte.« Sie rutschte so weit vor auf ihrem Stuhl, bis ihr Knie das von Fia berührte. »Weißt du, ich dachte, jetzt, da Mahon … weg ist … wird doch eine Stelle bei der Polizei frei. Ich habe über eine Bewerbung nachgedacht. Was meinst du? Glaubst du, dass ich ein guter Cop wäre? Ich meine … Ich weiß ja, dass ich nie so gut werden würde wie du, aber …«
»Ich glaube, es geht los«, sagte Fia erleichtert, als sie sah, dass Peigi Ross mit einem Kugelschreiber an ihren Stuhl klopfte, um auf sich aufmerksam zu machen. Gair war der Clanführer und würde das Oberhaupt des Hohen Rats bis zum Ende aller Tage bleiben – oder bis zu jenem Tag, da Gott den Kahills vergeben und sie nach Hause rufen würde. Je nachdem, was von beidem zuerst eintrat. In der Zwischenzeit wechselten sich die Clanmitglieder reihum beim Vorsitz des Generalrats ab. Peigi war seit etwa fünfzehn Jahren damit betraut.
»Ich weiß, dass wir alle heimwollen. Also: Je eher wir anfangen, desto eher kommen wir hier auch wieder raus«, rief Peigi den letzten Nachzüglern zu, die sich noch am Buffet die Servietten vollluden.
»Tut mir leid«, sagte Fia im Flüsterton.
»Vielleicht können wir uns später noch unterhalten.« Eva schwang ihre Beine übereinander und wandte sich dem Kreis zu. »Ich könnte dir morgen ein Bier im Hill ausgeben.«
Fia lächelte schmallippig und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Peigi. Peigi trug ihr graues Haar in einem Extremkurzhaarschnitt. In ihren weiten Shorts und einem Blümchentop sah sie wie jede beliebige unförmige, ungepflegte Menschenfrau in den Fünfzigern aus. Wenn man sie im Supermarkt oder an der Strandpromenade von Rehoboth Beach traf, hätte man nie geahnt, dass sie die Fähigkeit besaß, allein durch Gedankenkraft eine Schachtel Müsli oder ein fahrendes Auto in Brand zu setzen. Oder dass sie die besten Chicken-Enchiladas machte, die Fia jemals, in jedem einzelnen ihrer Leben, gegessen hatte.
»Ich weiß, dass verschiedene Themen auf der Tagesordnung für heute Abend stehen, aber angesichts von Mahons Tod denke ich, dass wir das meiste davon zwei Wochen hintanstellen können. Sobald Dr. Caldwell die Leiche freigegeben hat, können wir die Totenwache ansetzen. Ich habe heute mit Sarah gesprochen. Sie denkt, dass es Samstagnacht wird. Bei ihnen zu Hause. Natürlich ist jeder willkommen.«
»Und damit ist es erledigt?« Mary Hall stand von ihrem Klappstuhl auf; ihre Augen waren rot und verquollen. »Wir begraben ihn einfach, wie wir Bobby begraben haben?«
»Was ist mit Victor?«, fragte Rob Hall. »Es ist noch keinen Monat her, da ist er so stinkwütend geworden, dass er gedroht hat, mir mit einer Axt den Kopf abzuschlagen. Ihr wisst schon, diese alte Axt, mit der er immer Holz hackt.«
Zustimmendes Gemurmel.
»Ja, was ist mit Victor?«, wiederholte eine Stimme.
»Er ist keiner von uns. Wir alle wissen das«, fuhr Rob fort. »Vielleicht müssen wir uns in diese Richtung orientieren.«
»Lieber in die Richtung dieser kleinen Nutte, das sage ich euch«, fiel Robs Mutter ein. »Diese Shannon. Mir ist egal, was jeder sagt. Ich traue ihr nicht. Und sie ist auch keine von uns.«
»Immer mit der Ruhe. Wir sollten keine voreiligen Anschuldigungen erheben.« Peigi balancierte ein Klemmbrett auf ihren Knien und hob beide Hände. »Victor und Shannon gehören vielleicht nicht von Anfang an zu uns, aber jetzt tun sie’s, und es ist unfair, sie ohne jeglichen Anhaltspunkt zu verdächtigen.«
»Aber es gibt überhaupt keine Anhaltspunkte. Jedenfalls hat man uns das gesagt«, rief jemand in den Kreis hinein.
»Wir können gar nichts tun«, murmelte jemand anders.
»Natürlich können wir. Wir können dafür sorgen, dass es nicht noch mal passiert«, ließ sich Mary Hall wieder hören. Mit ihrem Blick schien sie Fia durchbohren zu wollen. »Nur: Wie stellen wir das an, Special Agent Kahill? Das würde ich zu gern wissen. Wie können wir unsere Lieben beschützen?«
Plötzlich starrten über zwanzig Augenpaare auf Fia. Gedanken schwirrten im Raum umher. Schroff, anklagend, zornig. Sie trafen sie so hart, als wären es Fäuste.
Gair schlürfte neben ihr hingebungsvoll
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