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Eternal - In den Armen des Vampirs

Eternal - In den Armen des Vampirs

Titel: Eternal - In den Armen des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V. K. Forrest
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feierlichen Ton an, fast als wären sie in der Kirche. »Die Männer ziehen sich da drin um.« Sie wies mit dem Kopf auf eine weitere geschlossene Tür. »Frauen dort. Wir sehen uns drinnen.«
    Arlan sah zu, wie Fia in dem Zimmer verschwand und die Tür hinter sich zuzog. Anstatt seinerseits den erwähnten Raum aufzusuchen, ging er bis zum Ende des langen Flurs und betrat den Ausstellungsraum des Museums. Es brannte kein Licht, aber Arlan hatte kein Problem, das Mobiliar zu erkennen. Er hätte sich auch mit geschlossenen Augen dort zurechtgefunden.
    Das Museum war in den späten sechziger Jahren über einem älteren Gebäude errichtet worden, um den aufblühenden Tourismus anzukurbeln. Es stilisierte Clare Point zu einem Piratennest aus frühen Kolonistentagen, mixte dabei munter Fakten mit Fiktion und stellte viele Objekte aus, die auf demselben Schiff wie auch der Clan aus Irland in die Neue Welt gelangt waren. Als das Schiff in einem Sturm auf ein Riff auflief und sie alle an Land gespült wurden, sammelten sie am Strand diese Objekte wie auch die Holzreste vom havarierten Bootsrumpf ein. Sie errichteten ihre ersten Hütten aus den verzogenen Planken; aus Bullaugen wurden Fenster, und das einfache weiße Porzellan, das in den Vitrinen gezeigt wurde, war einmal auf ihren Tischen gestanden.
    Eine kleine Kolonie von Strandräubern hatte in Verschlägen am Strand gehaust, als die Kahills an Land gespült wurden. Sobald Gair diesen Ort zum Ziel ihrer Reise erklärt hatte, hatten die Kahill-Frauen die Zähne gebleckt und die Männer mit den Schwertern gerasselt, und die Piraten, die ihren Lebensunterhalt damit bestritten, Schiffe auf die Felsen zu locken, waren nach Süden, nach Virginia gezogen, wo es sicherer für sie war.
    Die Glasvitrinen des winzigen Museums, an denen kleine Zettel mit Aufschriften, manchmal auch mit humorvollen Zeichnungen klebten, waren voller Porzellan, Messingkerzenleuchter und anderen gesammelten Werken, die zumeist vom Schiff stammten; manches davon war allerdings Diebesgut, das die Piraten bei ihrer eiligen Flucht aus der Vampirkolonie zurückgelassen hatten. Es gab auch eine kleine Abteilung mit Pfeil- und Speerspitzen aus der frühen Geschichte der Gegend, als die amerikanischen Ureinwohner hier gejagt und gefischt hatten. Einige Stücke waren auf der runden Tafel ausgestellt, die aus der Kapitänskajüte stammte.
    Sein Blick verharrte darauf, und er kämpfte gegen einen ahnungsvollen Schauder an. Er wusste, dass der Hohe Rat diese Tafel, die nun von allem Nippes befreit war, zur
aonta
benutzte. Heute Nacht erwartete man von ihm, dass er seine Stimme abgab, dass er den Dolch in das verschrammte Holz stieß, um das Todesurteil über einen Mann oder eine Frau zu fällen. Oder dass er seine Stimme verweigerte und noch mehr Beweise für die Schuld des beklagten Menschen forderte. Die Verantwortung erschien ihm für einen einfachen Handwerker erdrückend groß.
    Er ließ den Blick schweifen.
    Wenn das Museum geöffnet war, lief in einer Ecke des Raums ein fünfminütiger Film; außerdem gab es einen kleinen Andenkenladen gleich bei den Toiletten. Er verkaufte Plastikschwerter, Augenklappen, Falschgeld, Tomahawks und andere Souvenirs. An Regentagen in den Sommermonaten machte das Museum überraschenderweise ordentlich Umsatz.
    Nun war der dunkle Raum von einer unheimlichen Energie erfüllt.
All diese vielen Entscheidungen auf Leben und Tod,
dachte Arlan. Kein Wunder, dass sie eine unauslöschliche Spur in der Atmosphäre dieses Raums hinterlassen hatten.
    Die Klimaanlage sprang mit einem Klicken an, und er fuhr zusammen, während ihm kühle Luft ins Gesicht blies. Arlan graute es davor, in das kleine Zimmer zu gehen und die Ratsrobe anzulegen. Es graute ihn vor den Erinnerungen, die sie aufwühlen würde. Er war seit der Mitte des 19 . Jahrhunderts nicht mehr im Hohen Rat gewesen. Nicht, seitdem er dafür gestimmt hatte, den Bruder seiner Geliebten zu töten.
     
    Es war nach drei Uhr morgens, als Arlan seinen Kapuzenumhang zurückhängte, den geliehenen Dolch Gair übergab und hinaus in die heiße, schwüle Nachtluft trat. Die Ratsmitglieder, nach der Versammlung in ihre eigenen Gedanken versunken, sprachen kein Wort, als sie einer nach dem anderen aus dem Hintereingang traten. Dieses kontemplative Schweigen wirkte angemessen, wie eine Art Reverenz den folgenschweren Entscheidungen gegenüber, die hinter diesen geschlossenen Türen gefällt worden waren.
    Die Gruppe zerstreute sich. Jeder

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