Ethan von Athos
eine diplomatische Ausnahmegenehmigung der Klasse IV. Sie haben kein Recht, meine Bewegungsfreiheit einzuschränken oder zu behindern, ausgenommen bei einer Anklage wegen eines Schwerverbrechens …«
Ethan konnte nicht sagen, ob das Gepolter gespielt oder echt war, ob da Harman Dal oder Ghem-Oberst Millisor sprach.
»Die Rechte, von denen Sie reden, gelten für Transitreisende gegenüber dem Sicherheitsdienst«, sagte Heida scharf. »Ein Notfall der Biokontrolle setzt sie außer Kraft. Steigen Sie jetzt in diese Schwebepalette.« Ethan und Quinn hatten bisher die Rollen gaffender Zuschauer gespielt. Nun fiel Raus Blick auf sie, mit einer Hand griff er nach dem Arm seines Vorgesetzten und stoppte dessen nächstes Argument. Millisor wandte den Kopf und klappte den Mund zu. Es konnte einen frösteln lassen, wie soviel Wut so abrupt zurückgenommen wurde. Nicht erstickt, sondern von der Oberfläche verbannt, aufbewahrt für einen späteren Augenblick. Hinter Millisors Augen brodelten die Gedanken.
»Heh«, sagte der Sicherheitsmann, als er den Kopf ins Zimmer steckte, »da drinnen ist noch ein dritter Kerl. An einen Stuhl gebunden und nackt.«
»Das ist widerlich«, sagte Heida. Sie warf Millisor einen vernichtenden Blick zu.
Der vernichtende Blick verfehlte seine Wirkung und prallte an Millisors wilden Überlegungen ab. Rau machte eine nervöse Bewegung. Seine Hand zuckte in Richtung seiner Jacke, aber Millisor und Quinn warnten ihn aus ihren unterschiedlichen Perspektiven mit einem Kopfschütteln.
»Er blutet«, sagte der Sicherheitsmann, trat ins Zimmer und zog nach einem Blick zurück auf Millisor und Rau nachdenklich seinen Betäuber aus dem Halfter.
»Das ist nur die Nase«, rief Heida. »Es sieht immer wie ein Schlachtfest aus, aber ich garantiere Ihnen, es ist noch niemand an Nasenbluten gestorben.«
»Mein Freund hier ist Arzt«, zwitscherte Quinn und schob sich schnell in die Gruppe. »Können wir helfen?«
»O ja«, rief der Sicherheitsmann, es klang erleichtert.
Quinn packte Ethan und schob ihn an sich vorbei in das Zimmer, dabei behielt sie weiter Millisor und Rau lächelnd im Auge. Irgendwie hatte ihr Betäuber den Weg in ihre Hand gefunden. Der Sicherheitsmann blickte zu ihr zurück und nickte dankbar. Heida zog sich mürrisch Plastikhandschuhe über und folgte Ethan, um selbst den Schauplatz der Ausschweifungen in Augenschein zu nehmen.
Ethan trat besorgt an Millisors festgeschnürtes Opfer heran. Der Sicherheitsmann kniete neben dem Stuhl nieder und zupfte versuchsweise an den Drähten, mit denen Tekis Knöchel gefesselt waren. Sie schnitten in die Beine, aus der Haut rann Blut. Tekis Kleider waren auf dem Bett abgelegt, in einer Anordnung, die typisch für eine Durchsuchung war. Auch seine Armgelenke waren mit Drähten gefesselt, entlang der engen Fesseln schwoll die Haut rot an. Der untere Teil seines Gesichts war blutverschmiert. Tekis Kopf hing schlaff, aber seine Augen waren offen und glänzten unnatürlich. Er kicherte, als der Sicherheitsmann seinen Knöchel berührte. Der Sicherheitsmann sprang verdutzt zurück, musterte ihn mit zunehmender Grimmigkeit und holte sein Reportpaneel heraus, wie ein Schwertkämpfer, der seine Waffe zieht. »Die Sache gefällt mir nicht«, stellte er fest.
Heida, die Ethan gefolgt war, blieb abrupt stehen. »Bei allen Göttern! Teki! Ich habe immer schon gedacht, dass du ein Idiot bist, aber das übertrifft alles …«
»Ich bin nicht im Dienst«, sagte Teki leise in einem Ton der Würde. »Ich muss mich außer Dienst nicht von dir schikanieren lassen, Heida.« Er riss an seinen Fesseln, erneut begann Blut über seine Füße zu rinnen.
Heida verstummte, als sie die Szene besser sehen konnte. Aber nicht für lange. »Was bedeutet das?«
»Steht er unter Drogen, Doktor?«, fragte der Sicherheitsmann, als Ethan sich neben Teki niederkniete. »Unter welchen? War dies eine Privatsache, die aus dem Ruder gelaufen ist, oder ist es etwas Strafbares?« Seine kräftigen Finger warteten hoffnungsvoll auf seinem Reportpaneel.
»Unter Drogen gesetzt und gefoltert«, sagte Ethan knapp und öffnete Quinns Erste-Hilfe-Kasten. »Und auch noch entführt.« Er holte ein Vibraskalpell heraus, ein Schnitt, und die Drähte sprangen mit einem Peng auseinander.
»Vergewaltigt?«
»Das bezweifle ich.«
Heida trat an sie heran. Auf den Klang von Ethans Stimme hin wandte sie ihm den Kopf zu und starrte ihn an. »Sie sind kein Arzt«, keuchte sie. »Sie sind wieder der
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