Eternal Riders: Ares (German Edition)
warnend seinen gewaltigen Huf neben ihrem Kopf auf die Erde donnern ließ, um ihr zu zeigen, dass er bereit war, seinen Herrn zu schützen, wurden ihre Schreie sogar noch schriller. Sie waren so voll nackter Angst, dass Ares die Vibrationen in seiner Brust spürte.
»Okay«, murmelte er. »Cara, beruhige dich … «
Aber sie zu beruhigen war unmöglich, und er wusste es. Sie hatte mehr erlebt, als ihr Verstand erfassen konnte; mehr, als sie verkraften konnte, und das Einzige, was er jetzt für sie tun konnte, war, sie bewusstlos zu schlagen oder die Uhr zurückzudrehen.
Na ja, er könnte ihr auch die Augäpfel herausnehmen und ihr Sehvermögen manipulieren, aber so gnadenlos er sein konnte, zog er es doch vor, drastische Maßnahmen nur dann zu benutzen, wenn es nötig war. Wenn möglich nur im Kampf gegen andere Krieger. Und das hieß: Sollten sich immer noch Aegi in ihrem Haus herumtreiben, mussten sie sich auf einen Krieg einstellen, in dem fair war, was machbar war.
Unglücklicherweise würde aber auch Cara nicht ungeschoren davonkommen. Wenn sie mit einem Höllenhund verbunden war, brauchte er sie. Die Bestie würde zu ihr kommen, entweder in der realen oder aber in der Traumwelt, und sie konnte Ares zu Sestiel führen. Cara würde also der Köder in Ares’ Falle sein. Er musste sie nur in ihr Haus zurückbringen und warten.
»Battle, zu mir.« Ares hätte schwören können, dass Battle knurrte, ehe er sich wieder um seinen Arm wand, was natürlich einen neuerlichen Schreianfall bei Cara auslöste. Er legte den Arm fest um sie, schuf ein Tor, rollte mit ihr zusammen hindurch und tauchte auf der anderen Seite auf dem weichen, grünen Gras vor ihrem Haus wieder auf.
Ehe sie erneut hysterisch werden konnte, führte er eine Geste vor ihrem Gesicht aus, woraufhin ihre Miene vollkommen ausdruckslos wurde und ihre Augen glasig. Die nächste Minute verbrachte er damit, ihre Erinnerungen neu anzuordnen. Er konnte keine neuen Erinnerungen schaffen, aber doch zumindest die letzten Ereignisse auslöschen. Einer der Reiter zu sein, brachte schon ein paar wirklich coole Tricks mit sich.
Sobald er fertig war, trug er sie ins Haus. Dort stank es durchdringend nach Blut und Höllenhund. Obwohl die Aegi anscheinend verschwunden waren, wollte er kein Risiko eingehen. Er legte sie vorsichtig auf die Couch und durchsuchte die anderen Zimmer gründlich. Alles in Ordnung. Das reinste Chaos, aber in Ordnung. Die Wächter hatten die Hintertür beschädigt, vermutlich, als sie eingebrochen waren. Und ehe sie ihren Toten eingesammelt hatten und abgezogen waren, hatten sie noch ihre Schränke und Schubladen durchsucht. Der Raum, in dem er Cara gefunden hatte – eine Art Tierarztpraxis – , war von oben bis unten mit Blut beschmiert. Wenn sie morgen aufwachte, würde sie sich verdammt wundern, was los gewesen war.
Na ja … zumindest könnte er ihr ja eine vernünftige Erklärung für ihren Gedächtnisverlust liefern. Er durchwühlte die Küche, bis er fündig wurde: ein Schnapsglas und eine staubige Wodkaflasche. Nachdem er den Inhalt ins Spülbecken gekippt hatte, machte er einen Waschlappen nass und kehrte zu ihr zurück.
Sie lag zusammengerollt auf der Seite; ihr langes Haar bedeckte ihr Gesicht. In der Zwischenzeit hatte sie einen Haufen Papier vom Couchtisch geschoben; in der Hauptsache längst fällige Rechnungen, soweit er erkennen konnte. Er blickte sie eine ganze Weile nur an, fragte sich, ob er den Panzer ablegen sollte, der dabei half, ihn abzuschirmen, und zwar nicht nur gegen Waffen, sondern auch gegen starke Emotionen. Das harte Leder, hergestellt aus der Haut von Gerunti-Dämonen, war bei diversen Dämonenrassen, die ihr Geld durch Sklavenhandel verdienten, sehr beliebt. Genau wie bei Söldnern und Auftragsmördern – Berufe, in denen man sich keinerlei Schwäche erlauben durfte, und Gefühle waren eine Schwäche. Doch Ares hatte vor langer Zeit gelernt, dass ein Krieger manchmal eine einzigartige Perspektive gewann, indem er den Panzer ablegte.
Wenn man verstand, was der Feind fühlte, verstand man auch, wie man ihn am effektivsten angreifen konnte. Und wenn man, wie in diesem Fall, die Welt für einen Augenblick so sah wie die Zielperson, konnte man die eigene Strategie überdenken, um ihre Situation auszunutzen.
Er warf die Rechnungen beiseite und ließ die Fingerspitzen federleicht über die sichelförmige Narbe links unter seinem Unterkiefer gleiten. Schon schmolz sein Panzer, sodass er in der schwarzen
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