Eternal Riders: Ares (German Edition)
wahren Kern enthalten könnten, denn dieser Hund war einfach nicht … natürlich.
Der Welpe regte sich auf dem Tisch, jaulte aber schon bei der kleinsten Bewegung vor Schmerz auf, und auf einmal spielte es überhaupt keine Rolle mehr, woher er gekommen war oder ob es sich um eine Züchtung aus dem Labor, eine genetische Mutation oder ein Alien aus dem Weltraum handelte. Sie hasste den Anblick eines Tiers, das Schmerzen litt, vor allem, wenn es so wenig gab, was sie tun konnte.
»Hey«, flüsterte sie und streckte die Hand aus. Der Welpe betrachtete sie argwöhnisch, gestattete ihr aber, seinen Kopf zu streicheln. Und ja, es war ein Er. Sie musste gar nicht erst nachsehen, sie wusste es einfach. Sie war schon immer fähig gewesen, gewisse Dinge bei Tieren einfach zu spüren, und wenn die Schwingungen, die dieses Geschöpf ausstrahlte, auch ziemlich merkwürdig waren, zerrissen sozusagen, so empfing sie sie doch.
Langsam, um den Hund nicht zu erschrecken, ließ sie beide Hände über seinen Körper gleiten. In diesem Augenblick vermochte sie nicht mehr zu tun, als ihn so lange am Leben zu erhalten, bis sie ihn zu Dr. Happs schaffen konnte. Dieser widerliche Kerl würde den Hund allerdings einschläfern, wenn niemand für seine Behandlung zahlte, was bedeutete, dass sich Cara zwischen der Bezahlung der Tierarztrechnung und ihrer Hypothek würde entscheiden müssen.
Als ihre Finger eine kreisförmige Wunde berührten, jaulte der Welpe vor Schmerz auf; er zitterte am ganzen Körper. »Tut mir leid, mein Junge.« O Gott, es war eine Schussverletzung. Jemand musste auf den Hund geschossen haben, ehe er von Ross’ Truck angefahren worden war.
Der Hund winselte leise vor sich hin. Man merkte ihm an, dass jede Bewegung wehtat, und Cara fühlte seinen Schmerz bis tief in ihr Innerstes. Wörtlich genommen. Dies war ein Teil dessen, was sie von jedem anderen unterschied, den sie kannte; diese einmalige Begabung, die sowohl Segen als auch Fluch war.
Sie hatte geschworen, ihre Fähigkeit niemals wieder zu benutzen, aber sie konnte den Hund einfach nicht leiden sehen. Sie musste es tun, ganz egal, wie sehr sich alles in ihr dagegen sträubte.
»Okay«, murmelte sie. »Ich werde jetzt mal etwas versuchen. Halte durch.«
Sie schloss die Augen und hielt beide Hände über seinen Körper, sodass ihre Handflächen nur wenige Zentimeter über seinem Fell schwebten. Sie zwang sich, sich zu entspannen, sich zu konzentrieren, bis sich all ihre Gefühle und ihre Energie in ihrem Kopf und ihrer Brust versammelt hatten. Sie hatte nie eine richtige Ausbildung in der Kunst des spirituellen Heilens oder Heilens durch Energie gemacht, aber das hatte bis jetzt immer bei ihr funktioniert.
Bis es getötet hatte.
Sie schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu verjagen, und spürte, wie sich nach und nach eine Art Prickeln in ihr verdichtete und dann ausbreitete, bis es im Gleichtakt mit ihrem Herzschlag pulsierte. Diese Energie visualisierte sie als violettes Leuchten, das aus ihrem Brustkorb in ihre Hände strömte. Der Welpe beruhigte sich; seine Atmung verlangsamte sich, und das Jaulen ließ nach. Sie konnte weder Knochenbrüche noch verletzte Organe heilen, aber sie konnte die Blutung verlangsamen und die Schmerzen lindern, und dieses arme Vieh brauchte alles, was sie geben konnte.
Die Energie stieg an, vibrierte durch ihren ganzen Körper, als könnte sie es gar nicht erwarten, losgelassen zu werden.
Genauso wie in jener Nacht.
Die Erinnerung fuhr wie die Ladung einer Schrotflinte durch ihr Gehirn und riss sie in einer Zeitreise in die Nacht zurück, als sich ihre Gabe in etwas Unheilvolles verwandelt hatte und nicht in einen Hund, sondern in einen Mann gefahren war. Seine von Todesangst erfüllten Augen waren hervorgetreten, während ihm Blut aus Augen und Nase spritzte. Seine Schreie waren lautlos gewesen, aber die seiner Freunde nicht.
Hör auf, daran zu denken! Ihre Kraft erstarb, von ihrer Panik erstickt. Das Zimmer drehte sich, und ihre Beine wackelten wie in einem dieser Spaßkabinette auf der Kirmes. Nur ohne den Spaß. Ein Winseln riss sie aus ihrer Trance, und sie stolperte zu der antiken Truhe, die ihrem Vater gehört hatte und in der sie alle Vorräte aufbewahrte, die sie bei der Anwendung traditioneller Medizin benötigte.
»Tut mir leid, Junge«, flüsterte sie mit rauer Stimme. »Wir werden das wohl auf die altmodische Art machen müssen.« Sie hatte nie Tiermedizin studiert, aber jahrelang mit ihrem Vater
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