Eternally - Cach, L: Eternally
umklammerte ihre Brust, ihr stockte der Atem, ihr Herz raste und sie war sich auf unerklärliche Weise sicher, dass das Ding, das langsam auf sie zukam, nicht von dieser Welt war. Erstarrt vor Angst, weigerte sich ihr Körper fortzulaufen.
Die blasse Gestalt war jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt und füllte fast die gesamte Fläche des Spiegels. Namenloses Entsetzen ergriff Caitlyn, als die Erkenntnis schließlich in ihr Bewusstsein gelangte.
Es war der rotblonde Scheitel einer Frau.
Caitlyn schrak zurück, als der Kopf weiter nach oben kam. Nun konnte sie die Nadeln sehen, mit denen die Haarkrone festgesteckt war. Sie war wie gelähmt vor Angst, außerstande, sich zu bewegen. Plötzlich wandte sich das Gesicht der Frau nach oben. Ihre braunen Augen blickten sie direkt an. Caitlyn blieb ein Schrei in der Kehle stecken: Es war Bianca de’ Medici. Das kalte Alabastergesicht der Adligen war völlig ausdruckslos. Ihre Arme schossen nach oben, packten Caitlyn seitlich am Kopf und zogen sie mit aller Kraft in die Tiefen des Lochs.
Caitlyn schrie, als sie in die Schwärze fiel, und krallte sich an die steinharten Hände, die ihren Kopf umklammerten. Der Druck der Hände verstärkte sich, bis es sich anfühlte, als würde ihr Schädel zwischen ihnen zerquetscht. Atmen konnte sie auch nicht, denn ihre Brust war wie eingeschnürt. Biancas starres Gesicht war das einzige Licht in dem Abgrund.
Die Dunkelheit wich plötzlich hellem Tageslicht, und Bianca verschwand. Der Druck um Caitlyns Brust verstärkte sich. Als sie an sich herabsah, stellte sie fest, dass sie mit Stricken gefesselt war, die Arme seitlich an den Körper gepresst. Sie war an einen Pfosten gebunden – und sie trug das rosarote Satinkleid. Um sie herum waren Reisigbündel aufgehäuft.
Eine Stimme verlas auf Lateinisch einen Urteilsspruch. Sie verstand, was die Worte bedeuteten: Man würde sie verbrennen, ihre Asche verstreuen und die Stelle, an der sie gestorben war, mit Salz bedecken.
Panik überflutete sie. Sie versuchte zu sprechen, bekam aber keine Luft. Die Reisigbündel waren bereits entzündet, das Feuer brannte mit gierigen Flammen. Sie zerrte an den Stricken, der Rauch brannte ihr in den Augen und versengte ihre Lungen.
Funken flogen auf ihr Kleid, und die Seide ging in Flammen auf. Caitlyn schrie –
Und dann war alles grau, jede Empfindung erloschen.
Caitlyn schwebte auf einmal in der Luft, ihre körperlose Seele hing über einem Haufen schwelender Asche und Holzkohle, aus der schwarze Knochenstücke ragten: Es waren die Überreste ihres Scheiterhaufens. Verwirrt sah sie, wie ein buckliger, vermummter Mann zum Rand des Haufens schlich und mit einem Stock in der Asche herumzuscharren begann. Seine Hand war voller brauner Flecken und Falten, und Caitlyn wusste, dass es Beneto war.
Einen Moment später fand Beneto, was er suchte, als er ein Stück Holz beiseiteschob: Mitten in der schwarzen, teerigen Holzkohle lag ein weinrotes, faustgroßes Fleischstück.
Caitlyn erschrak: Es war ihr Herz, von den Flammen unberührt.
Zitternd nahm Beneto das Herz mit bloßen Händen und schlug es vorsichtig in einen Stofflappen ein. Er senkte den Kopf und weinte.
Und dann traf Caitlyn plötzlich eine eisige Kälte im Gesicht.
Abrupt aus dem Schlaf gerissen, setzte sie sich mit einem Ruck auf und stieß mit ihrem Kopf an Amalias. Die Prinzessin schrie auf und taumelte zurück.
Hustend und spuckend, die Nase voll Wasser, schnappte Caitlyn nach Luft. Sie befand sich in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachsein, und es dauerte eine Weile, bis sie begriff, was los war. Kaltes Wasser lief ihr das Gesicht hinunter und durchnässte ihr T-Shirt.
» Wasser? « Sie starrte Amalia an. »Hast du Wasser auf mich geschüttet?«
»Ich dachte, du wärst tot!«, sagte Amalia mit bleichem Gesicht.
»Tot? Warum um Himmels willen sollte ich tot sein?«
Amalia schüttelte den Kopf. »Du hast nicht mehr geatmet.«
Caitlyn sackte zusammen. Sie hatte nicht mehr geatmet? Sie wurde von Grauen ergriffen, als sie sich daran erinnerte, dass alles grau gewesen war und sie nichts mehr gespürt hatte, während sie über ihrer Asche geschwebt hatte.
Sie war gestorben! Bianca hatte sie in diesem Traum umgebracht!
Aber dann spürte sie die Kälte ihres nassen T-Shirts, und ihr Verstand schaltete sich wieder ein. Sie lebte, oder etwa nicht? Sie saß hier, wach. »Wieso soll ich nicht geatmet haben? Natürlich habe ich geatmet!«
»Ich habe dich gerufen und
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