Eternal Riders: Ares (German Edition)
lachten sich schlapp, als sie sahen, wie ich zusammenzuckte, wenn sie mit einer Waffe auf mein Gesicht zielten und drohten, mir das Hirn rauszuschießen. Dann haben sie mich geschlagen. So was halt. Und Jackson musste dabeisitzen und zusehen.«
Ares musste sich zwingen, weiterzuatmen. Er durchlebte noch einmal die schreckliche Hilflosigkeit, als sich seine Fesseln in seine Handgelenke fraßen und er vor Entsetzen am Boden zerstört war. Er konnte sogar noch das Blut in der feuchten Kerkerluft riechen, in dem er so angekettet war, dass er Zeuge der Ermordung seiner Frau wurde.
»Und dann?« Er war verdammt stolz auf sich, dass seine Stimme fest und ruhig klang.
»Meine Gabe … die, mit der ich heile … «
Ich habe damit getötet. O Gott.
»Einer von ihnen befahl mir, mich auszuziehen. Als ich mich weigerte, schlug er mich. Er brach mir den Wangenknochen, wie ich später im Krankenhaus erfuhr. Die anderen lachten.« Unwillkürlich hielt sie sich die Ohren zu, als könnte sie das Lachen immer noch hören – jetzt reichte es, verdammt noch mal.
»Cara, hey, ist ja alles gut. Du musst nicht weiterreden.«
Aber sie konnte nicht mehr aufhören, als müsste sie sich alles von der Seele reden, ehe ihr Zeitlimit vorbei war. »Er hat seine Hose aufgemacht und ich … ich … er starb.«
»Wie starb er?«, fragte er ruhig.
»Die anderen sind geflohen.« Sie beantwortete die Frage nicht, doch Ares ließ sie weiterreden. »Sie waren weg, und Jackson hat die Polizei gerufen.« Ihre Atmung wurde immer unregelmäßiger, und er streichelte ihr über den Arm, um sie zu beruhigen. »Von da an ist alles ziemlich verschwommen.«
»Wie ist der Mann gestorben?«, wiederholte er, und sie schluckte.
»Im offiziellen Bericht steht etwas von Herzinfarkt.«
»Und inoffiziell?«
Sie zitterte am ganzen Leib. »Ich spürte, wie meine Gabe an die Oberfläche kam, aber es fühlte sich anders an, irgendwie … ölig. Als er mich packte, versuchte ich ihn wegzustoßen, und dann ist es … einfach passiert. Als hätte er in eine Steckdose gefasst.« Sie schloss die Augen, aber Ares wusste aus eigener Erfahrung, dass sich die Bilder so nicht vertreiben ließen. »Ich habe ihn umgebracht.«
»Du hast getan, was du tun musstest, Cara. Wenn dein Leben auf dem Spiel steht, darfst du nichts riskieren. Besser er als du.« Als sie schwieg, überkam ihn das Gefühl, dass sie ihm dazu noch nicht alles gesagt hatte. »Da ist noch etwas, oder?«
»Ja.« Sie räusperte sich ein paarmal. »Dein Bruder – er hat mich doch gefragt, ob es mir gefallen hätte.«
Ares knurrte. »Mein Bruder ist ein Arschloch, so was zu sagen.«
»Nein.« Ihre Fingernägel gruben sich in seine Brust, und er fragte sich, ob sie sich dessen überhaupt bewusst war. »Du wirst mich für einen schrecklichen Menschen halten.«
»Niemals.« Er hob ihr Gesicht an und zwang sie, die Wahrheit in seinen Augen zu sehen. »Es gibt nichts, was du tun könntest, damit ich schlecht von dir denke. Kapiert?«
Ihr Nicken wirkte zaghaft, und er wünschte, er könnte mehr tun, um ihr die Angst zu nehmen. »Thanatos hatte recht. Es war grauenhaft. Aber einem Teil von mir gefiel es. Ich kann so was nie wieder tun.«
Die Schuldgefühle, die sie die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt hatte, mussten ihr das Leben zur Hölle gemacht haben. »Jetzt hör mir mal gut zu, Cara. Was du gefühlt hast, war ein Adrenalinstoß, gemischt mit Erleichterung, dass das Ungeheuer tot war.«
»Aber es war ein gutes Gefühl«, flüsterte sie verzweifelt.
»Scheiße, ja, natürlich war es ein gutes Gefühl. Es war ein gutes Gefühl, dass das Arschloch tot war und dir niemals mehr würde wehtun können. Das ist in Ordnung.« Er bezweifelte, dass es ihm gelingen würde, sie davon zu überzeugen – nicht in einer fünfminütigen Therapiesitzung. Aber er würde ihr erst mal Zeit lassen, das Ganze zu verdauen. »Und was ist danach passiert?«
Die Anspannung verließ ihren Körper. Offensichtlich war sie erleichtert, das Thema Tod hinter sich zu lassen. »Die beiden anderen Männer sind davongerannt. Jackson und ich waren bei der Polizei und im Krankenhaus, aber unsere Beziehung war danach nie mehr dieselbe. Er weigerte sich, darüber zu reden, was er mich hatte tun sehen, und kam einfach nicht damit klar, dass er hilflos und unfähig war, mich zu retten.«
Das konnte Ares verstehen. Aber er verstand auch das Bedürfnis nach einer Rachetherapie. Ein scharfes Messer funktionierte sehr viel schneller als
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