Eternal Riders: Limos (German Edition)
gewaltige Bibliothek. Perfekt. Sie hasste es, aber dieses in kleinen Fetzen klang nicht besonders angenehm.
»Du suchst doch nach Limos’ Agimortus , stimmt’s?«, sagte sie rasch. »Und einer Möglichkeit, das Siegel deines Bruders zu reparieren. Dabei kann ich helfen. Ich verfüge über eine äußerst nützliche spezielle Fähigkeit.«
Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. »Was für eine Fähigkeit?«
»Ich kann Tinte auf Haut interpretieren. Das schließt Pergament mit ein.«
»Ich kann ebenfalls Tinte auf Pergament interpretieren«, gab Than trocken zurück. »Das nennt man Lesen.«
Sie rauschte an ihm vorbei, wobei sie den Schock des Gewahrwerdens ignorierte, der durch ihren Körper schoss, als sie einander berührten, und kurzerhand bis zu seiner Bibliothek marschierte, wo sie sich unter den Bergen von Pergamenten und Schriftrollen und Trilliarden von Büchern umsah, einige davon modern, die meisten jedoch uralt. Rasch, denn schon kam Thanatos wie eine Lokomotive hinter ihr her, wobei ihm der Dampf praktisch aus den Ohren stieg, schnappte sie sich ein Buch mit einer Hülle, die aus Leder gemacht zu sein schien. O … igitt – menschliche Haut.
Aber egal. Sie legte es auf den Tisch, schlug es auf und fuhr mit den Fingern über die Tinte – Blut? – auf einer der Seiten. Die Sprache war ihr unbekannt, aber die Emotionen, die ihre Fingerspitzen versengten, waren heiß.
Eifersucht, so zähflüssig wie Gelatine, floss durch sie hindurch. »Der Autor«, murmelte sie, »ist … aufgebracht. Eifersüchtig.« Bilder von Gewalt flackerten wie Szenen aus einem alten Schwarzweißfilm durch ihren Kopf. »Es ist eine Frau, denke ich. Sie will eine andere Frau … töten … auf grässliche Weise töten. Die andere Frau ist sehr schön, mit schwarzen Haaren und violetten Augen. Wer auch immer das hier geschrieben hat, dachte dabei an einen nackten Mann. Mit Flügeln.« Bebend holte sie Luft. »Einen Engel?«
Thanatos’ Finger packten ihr Handgelenk und zogen sie von dem Buch fort. »Kannst du das mit den Dokumenten tun, die sich auf den Agimortus meiner Schwester beziehen?«
Regan nickte. Die Visionen in ihrem Kopf standen nach wie vor äußerst lebendig vor ihrem geistigen Auge. »Wer waren diese Leute?«
»Die Autorin war ein Sukkubus namens Estha. Die Frau mit den violetten Augen ist Lilith, meine Mutter. Der Mann ist entweder Azagoth oder Sartael, ehe sie fielen, und einer der beiden ist angeblich unser Vater.«
»Azagoth? Es könnte sein, dass der Sensenmann persönlich euer Vater ist?«
Thanatos schwieg. Er stand einfach nur da und musterte sie nachdenklich. »Du könntest von Nutzen sein, aber ich werde dich aufsuchen. Keine Frau wohnt hier.«
Jetzt saß sie am längeren Hebel, und das würde sie ausnutzen. »So funktioniert das nicht. Ich brauche Zugang zu deiner Bibliothek. Du brauchst meine Hilfe und die Aegis deine. Ich werde nicht gehen, Frau hin oder her.« Mit einem Lächeln schlenderte sie aus der Bibliothek und nahm den Riemen ihrer Tasche auf die Schulter. »Und jetzt zeig mir bitte mein Zimmer.«
Mit einem Knurren ließ er sie einfach stehen, und auch wenn einen Moment später ein Vampir auftauchte, um sie tiefer in die eiskalte Festung hineinzuführen, fühlte sie sich keineswegs wie eine Siegerin. Ganz im Gegenteil, sie war stinksauer.
Der Reiter, den zu verführen sie ausgesandt worden war, war … schwul.
14
Arik hatte den Verstand verloren. Es war ja wirklich toll, dass er nicht länger in Sheoul war, aber jetzt war er leider total irre. Teile seiner Erinnerungen waren vollkommen verschwunden, und was noch da war, war verschwommen, wie im Traum, und er konnte Erinnerung und Traum einfach nicht unterscheiden. Gott, wie er das hasste, nachdem er immer so verdammt stolz auf sein gutes Gedächtnis gewesen war, vor allem nach dem intensiven Training beim Militär, das ihm dabei half, sich im Anschluss an Begegnungen mit Dämonen auch an kleinste Details zu erinnern. Jetzt fragte er sich, wie viel von seinem Leben unwiderruflich verloren war und wie viel vielleicht zurückkommen würde.
Entsetzt war er in sein Zimmer – Limos’ Zimmer vermutlich – zurückgekehrt, doch dort hatte sich Klaustrophobie enger um ihn gelegt als eine schusssichere Weste. Daraufhin war er zur gläsernen Schiebetür geflüchtet, nur um festzustellen, dass sie verschlossen worden war. Von außen.
Panik setzte ein. Also hatte er sich einen Stuhl gepackt und durch die Scheibe geworfen, war übers
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