Eternally - Cach, L: Eternally
schon.«
»Ich träume manchmal, dass ich eine Prüfung habe, auf die ich nicht vorbereitet bin, und einmal hab ich sogar geträumt, dass mich ein Tiger fressen will, aber ich glaube, ich hatte noch nie einen so schlimmen Traum, dass ich schreiend davon aufgewacht bin. Was jagt dir so schreckliche Angst ein?«
»Dinge … die mir wehtun wollen.«
»Was für Dinge?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht wirklich, was es ist.«
Amalia zog die Augenbrauen hoch. »Aber was vermutest du?«
»Sie sehen so aus wie irgendeine Art … na ja, eine Art Gespenster oder böse Geister. Natürlich sind sie nur in meinen Träumen. Ich weiß, dass sie nicht echt sind«, schwindelte sie. Sie war sich da ganz und gar nicht sicher.
»Gut, dass sie nicht echt sind. Wenn sie es wären, hättest du ein Problem.« Amalia lächelte. »Schlösser sind doch immer voller Gespenster.«
»Da bin ich aber erleichtert, dass die hier nur in meiner Vorstellung existieren«, sagte Caitlyn schwach. Sie machte das Licht aus, legte sich wieder hin und starrte in die Dunkelheit. Sie versuchte, die Kreischer aus ihren Gedanken zu verbannen und stattdessen an den Teil des Traumes zu denken, den sie vor diesem kreischenden, klammernden Mädchen gehabt hatte.
Raphael.
Es war das zweite Mal, dass sie innerhalb eines Tages von ihm geträumt hatte, und beide Male war ihr der Ritter der Kelche eingefallen. Einen Moment lang hörte sie den vollen Klang seiner Stimme und sah seine haselnussbraunen Augen, die direkt in ihre blickten. Sie konnte die Hitze seiner Hand spüren, die er gegen ihre Stirn presste, und wie aus seiner Berührung ein Streicheln wurde.
Wer war er? Und war er echt?
Und wie konnte er ihr Ritter der Kelche sein, wenn er nur in ihren Träumen existierte?
Eine Träne rann ihr übers Gesicht. Es spielte keine Rolle. Die Kreischer waren ihr gefolgt. Ein Ozean hatte sie nicht aufgehalten. Nichts würde sie je aufhalten.
Kapitel 7
22. JANUAR
E ntrez!«
Caitlyn hielt eine Hand an ihr Augenlid, um das Zucken zu unterdrücken. Dann öffnete sie die schwere Eichentür zu Madame Snowes Büro. Es war neun Uhr morgens, sie war pünktlich erschienen. Sie betrat einen Raum, dessen warme Gemütlichkeit in krassem Kontrast stand zu der Eiseskälte, die die Schulleiterin ausstrahlte.
Der Steinboden war mit orientalischen, dunkelblau und rot gemusterten Teppichen bedeckt. Die eine Längswand bestand aus Bleiglasfenstern, die den Blick über das Burggelände und über das Dordogne-Tal freigaben. Zwei weitere Wände waren wie in Caitlyns Zimmer mit dunklem Holz vertäfelt.
Die vierte Wand wurde von einem riesigen Kamin eingenommen, in dem ein loderndes Feuer brannte. Über dem großen steinernen Kaminsims hing das goldgerahmte Porträt einer Frau in historischer Kleidung: eine Adlige, deren rotblondes geflochtenes Haar zu einer Krone aufgesteckt war und an deren Ohrläppchen Perlenohrringe hingen. Ihr Gesicht war ein perfektes Oval, ihre dunklen Augen hatten einen wissenden Blick, und um ihre Lippen spielte ein kleines Lächeln. Sie trug ein rosafarbenes Satinkleid mit Puffärmeln und eine Kette aus Rubinen und Gold. Auf ihrem Schoß lag ein geöffnetes Buch, auf das sie eine Hand gelegt hatte.
Caitlyn fühlte sich unwiderstehlich zu dem Porträt hingezogen Ihre Füße trugen sie gleichsam zu dem Gemälde, wobei sie Madame Snowe völlig ignorierte, die hinter ihrem Schreibtisch wartete. Das Porträt war offensichtlich ein Original und sicher mehrere hundert Jahre alt. Irgendetwas daran rief eine Erinnerung in ihr wach, das Gefühl eines vergessenen Traums oder eines Ortes, an dem sie schon einmal gewesen war.
»Gefällt dir das Gemälde?«, fragte Madame Snowe. Sie erhob sich hinter ihrem Tisch und ging zu Caitlyn, die noch immer vor dem Kamin stand und das Porträt betrachtete.
»Es erinnert mich an etwas, aber ich weiß nicht, an was.« Caitlyn warf den Kopf zurück, dann wusste sie plötzlich die Antwort. »Ich weiß es!«
Madame Snowe sah sie prüfend an. »Ja?«
»Zu Hause in meinem Zimmer hängt ein Poster von einem Gemälde aus einem Museum in Italien. Es ist das Porträt eines Mädchens in Weiß namens Bia. Jemand mit Namen Bronzino hat es gemalt, und es heißt Die Perle .«
» La Perla «, sagte Madame Snowe, deren Gesichtsausdruck so gefasst war wie der der Frau auf dem Gemälde über dem Kamin. Aber in ihren Augen blitzte großes Interesse.
»Ja!«
»Dieses Gemälde hier ist ebenfalls von Agnolo Bronzino. Es stammt aus dem
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