Eternally - Cach, L: Eternally
beißen konnte.
Er sah ihr in die Augen. Die Kraft seines Blickes verwandelte ihre Panik in etwas Tieferes, Angstvolleres. Sie spürte etwas Gefährliches in ihm und bewegte sich nicht mehr.
»Wer bist du?«, fragte er auf Französisch, mit leiser Stimme, in der aber ein drohender Unterton lag, der sie davor warnte, nicht zu antworten.
»Caitlyn«, keuchte sie. Vor Angst und unter seinem Gewicht bekam sie kaum Luft.
»Warum bist du in meinem Zimmer?«
Sie sah ihn an. Was sollte sie nur sagen?
Er schüttelte sie. »Warum bist du hier?«
»Ähm … äh«, stotterte sie, und dann kam ihr eine Eingebung. »Ich, äh, ich bin ein Dienstmädchen und dachte, dass Sie vielleicht Hilfe beim Baden brauchen.«
Er blickte sie einen langen Moment an, dann wich die Strenge in seinem Gesicht einem Zweifel, und es wurde sanfter. Seine Hand auf ihrer Stirn lockerte ihren Griff, glitt dann sanft über ihr Gesicht und streichelte ihre Wange. »Wer hat dich geschickt? Giovanni? Oder Philippe? Haben sie dir gesagt, ich bräuchte Gesellschaft?«
»Niemand hat mich geschickt.«
Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach sie. »Raphael?«, rief eine männliche Stimme. »Ist alles in Ordnung?«
Wieder wurde Caitlyn von Panik ergriffen, wirre Gedanken an Madame Snowe und die Jungsverbote rasten ihr durch den Kopf. »Er darf mich nicht sehen! Ich darf nicht allein mit einem Jungen gefunden werden! Bitte, ich bekomme sonst große Schwierigkeiten!«
Er ließ sie los, und sie kletterte auf der anderen Seite vom Bett hinunter, versteckte sich in den Schatten und Vorhängen am Kopfende und blieb so steif wie ein Bettpfosten stehen. Sie schloss die Augen und betete, der, der vor der Tür stand, möge weggehen.
Im Zimmer war es still. Caitlyn wartete darauf, Raphaels Stimme oder die des anderen zu hören, aber die Sekunden dehnten sich zu Minuten, und es blieb still. Sie waren fort.
Mit wachsender Angst begriff sie, dass sie nicht mehr in dem Zimmer mit Raphael war. Sie konnte ihren eigenen Atem nicht mehr hören, ihr Herz in ihrer Brust nicht mehr spüren. Sie war woanders, an einem schrecklichen Ort.
Nein, nicht das wieder …
Kälte kroch über ihre Haut, als würde sich Glas beschlagen. Sie hatte das schwindelerregende Gefühl, zu fallen, und breitete die Arme aus, um sich an etwas festzuhalten. Sie griff nach etwas Kaltem und Feuchtem, das unter ihren Fingern nachgab, und obwohl sie wusste, was sie erwartete, öffnete sie die Augen.
Im selben Augenblick überfiel sie der Lärm: panisches Kreischen, Schreie aus tiefster Seele. Dieses Mal kamen sie von einem dünnen Mädchen, das so durchsichtig war wie Rauch. Ihr Haar hing in wirren feuchten Strähnen um ihr blasses Gesicht, ihr schreiender Mund war weit aufgerissen. Sie klammerte sich mit zu Krallen gekrümmten Fingern an Caitlyn und fuchtelte verzweifelt mit ihren dürren Armen herum.
Caitlyn schrie.
Der Klang ihrer eigenen Stimme drang durch ihren Schlaf und zerrte sie abrupt in die wache Welt. Sie spürte den Schrei in ihrer Kehle, selbst in dem Moment noch, als sie sich aufsetzte und nach dem Schalter der Nachttischlampe suchte.
Amalia war schon aus dem Bett und auf halbem Wege zu ihr. »Ist alles in Ordnung? Mein Gott, hast du mich erschreckt!«
»Tut mir leid! Tut mir wirklich leid! Ich hatte einen Albtraum.« Sie versuchte, sich zu fassen und ihren schnellen Atem zu beruhigen.
»Das scheint mir auch so! Ist alles in Ordnung?«
»Ja, ja, alles okay. Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«
Amalia winkte ab. »Man kann seine Träume nicht kontrollieren.«
Mit zitternden Händen wischte Caitlyn sich übers Gesicht und spürte den kalten, feuchten Angstschweiß.
Amalia ging zurück in ihr Bett. »Möchtest du darüber reden? Von was hast du geträumt?«
Caitlyn nahm ihr Kissen und hielt es sich schützend vor die Brust. »Von nichts Bestimmtem. Es ist nie etwas Bestimmtes.«
»Hast du diese Albträume oft?«
Caitlyn zuckte mit der Schulter. »Ich hatte gehofft, hier würde ich keine haben«, antwortete sie ausweichend. »Vielleicht sollte ich dir Ohrstöpsel kaufen?«, sagte sie scherzend.
Amalia ließ sich wieder auf ihr Kissen fallen. »Wenn es schlimmer wird, kannst du Schlaftabletten nehmen, ja?«, sagte sie, und wieder war Caitlyn sich nicht sicher, ob sie es ernst meinte oder scherzte.
»Ich glaube nicht, dass es schlimmer wird«, sagte sie und hoffte, dass dies der Wahrheit entsprach. »Ich bin nur angespannt. Neuer Ort, neue Menschen, du weißt
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