Eternally - Cach, L: Eternally
Amalia und Daniela zu treffen, bevor im September die Schule wieder losging«, begann Brigitte. »Einer seiner Freunde hatte vom gouffre gehört, und sie beschlossen, ihn sich anzusehen – von der Burg aus führt ein Weg direkt hin. Seine Freunde haben mir erzählt, dass sie, als sie dort waren, herumalberten und Steine hinunterwarfen, ganz normale Sachen eben. Dann haben sie gemerkt, dass Thierry ganz nah am Rand des gouffre stand. Nur da stand, lange Zeit, und in die Tiefe schaute. Und dann beugte er sich ohne Vorwarnung nach vorn und fiel hinunter.« Brigitte schaute Caitlyn in die Augen. »Er ist nicht gesprungen. Er hat nicht geschrien. Er ist einfach … umgekippt und gefallen. Einer seiner Freunde sagte, es habe ausgesehen, als würde ein gefällter Baum umstürzen.«
»Warum hat er das getan?«, fragte Caitlyn fassungslos.
»Ich weiß es nicht. Ich dachte, es ginge ihm gut. Er hatte Drogenprobleme, aber es ging ihm schon wieder besser. Es könnte ein Unfall gewesen sein, oder?«, flehte Brigitte, als könnte Caitlyn die Antwort wissen.
»Ja, wahrscheinlich.«
Brigitte nickte und sprach weiter. »Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Rettungskräfte bei ihm waren. Er hat überlebt, aber mit seinem Gehirn ist etwas passiert. Er kann sich an nichts aus seinem Leben vor dem Sturz erinnern. Er kann sich an niemanden von uns erinnern.« Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Er ist ein ganz anderer Mensch geworden. Die Ärzte sagen, dass er einen Hirnschaden erlitten hat, weil er so lange unter Wasser war, aber auf den Computertomografien ist nichts zu erkennen.«
Sie standen auf. Caitlyn stellte die Pflanze in die Fensternische zurück und rückte sie auf dem quadratischen, verkratzten Stück schwarzem Metall zurecht, das darin eingelassen war. Sie hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil sie von ihren schlimmen Träumen erzählt hatte. Sie hatte Albträume. Na und? Brigittes Bruder hatte versucht, sich umzubringen, und nun litt er an einem schweren Gehirnschaden.
Je suis au bord du gouffre , dachte Caitlyn. Ich stehe am Rande des Abgrunds. Die übertragene und die wörtliche Bedeutung waren bei Thierry zusammengekommen.
»Es tut mir leid für deinen Bruder«, sagte Caitlyn, die nicht wusste, was sie sonst sagen sollte. »Ich hoffe, es geht ihm bald besser.«
»Danke«, schniefte Brigitte und fing sich wieder. »Jedenfalls, all das ist der Grund, warum ich schließlich zu einer Therapeutin gegangen bin. Findest du das mit dem luziden Träumen gut?«
»Ja, sehr. Ich werde es heute Nacht versuchen und dir berichten, was geschehen ist.«
» Bon . Du kannst mir dann ja erzählen, wie du ein Haus einrichtest.«
Caitlyn schwieg und lächelte nur. Sie wollte nicht davon träumen, ein Haus einzurichten. Sie wollte von Raphael träumen.
Kapitel 16
N ach dem Abendessen, während Amalia mit Daniela und Brigitte im Großen Salon fernsah, schüttelte Caitlyn die Kissen auf ihrem Bett auf, löschte alle Lichter bis auf ihre Nachttischlampe und legte sich auf die Bettdecke. Sie faltete die Hände über dem Bauch und versuchte sich zu entspannen – angesichts ihrer Aufregung ein Ding der Unmöglichkeit. Sie würde Raphael wiedersehen, und dieses Mal würde sie bestimmen, was geschehen sollte!
Die Stimmen, die sie draußen auf dem Gang vor ihrer Zimmertür hörte, waren ungewöhnlich laut und störend: Soma, ein Mädchen aus Indien, erzählte Kaori aus Japan, dass sie im letzten Monat ein Kilo zugenommen hätte und eine neue Kokosnussöl-Diät ausprobieren würde, um abzunehmen.
Caitlyn stöhnte frustriert, schaltete ihren Radiowecker an und stellte ihn auf das Rauschen zwischen zwei Sendern. Die Geräusche auf dem Gang wurden davon fast übertönt.
Träume, aber behalte die Kontrolle , sagte sie zu sich selbst.
Nach einigen Minuten spürte sie, wie sie die erste Ebene des Schlafs erreichte, und das Zimmer um sie herum verschwand langsam.
Raphael. Ich möchte von Raphael träumen .
Sie stellte sich sein Gesicht vor, seine lockigen Haare und seine haselnussbraunen Augen. Die Willensanstrengung brachte sie für einen Moment fast zu ihrem wachen Bewusstsein zurück, aber mit seinem Gesicht vor ihrem inneren Auge begann sie wieder in Schlaf zu sinken.
Freudige Erregung durchzuckte sie, als Raphaels Gesicht plötzlich lebendig wurde. Er und der alte Mann, Beneto, standen flüsternd vor einem Bleiglasfenster mit einer bemalten Scheibe in der Mitte. Mondlicht flutete durch das Glas, verlieh ihren Profilen einen
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