Eternal Riders: Ares (German Edition)
der gern mal zu viel berechnete, dafür aber in puncto Fürsorge und Material knauserte. Sie hatte auch schon mehrfach gehört, dass er Tiere einfach abwies, die die Unverfrorenheit besaßen, außerhalb der Sprechstunden krank zu werden oder sich zu verletzen.
»Verdammt, Thornhart. Ich hab für so was echt keine Zeit.«
Hilf dem Hund. Reiß dich zusammen und hilf dem Hund. Schweiß benässte ihre Schläfen und Handflächen, als sie sämtliche Schlösser aufschloss und die Tür öffnete. Doch noch bevor die Tür richtig offen stand, drückte Ross ihr den pechschwarzen Hund in die Arme, sodass sie einen Schritt zurückstolperte.
»Danke.« Er trampelte schon wieder die Stufen hinunter.
»Warten Sie!« Mühsam rückte sie den Hund zurecht, der gut siebzig Pfund wiegen dürfte. »Sie sollten nicht mehr Auto fahren.«
»Scheißegal. Sind doch nur zwei Kilometer.«
»Ross – «
»Sie können mich mal«, murmelte er, während er über ihren Kiesweg auf seinen alten Ford Pick-up zuwankte.
»Hey!« Sie konnte ihn nicht aufhalten, das wusste sie, aber er hatte eine Beifahrerin, eine zierliche Blondine, die aussah, als ginge sie noch auf die Highschool. »Kann Ihre Freundin nicht fahren?«
Er öffnete die Beifahrertür und warf dem Mädchen die Schlüssel zu. »Japp.«
Während er um den Truck herumtaumelte, stieg das Mädchen aus.
»Warum haben Sie den Hund zu mir gebracht?«, rief Cara. Subtext: Warum haben Sie den Hund nicht am Straßenrand krepieren lassen?
Ross blieb stehen, hakte die Daumen in die Gürtelschlaufen und blickte auf seine Cowboystiefel hinunter. Als er schließlich antwortete, hatte Cara Probleme, ihn zu verstehen, so leise redete er. »So’n Köter hat mich noch nie beschissen.«
Cara starrte ihn nur an. Na so was. Sie war von Leuten, die sie nicht kannten, schon immer sehr ungnädig beurteilt worden, und jetzt hatte ausgerechnet sie genau dasselbe mit jemand anderem gemacht.
Dann stieß Ross einen wilden Jubelschrei aus, schlug der jungen Blondine auf den Allerwertesten, der in knappen Hotpants steckte, und spuckte ein Stück Kautabak aus, womit er sämtliche Vorurteile wieder einmal bestätigte, aber, hey … zumindest mochte er Hunde.
Cara schloss die Tür, verschloss sie etwas unbeholfen wieder und trug das schlappe Bündel Fell in einen Raum, den sie vor zwei Jahren verriegelt und verrammelt hatte.
»Verdammt.« Ihr Fluch begleitete das Quietschen unbenutzter Angeln, als sie die Tür mit den Schultern aufdrückte. Die schale Luft stank nach Versagen, und ganz egal, wie sehr sie sich bemühte, sich wie ein großes Mädchen aufzuführen und tapfer zu sein, zitterten ihre Hände doch immer noch, als sie den Hund auf den Untersuchungstisch legte und das Licht anschaltete.
Das schwarze Fell des Hundes war mit Blut verklebt, eines seiner Hinterbeine war unnatürlich verdreht, und ein Stück Knochen durchstieß die Haut. Dieser Hund brauchte einen richtigen Tierarzt, nicht sie. Nicht jemanden, der durch Schwingungen heilte, deren Existenz sogar sie selbst zuweilen bezweifelte. Die einzigen Erfahrungen, über die sie auf dem medizinischen Sektor verfügte, waren die einer Tierarzthelferin, und das war vor acht Jahren gewesen, als sie als Teenager in der Praxis ihres Vaters gearbeitet hatte.
Sie machte eine Kehrtwendung, ehe sie zu tief in diese dunkle Gasse hineingeriet, zog sich Handschuhe an, und als sie sich wieder umdrehte, fuhr sie erschrocken zurück. Der Welpe – zumindest hatte er trotz seiner Größe die rundlichen, niedlichen Züge eines jungen Hundes – sah sie an. Und seine Augen waren … rot.
Blut, das muss Blut sein. Was allerdings nicht das unheimliche Leuchten erklärte.
»Ähm … hey, mein Junge.«
Der Welpe fletschte die Lefzen, sodass extrem scharfe, extrem große Zähne zum Vorschein kamen. Was für eine Rasse war das bloß? Er sah aus wie eine Mischung aus Wolf und Pitbull, vielleicht noch mit einem Hauch riesigem weißem Hai dabei. Wenn sie schätzen müsste, würde sie ihn für ungefähr vier Monate alt halten. Bis auf die Tatsache, dass er die Größe eines ausgewachsenen sibirischen Huskys besaß.
Und diese Zähne. Diese Augen.
Ganz in der Nähe befand sich ein Militärstützpunkt, und seit dem Tag, an dem der in diese ländliche Kleinstadt in South Carolina verlegt worden war, hielten sich hartnäckig Gerüchte über Experimente und seltsame Kreaturen, die die Regierung züchten ließ. Zum ersten Mal zog Cara in Erwägung, dass diese Gerüchte einen
Weitere Kostenlose Bücher