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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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psychische. Ohne Tanith Lees Geschichte verraten zu wollen   – der P.   L., von dem die Rede ist, überschreitet seine Befugnisse etwas, indem er aus bösartiger Berechnung einer schüchternen, unansehnlichen Frau den Hof macht, die er sich unter den Passagieren ausgesucht hat. Und die Ergebnisse sind schrecklich. Geradezu katastrophal.
    Den Vorwurf eines Plagiats kann ich mühelos entkräften   – »Tandaradei!« spielt schließlich nicht in ferner Zukunft an Bord eines Sternenschiffs, sondern in der Gegenwart in Polen, hier und heute, und zweifellos ist »Tandaradei!« keine SF.   Zwischen »You Are My Sunshine« und »Tandaradei!« gibt es zudem viel mehr Unterschiede als zwischen den
Sieben Samurai
und den
Glorreichen Sieben
; es kann also auch von einem Diebstahl der Idee oder meinetwegen von einer sekundären Bearbeitung keine Rede sein. Einen Schriftsteller aber, der behauptet, den Großteil seiner Einfälle nicht aus der Lektüre zu schöpfen, nenne ich einen Lügner. Zur Klarstellung merke ich an, dass ich zur Lektüre nicht nur Zeitungen zähle, sondern auch Film und Fernsehen.
    »Tandaradei!« erschien 1992 im
Feniks
, in der Januarnummer der Zeitschrift. Ihre Premiere hatte die Erzählung aber schon im Jahr zuvor: Gelegentlich der Convention Polcon-Cracon-Eurocon ’91 wurde sie in das Conbuch aufgenommen, das unter dem Titel
Literarischkritische Zugabe
firmierte. Der Redakteur dieser
Zugabe
, der Schriftsteller Mirosław P.   Jabłoński, würdigte »Tandaradei!« im Vorwort wie folgt: »Der intelligente, lyrische
Text zeichnet sich unter anderem durch eine blendend und präzise dosierte dramaturgische Spannung aus.«
    Danke, Mirek.
    Ob »Tandaradei!« Horror oder Fantasy ist, könnte man lange und selbstvergessen erörtern; es fänden sich sicherlich sowohl viele Verteidiger der ersteren als auch der letzteren Option. Persönlich bevorzuge ich die bei Wladimir Wyssozki entlehnte Bezeichnung »Erzählung der Unruhe«. Aber keineswegs, weil mir die Bezeichnung und Etikettierung als Fantasy peinlich wäre; ein Narr, wer das glaubt.

Zum Schluss eine Merkwürdigkeit: Als der
Feniks
»Tandaradei!« in der vorangehenden Nummer ankündigte, schmückte er die Ankündigung mit einer Illustration, die einen Ritter des Ordens vom Hospital St. Mariens der Deutschen in Jerusalem darstellte, also einen Kreuzritter   – der Himmel weiß, warum, vielleicht, weil bei Sienkiewicz die Kriegsknechte der Kreuzritter ein Lied Walthers von der Vogelweide singen. Jedenfalls hatte ich später auf Lesungen eine Menge Mühe, dem Publikum zu erklären, wo die Kreuzritter abgeblieben waren.
    Tandaradei!
     
    I ch bin unansehnlich«, sagte Monika Szreder halblaut, während sie in den Spiegel schaute. Monika Szreder hatte recht. Mehr noch, diesbezüglich stimmte Monika Szreders Ansicht völlig mit der Meinung ihrer Umwelt überein.
    Nein, Monika war nicht hässlich. Sie war einfach unansehnlich. Sie war die Quintessenz der Unansehnlichkeit, strahlte eine Unansehnlichkeit aus, die alles übertönte, was jede andere schöner gemacht hätte, sogar eine Hässliche. Auf irgendeine unerklärliche Weise wurde das Konglomerat von Elementen, die jedes für sich attraktiv, hübsch, sogar schön waren, bei Monika farblos, unattraktiv und fade. Ihre Haare, die eigentlich dunkelblond sein sollten, waren in Wahrheit grau und stumpf; ihre natürliche Neigung zur Fülle, ihre ganz eigene und anmutige Tendenz, sich gegenüber jeder Art von Kämmen und Bürsten als störrisch zu erweisen, ließen sie tatsächlich verwahrlost und unordentlich erscheinen, und die Bemühungen, das zu ändern, fruchteten nichts. Nicht einmal das kunstvollste Make-up nützte etwas; noch so teure Kosmetika halfen nicht, etwas mit den Augen zu machen, die hinter dem dicken Brillenglas immer fablos und blass aussahen. Auf Monikas Figur, die eigentlich angenehmnormal war, bewirkte jede Auswahl von geschmackvollen und attraktiven Dingen zusammengenommen einen Eindruck, der beim besten Willen nicht erfreulich zu nennen war.
    Der Umstand, dass sich Monika Szreder sämtlicher erwähnter Faktoren durchaus bewusst war, machte alles noch schlimmer. Im Wissen, dass sie außerstande war, sich zu verschönern, tat Monika, seit sie erwachsen war, vorsätzlich und konsequent alles, um nicht hervorzustechen, um im Hintergrund zu bleiben, mausgrau und unauffällig. Diese eigenartige Mimikry, die im Grunde ihre Unansehnlichkeit vertuschen und überdecken sollte, bewirkte

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