Eternal Riders: Limos (German Edition)
überhaupt eine Ahnung, was du angerichtet hast?«
Sie fürchtete, ihr würden jeden Moment die Augen herausfallen. »Dich missbraucht? Machst du Witze?«
»Ich habe Nein gesagt. Ich habe mich geweigert.« Die Sehnen in seinem Hals traten hervor, als er versuchte, den Kopf zu heben. »Du hast mich … vergewaltigt …« Seine Stimme wurde zu einem widerlichen Knurren. »Du hast mir meine Unschuld geraubt.«
Sie lachte. Unschuld. Das konnte ja nur ein Witz sein.
Seine finstere Miene sagte das Gegenteil, aber Unschuld? Niemals. Lächerlich.
Nein. Tu das nicht, Regan! Mit einem Mal erinnerte sie sich wieder an sein Flehen. Seine Worte hallten mit dröhnender Klarheit durch ihren Kopf. Er hatte sie gebeten aufzuhören, aber … nein, das hatte er nicht ernst gemeint.
Er konnte es nicht ernst gemeint haben.
Sein Brustkorb senkte und hob sich mit seinen heftigen Atemzügen, in seinen Augen glühte schierer Hass. Ein kleines Rinnsal aus Schweiß lief ihr die Schläfe hinunter, als sie jede Sekunde des Akts in Gedanken noch einmal durchging. Sie hatte gedacht, bei seinem Protest handele es sich nur um Scheinwiderstand, aber was, wenn der Wein tatsächlich vergiftet gewesen war und ihre Fähigkeit ihn dann angegriffen und festgehalten hatte, während sie … O Gott!
Ihr drehte sich der Magen um, und sie rannte taumelnd aus dem Zimmer und blindlings auf die Eingangstür zu. Thanatos’ wütende Schreie trieben sie an. Gerade noch rechtzeitig kam sie ins Freie und verlor ihr Abendessen neben dem Schneemobil. Heiße Tränen brannten in ihren Augen, und der eisige Wind stach ihr tausend Nadeln in die Wangen, während sie in ihrer Tasche wühlte, auf der Suche nach ihrem Handy und den Schlüsseln. So schnell sie nur konnte, sandte sie einen Hilferuf per SMS an Kynan und Val, und dann startete sie mit zitternden Fingern das Schneemobil.
Über den Lärm des Motors hinweg konnte sie immer noch Thans wütende Schreie hören. Vermutlich würde sie sie bis ans Ende ihres Lebens nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie. Du liebe Güte, es tat ihr so schrecklich leid.
Sie brachte den Motor auf Touren, in der Hoffnung, so seine Stimme zu übertönen, und raste davon, sich verzweifelt festklammernd. Die Fahrt schien eine Ewigkeit zu dauern, und die Scheinwerfer des Schneemobils schafften es kaum, die Dunkelheit des frühen Morgens zu durchdringen. Aber vielleicht lag es auch an den Tränen in ihren Augen, dass sie kaum etwas sah. Sie wünschte sich nur, die Kälte würde sie betäuben, doch das Einzige, was sie tat, war, ihr kaltes Entsetzen über ihre Tat noch zu vergrößern.
Endlich erspähte sie zwei Gestalten in einiger Entfernung, vom Licht ihrer Taschenlampen erleuchtet. Einer davon musste Kynan sein, und die andere war wohl einer seiner dämonischen Verwandten … Shade vermutlich. Kynan sagte, er könnte dafür sorgen, dass sich ihre Eizelle und Thanatos’ Spermium zusammentaten und ein Baby dabei entstand.
Das würde nicht passieren.
Als sie einen Blick über die Schulter riskierte, wünschte sie sich augenblicklich, es nicht getan zu haben. Gegen die graue Mauer der aufkommenden Dämmerung waren die Umrisse eines riesigen falben Pferds und eines gepanzerten Reiters zu erkennen, die durch die eisige Ödnis galoppierten.
Thanatos .
Von panischer Angst ergriffen, hätte sie beinahe aufgeschrien. Wenn er sie erwischte, war sie tot.
Schlitternd kam sie zum Stehen, und noch ehe sie von dem Fahrzeug abgestiegen war, hatte Shade schon ihr Handgelenk gepackt. »Lass los!« Sie versuchte, sich loszureißen, aber er hielt sie eisern fest.
»Ich muss dich für die Reise durchs Höllentor ausknocken.«
Richtig. Und dann, als sein Arm zu leuchten begann und Wärme von seinen Fingern in ihr Blut strömte, drehte sich ihr noch einmal der Magen um. »Aber du darfst auf keinen Fall –«
Ein Schrei gellte und dann noch einer, und als sie sich umdrehte, erblickte sie Pestilence auf seinem Hengst, der aus dem Nichts auftauchte und Thanatos und Styx mit voller Wucht seitlich rammte. Pferd und Reiter gingen in einem Wirbel aus Blut und Schnee zu Boden.
»O Scheiße«, sagte Kynan. »Wir müssen sofort hier weg. Beeil dich, Shade.«
»Geschafft.« Der Dämon nickte. »Gratuliere. Du bist schwanger.«
Schwanger. Nein. Nein, nein, nein! Gott, was hatte sie nur getan?
Waffen krachten aufeinander, Pferde wieherten, und Regan schrie auf, als Thanatos unter den Hufen des weißen Hengsts zertrampelt
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