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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Leser davon überzeugen, dass der Autor nicht nur schreibt, sondern mitunter auch liest, und zwar kluges Zeug, aus dem man Mottos gewinnt.
    Also soll es auch mir vergönnt sein, der Erzählung einen Kommentar voranzustellen, noch dazu einen ausschweifenden.
    Vor langer, langer Zeit, als ich noch ein junger, unglaublich ansehnlicher brünetter junger Mann war, erschien ein Buch von Leopold Tyrmand, das
Der Böse
hieß und für einiges Aufsehen sorgte. Entgegen dem Anschein handelte es nicht davon, wie Luzifer der heiligen Agnes erschien, oder davon, wie das Weib den Teufel anführte. Übrigens wissen alle, wovon
Der Böse
handelte, obwohl man sich lange Zeit nicht zu einer Nachauflage des Bestsellers durchrang, weil nach Meinung gewisser Leute der Autor noch böser war.
    Doch nicht von Tyrmands Buch soll die Rede sein, sondern vom Vorwort dazu, das auf den Schutzumschlag gedruckt ist. Der Schutzumschlag meines Exemplars des
Bösen
ist leider der Zeit und den Personen, die das Buch gelesen haben, zum Opfer gefallen.
    Ich entsinne mich jedoch eines bestimmten Fragments aus jenem Vorwort. Ein Kritiker, dessen Namen die Sklerose aus meinem Gedächtnis gelöscht hat, schrieb dort ungefähr dies: »Das Warschau aus dem
Bösen
existiert nicht und hat niemals existiert, ebenso, wie das London der
Dreigroschenoper
nie existiert hat.«
Toutes proportions gardées
gebe ich hiermit zur Kenntnis, dass die Stadt Suwałki und ihre Umgebung im weiteren Sinne, wie sie in der Erzählung »Im Bombentrichter« beschrieben sind, niemals existiert haben, wie das Londonder
Dreigroschenoper
nie existiert hat.
    Obige Einführung zu der Erzählung wurde aus dem einzigen Grunde geschrieben, dass es sich verbot, das Motto aus
König Ubu
zu verwenden, denn das Motto aus
König Ubu
ist so bekannt, dass es keinen Sinn hat, sich mit seiner Kenntnis zu brüsten.
    Der Verfasser tut gleichzeitig kund, dass eine aus der Erzählung möglicherweise folgende Ähnlichkeit von etwas mit allem und nichts rein zufällig ist und sich aus diesem und jenem ergibt. Auf die Frage, warum das so ist, antwortet der Verfasser: Damit es mehr Spaß macht.
    »Im Bombentrichter« erschien 1993 in der Aprilnummer des
Feniks
. 1994, auf dem Polcon in Lublin, erhielt ich dafür den »Zajdel«. So pflegt man in Fankreisen eine Statuette zu nennen, den alljährlich vergebenen Janusz-A.-Zajdel-Preis.

»Im Bombentrichter« ist meine einzige Erzählung, von der sich mit Gewissheit sagen lässt, dass es keine Fantasy ist. Dank dem »Bombentrichter« darf ich mich also erhobenen Hauptes einen Science-Fiction-Autor nennen.
    Im Bombentrichter
     
    D as war so: Ich fiel also früh am Morgen in den Bombentrichter. Ich schaue mich um und sehe den Truthahn. Er sitzt so da   …
    Nein. Beginnen wir ganz am Anfang. Euch steht eine Einleitung zu, ein Anfang, ein paar erklärende Worte, und sei es nur, damit ihr nicht glaubt, in einen Bombentrichter zu fallen gehöre zu den normalen, alltäglichen Verrichtungen, die ich jeden Morgen zu vollführen pflege. Denn seht ihr, das war reiner Zufall. Ich fiel zum ersten Mal in einen Bombentrichter. Und hoffentlich auch zum letzten.
    Also, ich muss damit beginnen, dass jener Tag   – und es war ein Donnerstag, meine Lieben   – von Anfang an unter einem schlechten Stern stand. Als ich mir die Augen mit kaltem Wasser wusch, stieß ich mit dem Kopf an das Brettchen unter dem Spiegel und warf alles herunter, was drauf stand. Den Tuben, Zahnbürsten, dem Kamm und den PV C-Bechern schadete der Fall natürlich nicht. Leider stand auf dem Brettchen auch das Glas mit dem Gebiss meines Vaters. Das Glas, wie es Gläser so an sich haben, zerbrach in kleine Teile, das Gebiss aber rutschte mit der Wucht eines Wasserfalls unter die Wanne und fiel in den Abfluss. Zum Glück war der Abfluss voller Schlickund Haare, das Gebiss blieb darin hängen wie im Sargassomeer, und ich konnte es herausholen, ehe es in der städtischen Kanalisation verschwand. Da war ich aber froh. Vater ohne sein Gebiss   – könnt ihr euch das vorstellen? Vater hat keine Zähne mehr. Überhaupt keine. Tschernobyl, klar.
    Ich spülte das Gebiss ab und linste dabei zum Schlafzimmer hin. Anscheinend hatte Vater aber nichts gehört. Es war um sieben morgens, und so früh pflegt er süß und fest zu schlafen. Der Vater ist justament arbeitslos, weil sie ihn aus den Pfarrer-Skorupka-Nährmittelkonzentratwerken rausgeschmissen haben, vormals Nährmittelkonzentratwerke Marceli Nowotko

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