Eternity
sich vor Wut über den Angriff auf ihren Anführer, auf Alaric zu. Er schwang sein Schwert in ihre Richtung. Meena kroch über den Fußboden zu ihm. Sie würde ihn nicht im Stich lassen. Sie wusste, es war sinnlos, sie waren beide so gut wie tot. Gegen hundert Dracul konnte auch Alaric nichts ausrichten – und es waren mindestens hundert.
Aber irgendetwas musste sie doch tun können, um ihm zu helfen. Nur was? Den Pflock, ihre einzige Waffe hatte sie verloren.
»Hattest du eigentlich einen Plan, als du hierhergekommen bist?«, fragte Alaric.
»Nein«, antwortete Meena. »Du?«
»Keine Zeit«, antwortete er. »Greif in meine Tasche. Vielleicht habe ich ja noch irgendeine Waffe oder ein bisschen Weihwasser darin.«
Meena griff in die Tasche seines schwarzen Ledertrenchcoats. »Nein«, sagte sie dann enttäuscht. »Da ist nichts.«
»Ich hatte dir doch gesagt, du sollst mir nicht folgen«, sagte Alaric. »Oder?«
»Ja«, gab Meena zu. »Aber ich konnte doch nicht einfach dableiben und alle sterben lassen.«
Ihre Blicke fielen auf Dimitri, der sehr wütend aussah. Offensichtlich hatte es ihm nicht gefallen, von einem Mann der Geheimen Garde gegen die Wand geschleudert worden zu sein.
»Wie ihr sehen könnt, sind wir in der Überzahl.« Dimitri zog die Augenbrauen hoch. »Ein bisschen so wie damals, als
Ihr Partner und Sie in diesem Berliner Lagerhaus waren, was, Mr Wulf?«
»Ach, das waren Sie?«, sagte Alaric mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich schwöre Ihnen, ich reiße Ihnen jedes Glied einzeln dafür ab, Sie …«
»Seien Sie nicht kindisch«, erwiderte Dimitri lachend. »Ihr von der Geheimen Garde seid alle gleich. Ihr denkt immer, ihr seid uns einen Schritt voraus. Aber trotz eurer ausgeklügelten Methoden, uns mithilfe modernster Computertechnik ausfindig zu machen und unsere finanziellen Machenschaften zu verfolgen, finden wir stets einen Weg, euch zu entkommen und zu siegen … wegen eurer Arroganz. Und eurer Dummheit. Und deswegen werden wir jetzt die schwangere Frau töten.«
Meena keuchte. Ihr Herz raste. Die Vampirhorde, die sich um sie und Alaric drängte, teilte sich, und sie sah, dass man Leisha auf die Füße gezerrt hatte. Gregory Bane und Shoshona hielten sie zähnefletschend an den Armen. Sie grinsten hämisch. Leisha stand Todesängste aus.
»Hört auf«, stieß Meena aus und richtete sich zitternd auf. Ihr Handgelenk pochte, und ihrem Kopf ging es auch nicht gerade gut. »Ich gebe Ihnen, was Sie wollen.« Sie humpelte zum Altar und hob die Silberschale, die im Kerzenlicht schimmerte.
»Meena«, rief Alaric. Seine hellblauen Augen blitzten sie warnend an. Er schüttelte den Kopf.
Nein. Tu es nicht.
Aber Meena wusste, dass ihr nichts anderes mehr übrig blieb. Sie hatte versagt. Alaric hatte versagt. Und Lucien? Auch er schien sie nicht retten zu können.
Es war vorbei. Es war sinnlos.
Jetzt stand sie wirklich am Abgrund.
»Nehmen Sie sie«, sagte sie und hielt Dimitri die Schale hin.
»Nehmen Sie alles, was Sie wollen. Es ist mir egal. Lassen Sie nur Leisha gehen.«
»Vielen Dank.« Dimitri nahm die Silberschale entgegen und verbeugte sich. »Was sind Sie doch für ein gefälliges Geschöpf!«
Aus der Innentasche seiner Jacke zog er einen Dolch mit einem goldenen, kunstvoll mit Edelsteinen besetzten Griff. Er drückte ihn Meena an die Kehle. Sie schluckte. Ihr Herz hämmerte.
Aber dann geschah das Unglaubliche.
Dimitri nickte Gregory Bane und Shoshona zu. »Ihr könnt die Frau jetzt töten«, sagte er seelenruhig.
»Was? Nein!« Meena schrie auf, aber Dimitri packte ihren Arm und zerrte sie zum Altar.
Es war zu spät. Die Dracul drängten sich hungrig dorthin, wo Meena Leisha zuletzt gesehen hatte. Aber … wo war Leisha? Sie war gar nicht mehr da. Verwirrt blinzelte Meena. Anscheinend spielten ihr ihre Augen einen Streich.
Es stimmte. Leisha war wie vom Erdboden verschluckt. Meena versuchte, sich aus Dimitris Griff zu winden, dann hielt sie mitten in der Bewegung inne. Die Kirchentür öffnete sich, und sie sah, dass Leisha in die wartenden Arme ihres Mannes Adam geführt wurde, und zwar von niemand anderem als …
… Mary Lou Antonescu?
Meena glaubte, sich das alles in einer Art posttraumatischer Stresshalluzination nur einzubilden, aber Dimitri zeigte mit dem Dolch auf Mary Lou und schrie: »Verräter!«
Die Dracul fuhren herum und stürmten hinter Mary Lou her, als wollten sie sie in Stücke reißen, aber in diesem Augenblick fuhr ein mächtiger Windstoß durch
Weitere Kostenlose Bücher