Eternity
Eigentlich sogar schön. Aber das spielte jetzt keine Rolle. Sie hasste ihn nämlich offensichtlich.
Alaric wusste natürlich, was er zu tun hatte: Er musste Verstärkung anfordern. Sollte Holtzman sich doch mit den beiden herumschlagen. Er wollte nur die Adresse. Señor Sticky würde den Rest erledigen.
Auf dem Weg nach draußen würde er auch Emil und Mary Lou Antonescu erledigen. Es würde doch noch ein ziemlich befriedigender Abend werden.
»Hören Sie!« Meena hob ihr tränenüberströmtes Gesicht und blickte ihn an. Ihre Augen waren sehr groß und sehr dunkel. »Ich weiß, dass Sie mir nicht glauben. Niemand glaubt mir. Aber ich erfinde das nicht. Ich habe es ja selbst nicht geglaubt, bis Sie … bis Sie sagten, Sie würden ihn töten, und mir diese Bisswunde gezeigt haben. Und dann wusste ich es. Und auch die Tatsache … na ja, dass er schon tot ist. Deshalb konnte ich auch nie – ach, vergessen Sie es. Aber er wird Sie töten. Sie beide. Sie müssen mir glauben.«
Ihre Stimme, die vor lauter Sorge süß und ein wenig heiser klang, fand er unglaublich sexy. Was war nur los mit ihm? Er würde doch nicht auf die Reize dieser … na ja, was immer sie sein mochte … hereinfallen. Auf gar keinen Fall. Er musste ein
paar Vampire töten. Und dann würde er sich etwas Köstliches zu essen aufs Zimmer bringen lassen.
»Warten Sie einen Augenblick«, unterbrach er sie und zog sein Handy aus der Tasche, um Holtzman anzurufen. »Ich muss nur schnell jemanden anrufen. Es dauert nicht lange. Wollen Sie noch eine Cola? Oder vielleicht einen Tee? Ihr Bruder kann Ihnen einen Tee machen.«
»Sie wird er zuerst finden«, sagte sie, und eine einzelne Träne rollte über ihre glatte, sanft gerundete Wange. Ihre Augen waren geschlossen, als ob sie die Bilder im Kopf sähe. »Irgendwo … in einem Raum aus Glas. Einem Atrium. Da ist überall Wasser. Ein Pool. Ja. Ein Hotelpool. Aber in der Luft. Das macht doch keinen Sinn … vielleicht … auf einem Dach. Wohnen Sie in einem Hotel mit einem verglasten Schwimmbad auf dem Dach?«
Alaric hielt mitten in der Bewegung inne.
»Dort wird er Sie finden«, fuhr sie fort. »Schwimmen Sie gerne oder so?«
Alaric starrte sie an. Sah sie das tatsächlich hinter ihren geschlossenen Augenlidern?
»Woher zum Teufel wissen Sie das?«, fragte er unwillkürlich. Alaric Wulf war normalerweise nicht so leicht zu erschrecken.
Sie weinte jetzt nicht mehr. »Ich weiß es einfach«, erwiderte sie achselzuckend. »Glauben Sie mir, ich habe nie um diese … Gabe gebettelt. Und wenn ich es könnte, würde ich sie auf der Stelle zurückgeben. Denken Sie etwa, es gefällt mir zu wissen, dass mein Freund ins Wasser greift und Sie an den Haaren herauszieht, wenn Sie morgen früh Ihre Bahnen schwimmen, und Ihnen dann …«
»Das wird er nicht«, sagte Alaric rasch. Er steckte sein Handy wieder in die Tasche und setzte sich erneut neben sie auf die Couch. »Das wird er nicht. Denn dadurch, dass Sie es mir
jetzt gesagt haben, ändert sich alles. Das stimmt doch, oder? Funktioniert es so?«
Er betete, dass es so funktionierte. Normalerweise betete er nicht, aber jetzt war ihm unheimlich. Und so wie er sie von der Existenz von Vampiren überzeugt hatte, hatte sie ihn dazu gebracht, an ihre übersinnlichen Kräfte zu glauben.
Er glaubte daran. Gott im Himmel, er glaubte daran.
»Wenn Sie mich davor warnen, dass er da sein wird, werde ich eben meine Pläne ändern«, sagte er. »Jetzt halte ich Ausschau nach ihm. Vielleicht gehe ich noch nicht einmal schwimmen.«
Alaric schlug das Herz bis zum Hals. Normalerweise ging sein Puls nicht so schnell in die Höhe, aber die Vorstellung, dass der Prinz der Finsternis ihm die Kehle aufreißen würde, während er unschuldig im Peninsula seine Bahnen schwamm, hatte ausgereicht.
Woher hätte das Mädchen wissen sollen, in welchem Hotel er abgestiegen war? Sie konnte das unmöglich erfunden haben. Vielleicht konnte sie ja wirklich in die Zukunft sehen.
»Sehen Sie noch einmal hin«, drängte er. Er sprach sanft mit ihr, weil etwas in Meena Harpers Körpersprache ihm sagte, dass sie angegriffen war und er vorsichtig mit ihr umgehen musste. »Was sehen Sie?«, fragte er. Er griff nach der Decke, die auf der Couch lag, und wickelte sie ihr um die schmalen Schultern. »Was sehen Sie, wenn Sie jetzt hinsehen?«
Meena schüttelte den Kopf. »Es nützt nichts«, sagte sie. »Er wird Sie trotzdem töten und meinen Bruder auch.«
»Warum denn mich?«, jammerte Jon.
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