Eternal - Die Vampire von Clare Point
Zur Hölle, ich hoffe, er ist entkoffeiniert, sonst wird das eine schlaflose Nacht.«
Fia sah sich im Raum um. Ratsmitglieder kamen herein, fanden sich zu Gruppen zusammen und sprachen leise miteinander. »Kommt der Doc auch?«, fragte sie, während ihr Blick von einem Gesicht zum nächsten huschte. Die Leute im Raum waren nervös, verängstigt. Man musste nicht übersinnlich begabt sein, um das zu bemerken. Sie konnte es ihrem angespannten Zug um den Mund ansehen und ihrem Lachen anhören, das nicht wirklich echt klang.
Gair schüttelte den Kopf und trug seinen Kaffee und die Serviette mit dem Gebäck zu einem der Klappstühle, die in einem Kreis aufgestellt waren. »Nein, aber er sagt, dass er morgen früh den Autopsiebericht fertig hat. Der toxikologische Bericht wird länger dauern.«
Sie setzte sich neben ihn und holte tief Luft. »Ich rechne nicht mit Überraschungen.«
Gair pustete auf seinen Kaffee. Dann schlürfte er vorsichtig. »Ich auch nicht.«
Sie ließ ihren Blick erneut durch den Raum wandern. Das Museum war in den späten sechziger Jahren erbaut worden, um den aufblühenden Tourismus anzukurbeln. Es stilisierte Clare Point zu einem Piratennest aus frühen Kolonistentagen, mixte dabei munter Fakten mit Fiktion und stellte viele Objekte aus, die auf demselben Schiff wie auch der Clan aus Irland in die Neue Welt gelangt waren. Als das Schiff in einem Sturm auf ein Riff auflief und sie alle an Land gespült wurden, sammelten sie am Strand diese Objekte wie auch die Holzreste vom havarierten Bootsrumpf ein. Sie errichteten ihre ersten Hütten aus den verzogenen Planken; aus Bullaugen wurden Fenster, und das einfache weiße Porzellan, das in den Vitrinen gezeigt wurde, hatte einmal auf ihren Tischen gestanden.
Eine kleine Kolonie von Strandräubern hatte in Verschlägen am Strand gehaust, als die Kahills an Land gespült wurden. Sobald Gair diesen Ort zum Ziel ihrer Reise erklärt hatte, hatten die Kahill-Frauen die Zähne gebleckt und die Männer mit den Schwertern gerasselt, und die Piraten, die ihren Lebensunterhalt damit bestritten, Schiffe auf die Felsen zu locken, waren nach Süden, nach Virginia gezogen, wo es sicherer für sie war.
Die Glasvitrinen des winzigen Museums, an denen kleine Zettel mit Aufschriften, manchmal auch mit humorvollen Zeichnungen klebten, waren voller Porzellan, Messingkerzenleuchter und anderen gesammelten Werken, die zumeist vom Schiff stammten; manches davon war allerdings Diebesgut, das die Piraten bei ihrer eiligen Flucht aus der Vampirkolonie zurückgelassen hatten. Es gab auch eine kleine Abteilung mit Pfeil- und Speerspitzen aus der frühen Geschichte der Gegend, als die amerikanischen Ureinwohner hier gejagt und gefischt hatten. Einige Stücke waren auf der runden Tafel ausgestellt, die aus der Kapitänskajüte stammte; es war dieselbe Tafel, die der Hohe Rat zur
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benutzte.
Wenn das Museum geöffnet war, lief in einer Ecke des Raums ein fünfminütiger Film; außerdem gab es einen kleinen Andenkenladen gleich bei den Toiletten. Er verkaufte Plastikschwerter, Augenklappen, Falschgeld, Tomahawks und andere Souvenirs. An Regentagen in den Sommermonaten machte das Museum überraschenderweise ordentlich Umsatz.
»Fee …«
Sie fühlte eine kleine Hand auf ihrer Schulter. Als sie sich umdrehte, sah sie eine große, gertenschlanke Rothaarige mit stachelförmigem Kurzhaarschnitt und dickem schwarzem Lidstrich vor sich. Fia musste schnell ihre Gedanken abschirmen und ein Stöhnen unterdrücken. »Eva.«
Die Frau, die Ende zwanzig sein musste, knetete Fias Schulter. »Schön, dich zu sehen«, säuselte sie. »Ich habe erfahren, was hier los ist, als ich in Istanbul war. Ich bin sofort zurückgekommen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer das für dich sein muss.«
Fia beugte sich vor, um Evas Berührung zu entkommen. Die Frau, eine erklärte Lesbe, stand seit mindestens hundert Jahren auf Fia, vielleicht auch länger. Nicht, dass Fia etwas gegen Lesben gehabt hätte. Eva tat ihr sogar leid, zumal sie eine von nur zwei Lesben im Kahill-Clan war. Aber es war eben nicht Fias Ding, und Eva gab sich mit einem Nein als Antwort nicht zufrieden.
»Es ist für uns alle schwer.« Sie wollte sich wieder zu ihrem Großvater drehen, aber Eva schlüpfte auf den freien Stuhl neben Fia.
»Aber doch besonders für dich«, sagte sie mit Nachdruck. »Du weißt, ich habe dich immer bewundert, Fia. Du warst schon immer eine starke Frau.«
Fia ächzte innerlich und schickte
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