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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Finsternis, schwarz wie das Nichts, krampfte sich zusammen, erschlaffte. Und verschwand.
    Der Junge stöhnte im Schlaf, drehte sich auf die andere Seite. Er atmete gleichmäßig.
    Venerdina hörte gern zu, wie er atmete.
    Iza
    Ela Gruber lebte nicht. Ihre Augen waren offen, doch Iza war sich sicher, dass sie nicht lebte. Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte. In diesem Augenblick ging die Tür auf. Eine Krankenschwester kam herein.
    »Ich fürchte   …«, begann Iza und stockte.
    Das pausbäckige Gesicht der Schwester, das noch vor kurzem so sympathisch naiv gewesen war, hatte sich verändert. Jetzt war es das Gesicht einer Idiotin, einer schwachsinnig lächelnden Hebephrenikerin.
    Ohne von Iza Notiz zu nehmen, ging die Schwester zu Ela Grubers Bett, rückte mit einer gedankenlosen, automatischen Bewegung das Kissen zurecht. Von dem daneben stehenden Tischchen nahm sie ein Glas. Den Blick zum Fenster gerichtet, zerdrückte sie das Glas in der Faust. Aus ihrer Handfläche floss ein Rinnsal von Blut. Die Krankenschwester beachtete es nicht, ihr Gesicht zuckte nicht einmal. Sie schob den linken Ärmel hoch und schnitt sich mit einem Glassplitter die Innenseite des Unterarms auf   – mit einer scharfen, heftigen Bewegung von der Armbeugebis ins Innere der Handfläche   – einmal, dann noch einmal. Das Blut sprudelte auf die weiße Schürze, auf die schimmernde Tischplatte, aufs Bett, tropfte rasch aufs Linoleum. Die Schwester schüttelte sich in einem unterdrückten Gelächter, hob die Hand, betrachtete hingebungsvoll die pulsierenden Wellen spritzenden Blutes.
    »Hilfeee!«, schrie Iza, als sie das Entsetzen überwunden hatte, das ihr die Kehle zuschnürte. »Leute! Zu Hilfe! Jemand soll helfen!«
    »Leuteee!«, antwortete ein hysterischer Schrei vom Korridor her. »Leuteeee!«
    Weitere Schreie fielen ein, laut, unnatürlich. Iza wurde gewahr, dass sie von der Sirene eines Rettungswagens überlagert wurden. Der Krankenschwester knickten die Beine weg, die junge Frau stürzte schwer aufs Linoleum, zog den Kopf ein, begann zu weinen.
    Iza wich zurück, ohne den Blick von der Schwester wenden zu können, ertastete hinter sich die Klinke, lief auf den Korridor.
    Bei einem Heizkörper, die Stirn gegen die Wand gestützt, kniete ein junger Arzt, den sie nicht kannte, und wischte sich mit dem Ärmel die übers Gesicht rinnenden Tränen weg. Er schaute Iza mit unstetem, verängstigtem Blick an.
    »Das ist der Krieg«, stotterte er. »Das sind bestimmt Bomben mit psychotropem Gas. Bestimmt sind bakteriologische Waffen eingesetzt worden. Alle sind verrückt geworden   … Alle   … Das ist der Krieg! Man muss in die Bunker gehen!«
    Iza wich entsetzt zurück. Von der Seite her, aus der Abteilung, drangen Scheppern und Kampfgeräusche. Etwas Schweres polterte gegen die geschlossene Tür.
    »Wo ist hier der Bunker?«, rief der Arzt am Heizkörper. »Ich will nicht sterben.«
    »Miliiiz!«, heulte jemand einen Stock weiter oben. »Jesuuus! Hilfeee!«
    Die Tür ging auf, der dagegen gelehnte Körper, rot bespritzt, glitt auf den Korridor. Ein riesiger, halbnackter, unrasierter Mann, mit einer Eisenstange bewaffnet, schritt langsam, vorsichtig über den Leichnam. Der Arzt am Heizkörper brüllte los, presste das Gesicht gegen die Eisenrippen. Der Halbnackte stieß ein wildes Lachen aus und hob die Stange.
    Iza wandte sich um und rannte den Korridor entlang, verfolgt von Schreien und dumpfen Schlaggeräuschen.
    Sie lief vor die Klinik, rutschte direkt am Eingang auf welkem Laub aus, hielt mit Mühe das Gleichgewicht. Vor der Klinik stand ein Rettungswagen, blinkte mit dem rechten Blinker. Die Seitentüren standen offen, der Fahrer lag auf den Sitzen, sein Arm, im Schein der Rundumleuchte violett, hing schlaff heraus. Aus dem Inneren der Klinik drangen wahnsinniges Geheul, Gebrüll, das Klirren zerschlagener Scheiben und Glasgefäße.
    Die Straße entlang kam ein Auto mit zerschlagener Vorderfront, mit hochgewölbter, verbogener Motorhaube. Über der Stadt, aus Richtung der Kleingärten, stieg langsam Feuerschein empor, Rauchwolken und Schreie, die aus der Entfernung wie das Summen von Maikäfern klangen.
    Iza blickte zum Himmel, der inzwischen schon eine Purpurfarbe angenommen hatte, durchwoben mit dünnen goldenen Fäden. Tropfen fielen ihr aufs Gesicht. Sie wischte sie ab und lief los.
    Im Haus gegenüber fiel klirrend eine Fensterscheibe heraus, und nach ihr ein Kind. Es überschlug sich dreimal in der Luft, ehe es auf

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