Eternal Riders: Ares (German Edition)
Straßen ausgeleerter Nachttöpfe und Schlachthausabfällen bis hin zu den modernen Gerüchen von Autoabgasen und Earl-Grey-Tee. Durch dieses ganze Gemisch zog sich aber auch noch ein stinkiger Hauch von Höllenhund, der Sestiel angehangen hatte.
Automatisch griff Ares nach seinem Siegel. Sestiel hatte den Agimortus weitergegeben, ehe er starb, und Ares hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er ihn auf Cara übertragen hatte. Sie war der einzige Mensch gewesen, der hatte sehen können, was passierte – eine Nebenwirkung ihrer Verbindung mit einem Höllenhund – , aber der wichtigste Hinweis war, dass sein Panzer und seine Waffen wieder ihre normale Stärke zurückerhalten hatten, nachdem sie sich entfernt hatte. Aber wohin war sie gegangen? Er fragte sich, ob sie ihre Höllenbestie wohl gefunden hatte. Und ob sie wahrhaftig begriff, was mit ihr geschehen war.
Er drehte sich in die Richtung, in die sie geflüchtet war. Überall um ihn herum zerriss die Membran, die Ares’ Ebene von der der Menschen trennte, weil die Konzentration, die das Quantamun aufrechterhielt, nachließ. Auserwählte Wesen wie Engel und die Reiter nutzten diese übernatürliche Ebene, um sich auf einer anderen Frequenz unter den Menschen zu bewegen: eine Million Mal schneller, als deren Augen sehen konnten. Sobald sie zusammenbrach, war er für die Menschen sichtbar.
Ein tragbares Höllentor öffnete sich, aus dem rauchige Schatten quollen, gefolgt von Thanatos. »Was ist passiert?«
»Reseph hat Sestiel getötet, aber nicht, ehe der Engel den Agimortus übertragen hatte.«
»Das ist eine gute Nachricht. Warum so trübsinnig?«
»Weil er ihn auf einen Menschen übertragen hat.« In seinem Kopf blitzte eine Vision von Cara auf – durchsiebt von Pestilences Pfeilen. Und das war noch das Beste, was ihr passieren konnte. »Unsere Wachen sagten, dass der Agimortus nicht dazu bestimmt ist, von einem Menschen getragen zu werden. Er wird ihn umbringen.«
Thanatos rückte den Waffenharnisch zurecht, der sich über seinem Plattenharnisch kreuzte. »Was zum Teufel hat sich Sestiel dabei gedacht?«
Ares schluckte einen Fluch hinunter. Er war so sehr damit beschäftig gewesen, Sestiel zu verfolgen, dass er seinem Bruder und seiner Schwester noch gar nichts von dem ganzen Höllenhundmist erzählt hatte. Rasch brachte er Thanatos auf den neuesten Stand.
Than stieß einen leisen Pfiff aus. »Höllenhunde verbinden sich nicht mit Menschen. Solange ich lebe, hab ich noch nie von so einem Fall gehört.«
»Erzähl das dem Höllenhund«, erwiderte Ares angesäuert. »Hast du irgendwas Hilfreiches zu bieten? Ich könnte wirklich mal eine gute Nachricht gebrauchen.« Sicher war es gut, dass Pestilence Cara nicht spüren konnte, aber er war genauso wenig dazu in der Lage.
Styx warf den Kopf zurück, und Than streckte die Hand aus, um den Hals des Hengstes zu tätscheln, bis er sich wieder beruhigt hatte. »Es ist mir in der Tat gelungen, aus einem weiteren von Resephs Lakaien ein paar Informationen herauszuquetschen. Er hat Deliverance noch nicht gefunden, aber er lässt Dämonen auf der ganzen Welt alte Begräbnisstätten aufgraben, und das an vielen Plätzen, die wir bereits nach Limos’ Agimortus abgesucht haben.«
Fan-fucking-tastisch. Es hatte Jahrhunderte gedauert, bis sie auch nur herausbekommen hatten, was genau Limos’ Siegelbrecher war. Schließlich hatten sie herausgefunden, dass es irgendwo auf der Welt eine kleine Tasse oder Schale gab, die ihr Siegel zerbrechen lassen würde, wenn aus ihr getrunken wurde. Aber gefunden hatten sie sie nie.
Thanatos hatte von ihnen allen noch am meisten Glück – seine Jungfräulichkeit war das Siegel. Obwohl … ob man das Glück nennen konnte … Ares erschauerte.
»Wir sind einfach zu wenige«, sagte Ares. »Wir sind nicht genug, um nach Limos’ Agimortus zu suchen, Deliverance zu lokalisieren und Cara zu beschützen. Wir müssen uns auf eines konzentrieren.«
»Dann also Cara?«
Er nickte. Obwohl allein ihre bloße Gegenwart ihn schwächen würde, musste er sie finden und in ihrer Nähe bleiben. »Sie hat Priorität, aber ich weiß immerhin schon, wie wir sie finden können. Und dann müssen wir einfach alles tun, was in unserer Macht steht, um sie zu beschützen.« Ares stieß den Atem aus, der in der eisigen Luft als Wolke zu sehen war. »Ich kenne mich zu gut, Than. Sollte sie getötet und ich böse werden, kann mich nichts und niemand auf dieser Erde davon abhalten, auch noch die letzten
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