Eternal Riders: Ares (German Edition)
überzeugt, dass nichts von dem, was sie gesehen hatte, wirklich passiert, dass sie nicht reif für die Klapsmühle war und dass sie nie wieder ein Getränk anrühren würde, das sie nicht eigenhändig eingegossen hatte. In dem Haus aus dem neunzehnten Jahrhundert angekommen, winkte Cara der freundlichen Dame in den Fünfzigern zu, der es gehörte, und stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Es war verlockend, sich einfach angezogen aufs Bett zu werfen, aber sie brachte es noch fertig, sich Jeans und Bluse auszuziehen. Mit nichts als ihrer Unterhose bekleidet – sie trug nur selten einen BH – durchwühlte sie ihren Koffer auf der Suche nach ihrem Schlafanzug.
Als sie sich wieder aufrichtete, erblickte sie sich selbst im Spiegel.
Und schrie.
Mitten auf ihrem Oberkörper, zwischen den Brüsten, wo der von Pfeilen durchbohrte Mann sie berührt hatte, befand sich ein Brandzeichen. Aufgeworfene, leuchtend rote Linien formten einen Schild und ein Schwert … dessen Spitze genau auf ihrem Herzen lag.
Es war alles real gewesen.
»Verdammt sollst du sein, Bruder«, hauchte Ares. » Verdammt sollst du sein. « Ares spreizte die Beine, hob sein Schwert, dessen Spitze abgebrochen war, und bereitete sich auf die nächste Runde von Wer-kann-dem-anderen-die-meisten-Schmerzen-zufügen vor. Zum Glück hatten sich sein Panzer und seine Waffen wieder verfestigt, nachdem Ares’ Agimortus nicht länger in der Nähe weilte. Einige angespannte Momente lang war er sicher gewesen, dass sein Schwert unter Resephs Hieben zerschmettert werden würde, oder, schlimmer noch, dass sein Bruder einen Glückstreffer landen würde, der seinen geschwächten Panzer durchschneiden würde, als trüge Ares nichts Schützenderes als ein Muscle-Shirt und ein heißes Höschen von Hanes.
Reseph grinste, sodass seine blutverschmierten Zähne sichtbar wurden. »Ganz schön reizbar. Wann bist du eigentlich zum letzten Mal flachgelegt worden? Warte nur ab, bis dein Siegel bricht … Dämonenfrauen werden sich dir bewundernd zu Füßen werfen.«
Ares packte den Schwertgriff noch fester. Er hatte gewusst, dass die Zerstörung eines Siegels katastrophale Auswirkungen haben würde, aber er war nicht wirklich auf das Böse vorbereitet gewesen, das damit entfesselt worden war – vor allem nicht in Reseph.
»Du kannst dagegen kämpfen«, sagte Ares. »Lass mich dich zu Reaver bring…«
Grollendes Lachen drang aus den Tiefen von Resephs Brustkorb. »Der Engel kann nicht helfen. Du weißt doch, was passiert ist, ist passiert.« Er fuhr mit der Zunge über seine Klinge, bis er einen Tropfen von Sestiels Blut ergattert hatte. »Böse zu sein, macht sehr viel mehr Spaß, als immer nur die Langweilertour zu fahren wie in den letzten fünftausend Jahren.«
Ares blickte auf den zerschmetterten – und inzwischen kopflosen – gefallenen Engel auf der Straße. Normalerweise war nur ein Engel fähig, einen anderen Engel zu töten, aber die Reiter bildeten die Ausnahme zu dieser Regel. Wut packte ihn, als sich Sestiels Körper aufzulösen begann. Für Sestiel würde es keine zweite Chance geben. Da er zu den Ausgestoßenen zählte, konnte seine Seele nicht in den Himmel zurückkehren; stattdessen würde er bis in alle Ewigkeit in Sheoul-gra, dem Lagerbehälter für Dämonenseelen, leiden.
So wütend ihn Sestiels Schicksal auch machte, gelang es Ares doch, mit ruhiger Stimme weiterzureden, da er seinem Bruder nicht die Satisfaktion gönnte zu sehen, wie erschüttert er tatsächlich war. »Du musst ja so enttäuscht sein, dass es dir nicht gelungen ist, mein Siegel zu zerbrechen.«
Resephs Augen leuchteten in einem unheiligen Karminrot. »Das ist nur eine Frage der Zeit. Ich werde diese menschliche Hure finden, auf die Sestiel ihn übertragen hat, und dann wirst du dich zu mir auf die Seite der Gewinner schlagen.« Er schwang sich auf Conquest, seinen Hengst. Battle schnappte nach ihm, aber Conquest tänzelte mit ein paar Schritten außer Reichweite. »Denn das Böse wird siegen, Ares. Das Gute wird durch zu viele Einschränkungen behindert.«
Ein Portal öffnete sich, und mit einem Windstoß waren Conquest und Pestilence verschwunden.
Scheiße.
Ares blickte sich um – York, England. Diese Stadt würde er sogar mit verbundenen Augen wiedererkennen. Im Laufe der Jahrhunderte waren hier zahlreiche blutige Schlachten ausgefochten worden, und sie alle hatten ihn angezogen.
Er atmete tief die verschiedenen Schichten von Gerüchen ein; vom uralten Gestank auf die
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