Eternally - Cach, L: Eternally
geschüttelt, aber du bist nicht aufgewacht.«
»Und weil du weißt, wie schlecht ich oft schlafe, dachtest du, wenn ich ausnahmsweise mal fest schlafe, ist das ein Grund, mich zu wecken?«, fuhr Caitlyn sie an. Nach diesem grausigen Traum war sie mit den Nerven am Ende.
Amalia biss sich auf die Unterlippe. »Ich hatte Angst. Du hast so … unnatürlich ausgesehen. Da hat etwas nicht gestimmt.«
Ein Schauder rann Caitlyn den Rücken hinunter. Sie verschränkte die Arme und rieb sie, als könne sie die Schrecken des Traums so leicht wegreiben wie ein Frösteln. Sie sah, wie besorgt Amalia war, und ihr Ärger verschwand. »Entschuldige, dass ich dich angefahren habe«, sagte sie schließlich. »Ich habe mich so erschrocken und dann überreagiert. Es tut mir leid.«
»Tut mir leid, dass ich Wasser auf dich geschüttet habe. Aber du solltest mit der Schulschwester darüber sprechen.«
»Worüber?«
»Dass du nicht atmest. Ich glaube, man nennt es Schlafapnoe. Vielleicht erklärt das deine Albträume. Dein Gehirn bekommt keinen Sauerstoff mehr und gerät in Panik.«
Caitlyn wollte schon widersprechen, aber dann setzte ihr Verstand ein. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie langsam. Konnte es so einfach sein? Ihre Albträume wurden möglicherweise von etwas so Banalem wie Sauerstoffmangel verursacht?
»Ich hole dir ein trockenes Kissen«, sagte Amalia.
Caitlyn nickte ihr dankend zu, war dabei aber ganz in Gedanken versunken. Sie zog ihre nassen Sachen aus und ein Nachthemd an und grübelte über den Traum nach, den sie gerade gehabt hatte.
Der Albtraum mit Bianca war anders gewesen als ein Kreischer-Albtraum. Trotz all des Grauens war er eher wie einer ihrer anderen lebhaften Träume gewesen. Es gab eine Handlung, eine Abfolge von Ereignissen. Als sie wieder ganz trocken war, setzte sie sich mit ihrem Traumtagebuch aufs Bett und skizzierte die Szenen aus dem Traum: das Fiat-Lux -Fenster, Raphael und Beneto, die mit dem Kristallkästchen davorstanden; das silberne Viereck im Fenstersims, das sich in ein Loch verwandelte, aus dem Bianca auftauchte; der Scheiterhaufen; und schließlich Beneto, der ihr unversehrtes Herz aus der Asche holte.
Sie blätterte schnell zurück, bis sie die Zeichnung fand, die sie letzten Oktober in Oregon von ihrem Traum, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, gemacht hatte. Es war fast derselbe Traum gewesen, außer dass sie diesmal außerdem Beneto beim Durchsuchen der Asche gesehen hatte.
Caitlyn erstarrte. » … so wie du dein Leben riskiert hast, um es mir aus der Asche zu holen «, hatte Raphael zu Beneto gesagt.
War es womöglich ihr Herz in dem Kristallkästchen?
Sie schauderte und versuchte, das Grauen abzuschütteln.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Sie blätterte in ihrem Skizzenbuch bis zu dem Traum, in dem ihre Mutter die Tarotkarten gelegt hatte, und betrachtete erneut die Zeichnungen, die sie von den Karten gemacht hatte.
Die Karten mit der Darstellung von Menschen, die in ihr Leben treten würden, waren die »Königin der Schwerter« und der »Ritter der Kelche«. Den »Ritter der Kelche« glaubte sie deuten zu können: Raphael. Aber wer war die »Königin der Schwerter«?
Eugenia Snowe , antwortete ihr Unterbewusstsein. Eine kalte, intelligente Frau, die ihr helfen konnte, sie ohne zu zögern jedoch auch wieder fallen lassen würde.
Aber konnte die Königin der Schwerter nicht auch Bianca de’ Medici sein?
Die nächste Kartenserie war die wichtigste, es waren die drei Karten, die ihre momentane Situation darstellten: die »Drei Schwerter«, auf der drei Schwerter ein Herz durchbohrten; der »Narr«, der am Abgrund stand; und schließlich der »Tod«.
Sie las, was sie auf die Rückseite der Karte geschrieben hatte, die das durchbohrte Herz zeigte: Sie versuchen, das Herz zu vernichten, aber du darfst es nicht zulassen. Wer versuchte es zu vernichten, und wie konnte sie sie daran hindern?
Caitlyn zog die Tarotkarte mit dem Schicksalsrad aus ihrem Skizzenbuch und las noch einmal, was ihre Mutter an den Rand geschrieben hatte: Das Herz in der Dunkelheit.
Welche Dunkelheit? Und was hatte das mit dem Schicksalsrad zu tun?
Caitlyn seufzte entmutigt und betrachtete den Narren, der an den Abgrund trat. Darunter hatte sie geschrieben: Ich muss erwachen zu dem, was ist. Ich stehe am Rande des Abgrunds.
Es waren dieselben Worte, die Daniela benutzt hatte, als sie über Brigittes Bruder Thierry gesprochen hatte: Je suis au bord du gouffre . Aber was hatte Thierry
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