Eternal Riders: Limos (German Edition)
nur einen Schrei ausstoßen kannst. Du kannst nicht –«
»Ja, meinst du denn, ich kenne die Risiken nicht?«, unterbrach sie ihn. »Ich bin nicht geflohen, um mich wieder einfangen zu lassen.«
Im Grunde war sie überhaupt nicht geflohen, aber das war etwas, das sie niemals laut aussprechen könnte. Es gab nur eines, was sie mehr fürchtete, als den Teufel höchstpersönlich zu heiraten: ihre Brüder zu verlieren. Sie hatten sie gelehrt zu lieben, nachdem sie unzählige Jahre lang geglaubt hatte, Liebe bedeute, das Leid anderer zu genießen.
»Dann komme ich mit dir.«
»Okay.«
Thanatos blinzelte. »Okay?«
»Was denn, hast du gedacht, ich fange an zu streiten? Ich bin doch kein Volltrottel.«
»Das«, sagte er, »bist du wirklich nicht. Für gewöhnlich.« Sein Blick wanderte über ihre Schulter, und als sie ihm folgte, sah sie Ares mit grimmiger Miene das Zimmer durchqueren. Die Anspannung schien ihm aus jeder Pore seines zwei Meter großen Körpers zu dringen.
Er war für den Kampf bereit, in seinem Lederpanzer, das Schwert an der linken Hüfte. Hinter ihm zockelte ein Ochse von Höllenhund. Limos hasste die Viecher, deren Bisse imstande waren, sie und ihre Brüder kampfunfähig zu machen, sie zu lähmen und damit wehrlos zu machen. Jede Waffe, die mit ihrem Speichel benetzt war, würde genau denselben Schaden anrichten, wie Limos aus eigener Erfahrung wusste. Aber Ares’ Frau, eine Tierflüsterin, die die Gabe besaß zu heilen, hatte die verdammten Dinger sozusagen verzaubert und war überdies mit jedem Höllenhund auf geheimnisvolle Art verbunden. Dank dieser Verbindung war sie jetzt unsterblich, und sämtliche Bestien verspürten den überwältigenden Drang, sie und Ares zu beschützen.
»Hey, Bruder«, sagte sie. »Was gibt’s? Wo sind Cara und Rath?«
Ares’ schwarze Augen erwärmten sich beim Namen seiner Frau, sodass das eisige Glitzern einen Moment lang verging. »Sie ist zu Hause und kümmert sich um einen neugeborenen Höllenhundwelpen, dessen Mutter von Pestilence getötet wurde. Und Rath schläft.«
Rath war ihr Adoptivkind oder besser gesagt ihr Adoptivzicklein. Er war ein Baby-Widderkopf, ein ziegenähnlicher Dämon, dessen Vater ebenfalls von Pestilence ermordet worden war.
»Was ist los?« Thanatos musterte Ares, als versuchte er zu entscheiden, ob er ebenfalls seine Panzerung anlegen sollte.
»Unser Bruder hat sich von dem Schlag erholt, den wir ihm versetzt haben.« Ares’ Stimme war kalt und hart, von eisiger Wut durchdrungen. »Ein Heuschreckenschwarm hat Neuseeland überfallen, die schlimmste Plage, die sie je erlebt haben.« Limos runzelte die Stirn. »Eine Plage könnte natürlich durch Pestilence hervorgerufen worden sein, aber sie ist und bleibt doch ein natürliches Phänomen.«
»Nicht, wenn die Heuschrecken auch Tiere und Menschen verspeisen.«
Igitt. »Ich hatte gehofft, es würde länger dauern, bis er sich neu formiert.« Dafür gab es eine ganze Reihe von Gründen, aber der wichtigste war, dass Ares und Thanatos nicht kämpften, solange Pestilence kein Unheil anrichtete. Ares wollte Pestilence tot sehen, während Thanatos hoffte, sein Siegel reparieren zu können.
Unglücklicherweise befand sich Pestilence im Besitz der einzigen Waffe, die in der Lage war, ihn zu töten, und bislang hatte niemand eine Möglichkeit gefunden, sein Siegel zu reparieren. Ach, zur Hölle, sie wussten ja nicht mal, ob es überhaupt möglich war. Thanatos besaß lediglich eine Theorie und jede Menge Hoffnung.
»Ja, ich auch«, sagte Ares. »Aber die Anspannungen auf dem Balkan nehmen erneut zu, so wie auch die Kämpfe im Mittleren Osten wieder aufleben. Ich komme gerade von einem besonders widerlichen.« Ares, der Reiter, der War sein würde, wenn sein Siegel brach, wurde von Krieg unweigerlich angezogen und konnte während des Höhepunkts der Kampfhandlungen Tage, Wochen, sogar Monate von zu Hause fernbleiben. Zum Glück war sein Siegel in Sicherheit, was sie Caras Verbindung mit dem Höllenhund zu verdanken hatten – es sei denn, Limos’ oder Thanatos’ Siegel brach.
»Verdammt«, flüsterte Than. »Ich habe eine Zunahme von Todesfällen gespürt, aber nichts Konkretes.«
»Das liegt daran, dass die Kämpfe ziemlich verstreut sind und es sich bislang eher um einzelne Scharmützel handelt, sodass die Todesrate noch ziemlich gering ist. Möglicherweise geht Pestilence diesmal stufenweise vor und bewegt sich eine Weile unter dem Radar, während er an seinem nächsten Versuch
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