Eternity
sagte Jon.
»Dann sage ich der Gräfin zu«, erklärte Meena.
»Das hat noch Zeit.« Jon wuschelte ihr durch die kurzgeschnittenen dunklen Haare. »Ich bestelle uns Samosas.«
Meena grinste und drehte den Ton der Nachrichten lauter. Der Polizei war es immer noch nicht gelungen, eins der Opfer zu identifizieren. Der Täter wurde mittlerweile als Parkwürger bezeichnet, und die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich mit Hinweisen an die Polizei zu wenden.
»Schließlich«, sagte Meena nachdenklich, ohne auf das zu achten, was die Nachrichtensprecherin mit grimmigem Gesicht von sich gab, »ist Victoria Worthington Stone schon mit zahlreichen Ärzten, Anwälten, Millionären, Reedern, Gangstern, Mördern, Irren, Polizisten, Cowboys, Priestern und sogar mit ihrem Halbbruder ins Bett gegangen (allerdings nur, bis sie herausfand, wer er wirklich war). Es ist an der Zeit, dass sie mal was mit einem Prinzen hat.«
»So ist es richtig«, sagte Jon und hängte sich ans Telefon.
12
Dienstag, 13. April, 18.30 Uhr
Vampirnest
West 4th Street, Chattanooga, TN
Es überraschte Alaric Wulf nicht, dass Sarah, wie die meisten Frauen – und Männer –, die in einen Vampir verliebt waren, sich nur zögernd darauf einließ, die Adresse ihres Geliebten preiszugeben.
»Sag mir, wo er ist, und ich lasse dich leben«, wiederholte er, als sie aus der Schockstarre ins Leben zurückkehrte.
Sarah zierte sich eine Weile. Wie den meisten Opfern bedeutete ihr ihr Leben nicht mehr besonders viel. Ihr Gehirn war zu blutleer geworden. Sie wollte nur noch ihren Geliebten schützen.
Bis Alaric ihr schließlich das Schwert an die Kehle hielt.
Die Päpstliche Geheime Garde war in den meisten Enzyklopädien und Suchmaschinen als mittlerweile eingestellte militärische Einheit des Vatikans aufgeführt, die Rom einst vor fremden Eindringlingen schützen sollte. Das stimmte nur zum Teil: Die Geheime Garde war eine militärische Einheit des Vatikans, allerdings war sie nicht eingestellt. Und die Eindringlinge, gegen die sie eingesetzt wurde, waren keine Fremden.
Es waren Dämonen.
Die Gardisten verteidigten nicht nur Rom gegen sie, sondern die ganze Welt.
Die verschiedenen Mitglieder der Garde hatten unterschiedliche Methoden, um die Opfer der Dämonen, die ja in ihre
Angreifer verliebt waren, zum Reden zu bringen. Abraham Holtzman – zurzeit der älteste Offizier der Geheimen Garde, der Alaric und Martin ausgebildet hatte – hatte immer auf Täuschung gesetzt. Er zückte eine falsche Visitenkarte von einer großen (fiktiven) Anwaltskanzlei und erklärte, die Familie des Vampirs habe ihn, Holtzman, engagiert, um ihm einen Scheck zu überbringen. Meistens war das Opfer so überrascht und verwirrt, dass es gar nicht bemerkte, dass Holtzman nie den Namen des Vampirs erwähnte.
Was natürlich daran lag, dass er ihn nicht kannte.
Alaric vermutete, dass er damit nur durchkam, weil er einfach aussah wie ein Anwalt. Seine jüdischen Eltern waren entsetzt gewesen, als Holtzman zum Vatikan gegangen war, obwohl er nicht konvertiert war (das musste man für den Job nicht, weil es schon schwierig genug war, überhaupt jemanden zu finden, der einen kühlen Kopf bewahrte, während er mit dem Schwert gegen einen kreischenden Succubus kämpfte. Und so befanden sich unter den Mitgliedern der Geheimen Garde Vertreter aller Religionen … auch Atheisten, wie Alaric zum Beispiel.)
Alaric wirkte nicht so intellektuell wie Holtzman, deshalb hielt er sich erst gar nicht mit dessen Taktik auf, sondern verließ sich lieber auf sein Schwert, das er jetzt Sarah an die Kehle drückte.
Als sie endlich stammelte: »Felix … Felix wohnt in einem Loft über einem Antiquitätenladen an der West 4th … aber bitte …«, packte er sie und drückte sie auf den Beifahrersitz seines Wagens. Alaric wollte um jeden Preis verhindern, dass sie ihrem untoten Liebhaber am Ende noch eine warnende SMS schickte, damit er seine Vampirfreunde rufen und ihm eine Falle stellen konnte.
Die Fahrt zu Felix’ Wohnung verbesserte seine Laune nicht
gerade. Sarah schluchzte die meiste Zeit und flüsterte: »Bitte, bitte … tun Sie ihm nichts. Sie verstehen nicht … er will eigentlich nicht so sein, wie er ist. Er hasst es. Er hasst, dass er mir … wehtun muss.«
»Ach ja?« Alaric warf ihr einen Blick zu. Er drehte das Radio auf einen Heavy-Metal-Kanal. Eigentlich konnte er mit Heavy Metal nicht viel anfangen, aber er brauchte etwas, das laut genug war, um das ständige Schniefen
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