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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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immer erbitterterer Feuerwechsel zu hören war. »Pfeif auf die Schule und geh nach Hause, Sonnyboy.
Inter arma silent musae

    »
Audaces fortuna iuvat
«, sagte ich unsicher.
    »
Your business
.« Tomak nahm einen sauberen Lappen aus der Tasche, spuckte darauf und wischte die Scheibe blank. »
Bye

    »
Bye

    Vor dem Sitz der Freimaurerloge »Gladius«, neben dem Denkmal für Maria Konopnicka, stand ein Panzerwagen der Polizei mit auf den Turm montiertem M-60.   Auf dem Sockel des Denkmals prangte, mit roter Farbe aufgemalt:
UNSERE
MÄHRE, und ein Stück darunter: WENN UNSERE MÄHRE MÄHR UNSERE WÄHRE.   Neben dem Denkmal stand eine Propagandatafel, darauf dokumentierten hinter einer Scheibe Fotos die Verwüstungen am Grab der Schriftstellerin auf dem Łyczakowski-Friedhof.
     
    Julie
    You’re so fine
    So fine   …
     
    Ich ging die Eligiusz-Niewiadomski-Straße entlang, vormals Narutowiczstraße 3 , lief an der Mauer der stillgelegten Textilfabrik entlang. An der Mauer war ein riesiges Plakat befestigt, an die neun mal neun Meter, das die selige Mutter Theresa darstellte. Auf das Plakat hatte jemand schwungvoll gesprüht: GENOWEFA PIGWA.   Ich bog in die Straße ein, die zur Schwarzen Hańcza führt.
    Und stieß geradezu auf Weißkreuzler.
    Es waren an die zwanzig, alle kahlköpfig rasiert, in Lederjacken, olivgrünen T-Shirts , sackförmigen Hosen »Woodland Camo« und schweren Springerstiefeln. Fünf, bewaffnet mit Uzis und geklauten Heckler-Kochs der Polizei, bewachten die Motorräder. Einer malte einen Davidstern auf die Schaufensterscheibe der Boutique von Małgośka Zamoyska. Ein anderer, der mitten auf der Straße stand, hielt auf der Schulter einen Kombiplayer der Marke Sharp und zuckte im Rhythmus von »Saviour«, dem Hit der Gruppe Megadeth vom Album »Lost in the Vagina«. Lied und Platte standen auf dem Index.
    Die übrigen Weißkreuzler waren damit beschäftigt, ein Individuum in einem lila Hemd aufzuhängen. Das Individuum im lila Hemd heulte, warf sich hin und her und riss an den Fesseln, mit denen sie seine Hände hinterm Rücken gebunden hatten, die Weißkreuzler aber zerrten und stießen ihn, wie’s gerade kam, und drängten ihn auf eine Kastanie zu, wo an einem dicken Ast schon eine elegante Schlinge aus einem Telefonkabel hing. Auf dem Trottoir lag ein großer Plastiksack, blau-rot gestreift.Neben dem Sack lagen bunte Blusen herum, Leggins, Pullover, Strumpfhosen in verschiedenen Verpackungen, Videokassetten und ein Panasonic-Camcorder.
     
    No more lies, no more crap
    I’m fed up
    I’m sick
    With your words slimy and slick
    No more!
    Don’t try to save me anymore
    I’m not made in your likeness   …
     
    Der Weißkreuzler mit dem Sharp auf der Schulter machte ein paar Schritte in meine Richtung, versperrte mir den Weg. An der Wade befestigt trug er ein schweres Messer vom Typ »Survival«. Ein paar hinter mir schnitten mir den Rückweg ab.
    Leb wohl, Julie, dachte ich. Leb wohl, Walkman. Lebt wohl, meine lieben Vorderzähne.
    »He!«, schrie plötzlich einer von den Weißkreuzlern. »Przystojniak! Bist du das?«
    Ich erkannte ihn trotz des rasierten Schädels und der Zirkusverkleidung. Es war Mariusz Zdun, genannt Fuchs. Der Sohn eines Gynäkologen, eines der Reichsten in der Stadt. Vom alten Zdun hieß es, er sei im Aufsichtsrat der Art-B International AG und halte Anteile an den Vier Schwestern.
    »Lass ihn in Ruhe, Menda«, sagte der Fuchs zu dem mit dem Sharp. »Den kenne ich, das ist mein Freund, ein guter Pole. Mit dem bin ich in die Penne gegangen!«
    Das stimmte. Der Fuchs war eine Zeitlang in unsere Schule gegangen. Ich habe ihn abschreiben lassen. Ohne ersichtlichen Nutzen, weil er schlecht lesen konnte.
    Das Individuum in dem lila Hemd, das an der Hose inRichtung Strick gehoben wurde, schrie wild auf, warf sich herum und fiel aufs Trottoir. Die umstehenden Weißkreuzler verpassten ihm Fußtritte und hoben ihn wieder hoch.
    »Eeh!«, schrie einer, dem neben der Uzi ein Kruzifix am Halse baumelte. »Fuchs! Hilf lieber, anstatt mit diesem Freak zu quatschen!«
    Den kannte ich auch. Sie nannten ihn den Großen Gonzo, weil seine Nase an einen Wasserhahn erinnerte und auch so glänzte.
    »Geh lieber deiner Wege, Jarek.« Der Fuchs kratzte sich den rasierten Scheitel. »Geh lieber weg hier.«
     
    Yeah, prayers and hate
    Nothing but prayers and hate
    Too late
    Black hounds lurking everywhere
    Salivating and drooling
    No more!
    Don’t try to save me anymore  

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