Eternal Riders: Limos (German Edition)
trat.
Und, nur fürs Protokoll: Rhys wog eine Tonne.
Da sie keine Hand frei hatte, versetzte sie der Tür aus Holz und Eisen einige kräftige Tritte, bis irgendwann einer von Thans Vampirdienern, Artur, öffnete. Da es mitten am Tag war, gehörte der diensthabende Vampir der alten Rasse an, den ersten Vampiren, die nie unter einer Allergie gegen Sonnenlicht zu leiden gehabt hatten. Wie Than nicht nur einen, sondern ganze zehn von denen gefunden hatte, um ihm zu dienen, wusste sie nicht. Er konnte manchmal ziemlich verschlossen sein.
Ärgerlich.
Als ob du keine Geheimnisse hättest.
O ja, sie hatte jede Menge Geheimnisse, und das Ganze wurde noch durch das Wissen verschlimmert, dass die bösartige Seite in ihr durch die Lügen einen Kick erhielt. Je größer die Lüge, desto mehr Potenzial besaß sie, zu verletzen oder sogar zu zerstören – und desto mächtiger der Rausch. Immer wieder zuckten Stöße köstlichen, beinahe erotischen Adrenalins durch ihren Körper wie eine Droge.
Aber diese Droge hatte sie schon vor Hunderten von Jahren aufgegeben und gegen das Verlangen eingetauscht, mit lässiger Beiläufigkeit zu lügen. Das verschaffte ihr einen ähnlichen Rausch, machte jedoch wesentlich weniger süchtig.
»Miss Limos?« Artur starrte sie auf die für ihn typische gruselige Weise an. Auch wenn sie sich nicht sicher sein konnte, hegte sie schon lange den Verdacht, dass er Kannibale gewesen war, ehe er zum Vampir wurde. Irgendetwas an ihm stimmte einfach nicht.
Sie schob ihm den toten Dämon in die Arme und betrat mit eiligen Schritten den großen Saal, sodass ihre Riemchensandalen auf dem Boden klickten. Im Kamin loderte ein Feuer, und Than saß in einem der gemütlichen Sessel gleich daneben, die Nase in einem Buch vergraben. Als ihr Geschichtswissenschaftler auf freiwilliger Basis besaß er eine ausgedehnte Bibliothek und las eigentlich ständig, wenn er nicht gerade in seinem Fitnessraum trainierte oder sich an Orten herumtrieb, an denen es zu Katastrophen mit zahlreichen Toten gekommen war.
Seine neueste Obsession war die Suche nach Hinweisen, die ihm den Verbleib ihres Agimortus aufzeigen könnten, die Suche nach einer Möglichkeit, Resephs Siegel zu reparieren, und die Suche nach ihrem Vater. Na gut, man konnte nicht gerade von neuer Obsession sprechen, aber mittlerweile war dies seine einzige .
»Was liest du da?«
Thanatos hob den Kopf, sodass die beiden blonden Zöpfe gegen seine Schläfen schlugen. » Salz: eine Weltgeschichte .«
»Wahnsinn. Du findest doch immer wieder Themen, die einfach mitreißen.«
Than zog eine gepiercte Augenbraue in die Höhe. »Hast du eine Ahnung, wie viele Kriege bereits wegen Salz geführt wurden?«
Sie warf ihm einen Blick zu, der besagte: Bist du doof, oder was? »Immerhin waren wir dabei, weißt du nicht mehr?« Sie hatten von einigen dieser Kriege profitiert – genauer gesagt verdankten sie ihr Vermögen dem Salzhandel.
»Jepp. Die guten alten Tage.« Seine Worte trieften vor Sarkasmus.
»Und warum liest du dann ein Buch darüber?«
»Weil ich mich vor einer halben Stunde mit Kynan getroffen habe, um über ihre Fortschritte bei der Suche nach deinem Agimortus zu diskutieren, und er dabei erwähnte, dass die Aegis kürzlich ein Bündel von Texten entdeckt hat, die in einem uralten Salzfass versteckt waren. Dabei fiel mir wieder ein, dass die Isfet vor ihrer Unterwerfung durch die Neethulum ebenfalls am Salzhandel beteiligt waren.«
Die Isfet waren die Dämonen, die den Becher angefertigt – und verborgen – hatten, der ihren Agimortus trug. Bedauerlicherweise hatten sie nach Generationen von Geburten und Todesfällen sowie aufgrund entsetzlich lückenhafter Dokumentation keine Ahnung mehr, wo er aufbewahrt wurde.
»Dann meinst du also, du könntest in diesem Buch vielleicht einen Hinweis finden?«
Than zuckte mit den Schultern. »Es kann jedenfalls nicht schaden. Vielleicht ist der Autor bei seinen Nachforschungen ja zufällig auf ein paar Informationen gestoßen.« Als Artur eintrat, legte er das Buch beiseite.
»Was soll ich mit der Leiche tun, Sir?«
»Wer ist es?« Than blickte Limos an. »Einer von Ariks Folterknechten?«
»Jepp.« Den Plan, Rhys reinzulegen, hatte sie vor einigen Tagen mit Ares und Than besprochen. Die beiden hatten ihr helfen wollen, aber sie kannte den gerissenen Mistkerl gut genug, um zu wissen, dass er den Braten riechen würde. »Du musst ihn für mich loswerden.«
Than beugte sich auf seinem Sessel vor, sodass seine
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