Eternal Riders: Limos (German Edition)
zerbrechen.
37
Wütend starrte Arik auf den Fleck, an dem Reaver gerade noch gestanden hatte, und fragte sich, wann und ob die Welt wohl jemals wieder normal werden würde. Seiner Einschätzung nach würde das passieren, wenn die Hölle zufror. War das nicht ein Witz? Wenn Pestilence obsiegte, würde sich die Hölle genau hier auf Erden befinden.
»Mist«, sagte Kynan. »Was für ein Chaos.«
»Chaos?« Arik fuhr herum. »Das ist doch wohl die Untertreibung des Jahrhunderts, meinst du nicht? Die Aegis hat verdammtes Glück gehabt, dass sie mit ihrer Nummer nicht Thans Siegel haben brechen lassen.«
»Aber zumindest haben wir versucht, etwas zu tun, um die Apokalypse aufzuhalten«, fuhr Kynan ihn an. »Deine Leute vom R- XR sitzen einfach nur auf ihren faulen Ärschen rum. Bis die mal handeln, ist es längst zu spät.«
Das Militär war immer schon eher reaktiv als proaktiv gewesen, genau wie die Regierung, nur auf dem entgegengesetzten Ende des Spektrums. Die Aegis hingegen sprang los, ehe sie hinsah, wohin. Aber das war nichts Neues und keinen Streit wert. Letzten Endes richtete sich Ariks Wut ja auch gar nicht gegen Kynan. Sie richtete sich nicht einmal gegen sich selbst, weil er Limos sein Wissen über Regan vorenthalten hatte, auch wenn er sich deswegen am liebsten in den Hintern getreten hätte.
Am Ende lief alles auf eines hinaus: Arik wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste, und zwar eine, von der er nie gedacht hätte, dass er je mit ihr konfrontiert werden würde.
Kynan, der immer schon fähig gewesen war, eine Lage so gut einzuschätzen, als ob er allen anderen zwei Schritt voraus wäre, wusste genau, was in Arik vorging. »Du kommst doch zu uns zurück, oder etwa nicht?«
»Würde ich dann gezwungen sein, Geheimnisse vor meiner Familie zu haben?«
Es folgte ausgedehntes Schweigen, ehe Kynan seufzte. »Mann, ich weiß genau, wie du dich fühlst. Immerhin bin ich ein Wächter, der in eine Dämonenfamilie eingeheiratet hat. Meine eigene Gefährtin ist ein Dämon. Meine Loyalität steht Tag für Tag auf dem Prüfstand.«
»Aber?«
Kys jeansblaue Augen bohrten sich in Arik. »Aber du hast es mit Leuten zu tun, die uns die Hölle heißmachen können, falls die Siegel brechen. Es gibt Dinge, bei denen wir uns bedeckt halten müssen.«
»Das verstehe ich ja, und ich weiß, Limos versteht es auch.« Sein Mädchen mochte im Moment ziemlich sauer sein, aber sie war alles andere als dumm und verstand genau, was die Konsequenzen waren, sollte sie auf die Seite des Bösen wechseln. »Sie wird keine Fragen stellen, wenn es um Dinge geht, die uns kompromittieren würden, falls ihr Siegel bricht. Aber die ganzen anderen Sachen … zum Beispiel, einen Reiter dazu bringen, eine Wächterin zu schwängern? Also, so was behaltet ihr wohl lieber für euch, denn so sieht’s aus: Ich werde nichts vor ihr geheim halten.«
Nie wieder. Geheimnisse und Lügen hätten seine Beziehung mit ihr und zu ihren Brüdern beinahe zerstört. Ja, das könnten sie auch immer noch. Sie war noch nicht zurückgekehrt, und er begann sich zu fragen, ob sie es überhaupt tun würde.
Kynan fluchte. »Du weißt schon: Wenn du irgendjemand anders wärst, würden wir dir sagen, du kannst dich verpfeifen.«
»Ich weiß. Aber sogar ohne meine Ausbildung, meine Erfahrungen im Kampf gegen Dämonen und meine Fähigkeit, Dämonensprachen zu lernen, bin ich viel zu wertvoll, als dass das R- XR oder die Aegis es sich leisten könnten, auf mich zu verzichten.«
Keine der beiden Organisationen würde ein Mitglied des innersten Kreises der Reiter verlieren wollen. Das Problem dabei war nur, dass Arik in Zukunft sehr vorsichtig sein musste, wohin er ging und mit wem er zusammen war, solange Pestilence noch seine Seele besaß. Dieser Mistkerl konnte ihn jederzeit und überall spüren, und Arik würde auf keinen Fall riskieren, dass Pest in ein Treffen im Aegis-Hauptquartier reinplatzte oder so.
»Ich hasse es, wenn du recht hast.« Kynan warf einen Blick auf seine Uhr. »Hör mal, ich muss gehen. Aber wir brauchen dich. Jetzt mehr denn je. Denk mal drüber nach.«
Arik musste gar nicht darüber nachdenken. Wenn da nicht diese lästige kleine Sache mit der Apokalypse gewesen wäre, hätte er vermutlich nicht im Traum daran gedacht, zurückzugehen. Aber im Augenblick brauchte die Welt jede Hilfe, die sie nur kriegen konnte, und er hatte nicht vor, der Menschheit den Rücken zuzukehren.
»Du bist so ein Idiot«, rief Arik Kynan hinterher, der
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