Eternal Riders: Ares (German Edition)
Burg, die durch Elementarmagie abgeschirmt wurde, sodass sie für das menschliche Auge unsichtbar war, erhob sich aus der zerklüfteten, öden Landschaft wie ein Wal, der durch die Oberfläche eines Ozeans bricht.
Als Ares abstieg, landete er auf steinhartem Eis. »Zu mir.«
Das Schlachtross zog sich in Ares’ Haut zurück, und er begab sich sogleich mit weit ausholenden Schritten in die reich geschmückte Burg, wobei er die um ihn herumscharwenzelnden Vampire, die Thanatos schon seit Jahrhunderten dienten, mit einer Handbewegung verscheuchte. Seinen Bruder fand er im Fitnessraum, wo er gerade einen Punchingball unbarmherzig verprügelte. Wie immer, wenn er zu Hause war, trug Thanatos eine schwarze Trainingshose, kein T-Shirt und ein schwarzes Tuch über dem schulterlangen, lohfarbenen Haar. Bei jedem Hieb tanzten die Tattoos auf seiner tiefgebräunten Haut, von den rissigen, blutenden Knochen auf seinen Händen über die unterschiedlichen Waffen, die seine Arme schmückten, bis hin zu den Abbildungen von Tod und Zerstörung auf seinem Rücken und seiner Brust.
»Thanatos, ich brauche deine Hilfe. Wo ist Limos?« Als er auf dem Fußboden hinter seinem Bruder einen dunklen Fleck bemerkte, runzelte er die Stirn. »Und was ist das da?«
»Ein Sukkubus.« Than wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Reseph hat schon wieder einen geschickt, um mich zu verführen.«
»Er ist nicht mehr Reseph.« Ares’ Stimme tönte in der kalten Luft wie eine Lawine. »Nenn ihn bei dem Namen, den er jetzt verdient.« Leichter gesagt als getan, da sich Ares selbst auch noch immer nicht daran gewöhnt hatte.
Thanatos’ gelbe Augen bohrten sich in Ares’ beinahe schwarze. »Niemals. Wir können ihn zurückholen.«
»Siegel können nicht repariert werden.«
»Wir werden einen Weg finden.« Thans Tonfall war hart, endgültig. Er war schon immer so kompromisslos gewesen wie der Tod, den er repräsentierte.
»Wir müssen ihn töten.«
Schatten wirbelten um Thanatos herum; bewegten sich umso schneller, je aufgewühlter er war. Von den vier Geschwistern war er schon immer der am leichtesten Erregbare gewesen. Aber das blieb schließlich nicht aus, wenn ein Mann jahrtausendelang sexuell enthaltsam lebte. Dies war auch der Grund dafür, dass er am Ende der Welt wohnte: Ein Temperamentsausbruch könnte jedes menschliche Wesen im Umkreis umbringen.
»Weißt du noch, wie Reseph immer durch die ganze Welt gereist ist, um die süßesten Äpfel für unsere Pferde zu finden? Und wie er nie vorbeikam, ohne ein Geschenk mitzubringen? Oder wie er nach Medizin suchte, wenn sich einer unserer Diener verletzte oder krank wurde, und ihn dann wieder gesund pflegte?«
Natürlich erinnerte sich Ares. Reseph mochte ein verantwortungsloser Playboy gewesen sein, was Frauen betraf, aber bei allen, die er zur Familie gehörig ansah, war er stets aufmerksam und rücksichtsvoll gewesen. Er hatte sich sogar über ihre beiden Wachen Sorgen gemacht, wenn sie nicht alle paar Monate vorbeischauten. Reaver, ein Engel, der das himmlische Team repräsentierte, und Harvester, ein gefallener Engel, der für Team Sheoul spielte, hatten Resephs Besorgnis nicht gebraucht – doch er war immer wieder erleichtert gewesen, sie zu sehen.
So war es stets gewesen, seit ihre ursprüngliche sheoulische Wache mehr getan hatte, als die Reiter nur zu »bewachen«. Eviscerator hatte monatelang gelitten, ehe er auf eine Weise starb, die seinem Namen – der, der ausweidet – alle Ehre machte, nachdem er ohne Erlaubnis das Material preisgegeben hatte, das zur Herstellung von Limos’ Agimortus verwendet worden war.
»Nichts von alldem hat irgendeine Bedeutung für unsere gegenwärtige Lage«, sagte Ares.
»Wir werden ihn nicht töten.«
Es hatte keinen Sinn zu streiten. Nicht nur, dass es ihnen an den notwendigen Werkzeugen mangelte, um ihrem Bruder ein Ende zu bereiten; Than würde in dieser Angelegenheit nicht einen Deut von seiner Position abweichen, und Ares’ Kiefer durchzog immer noch ein leichter Schmerz, wenn er an das letzte Mal dachte, als sie darüber »diskutiert« hatten. Es war nicht so, dass Ares Pestilence umbringen wollte, aber er hatte auch nicht vor, tatenlos zuzusehen, wie er Armageddon herbeiführte.
»Dann wäre es dir also lieber, wenn die Prophezeiung der Daemonica in Erfüllung ginge?«
Die menschlichen Prophezeiungen wichen zwar in mancherlei Hinsicht voneinander ab, doch sie alle sprachen sich zugunsten der Menschen aus, wenn
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