Etwas Endet, Etwas Beginnt
dass wir hier keine Neger haben wollen. In England gibt es genug Leute, die gefehlt haben, mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und Sühne tun müssen. Und nicht in Verliesen soll man sie verfaulen lassen noch, wie ich gehört habe, auf irgendwelche unbewohnten Inseln verschiffen, sondern zu uns in die Kolonien, sie zu uns und nach Virginia schicken, und hier sollen sie für das allgemeine Wohl arbeiten und den Wohlstand mehren.«
»Ah.« Jemima Tyndall nickte. »Das ist etwas anderes.«
»Jawohl.« Maddox sprach weiterhin, als predige er. »Das ist es, Weib.«
»Für die Schwarzen muss man teuer bezahlen.« Onkel William sammelte wieder Speichel, spuckte aber auch diesmal nicht aus. »Und die Galgenvögel aus Newgate gäbe es umsonst …«
»Ein Christ bleibt ein Christ«, fügte Constable Corwin hinzu. »Zu den Negern hat der Teufel immer Zugang, weil sie im afrikanischen Heidentum geboren sind. Wer im teuflischen Götzendienst und inmitten von Zauberei geboren ist, aus dem lässt sich der Teufel nicht so leicht austreiben, und sei es mit Weihwasser. Die Tituba aus Salem ist ein Beispiel.«
»Genau«, warf Dorothy Sutton ein, während sie mit der Nadel arbeitete. »Wir schweifen ab. Zurück zur Grafschaft Essex, Reverend. Nach Salem.«
»Hexerei hat es auch vor Salem gegeben«, knurrte der bislang schweigsame Abiram Thorpe. »Es wird so an die zehn Jahre her sein, da haben sie eine Hexe ergriffen … Direkt in Boston.«
»Die Hexe Glover.« Der Zimmermann Stoughton schluckte einen Löffel Erbsen hinunter und bedeutete mit einem Kopfnicken, dass er davon gehört hatte. »Sie haben sie aufgehängt. Sie hatte Schwarze Magie getrieben, einen Maurer aus Boston verhext …«
»John Goodwin.« Die meisten Einzelheiten kannte, wie sich zeigte, Reverend Maddox selbst. »Die Hexe Glover plagte den Maurer John Goodwin, seine Frau und Kinder mit Zauberei, und zwar mit Hilfe von Lumpenpüppchen, die mit magischer Materie angefüllt waren, hauptsächlich mit Ziegenhaaren.«
»Ach!« Annabel Prentiss rang ziemlich übertrieben die Hände. »Mit Ziegenhaaren! Schrecklich.«
»Diese Glover«, schrie der Constable, »war, wie sichbei der Untersuchung erwies, eine Irin und Papistin! Der Teufel hält sich immer an die Papisten; wo ein Papist ist, ist der Teufel nicht weit. Besonders betrifft das ihre käuflichen Prälaten. Alles Übel kommt von den Papisten!«
»Gewiss doch«, sagte Dorothy Sutton ernst.
»Auf menschenleere Inseln mit ihnen«, prustete Jemima Tyndall, verstummte jedoch unter dem Blick, der ihr über den Stickrahmen hinweg zugeworfen wurde.
Dorothy Sutton betrachtete die Nadel und seufzte. »Sprecht, Reverend, sprecht. Wir hören aufmerksam zu.«
»Der Satan ist nicht müßig.« Wieder hatte Maddox Pose und Miene eines Predigers angenommen. »Unablässig führt er die Menschen in Versuchung. Wer schwach im Geiste und im Glauben ist, eitel oder leichtfertig, kann sich unversehens in den Fängen des Teufels finden. Insbesondere betrifft das, merkt euch das, meine Damen, die Frauenzimmer.«
Diesmal senkten Jemima Tyndall und Annabel Prentiss die Köpfe und bekreuzigten sich wie auf Kommando. Der Pastor äußerte mit einem Nicken und einem Schniefen seine Billigung.
»Der Teufel«, fuhr er fort, »der zweifellos mit der Negerin Tituba nach Essex gelangt war, fand in Salem einen fruchtbaren Boden für seine abscheuliche Saat. Und alsbald machte er sich bemerkbar. Im Februar vorigen Jahres, also 1692, begann der Horror. Mehrere junge Mädchen, darunter Elizabeth, die Tochter von Reverend Parris, und nach ihr Abigail Williams, Ann Putnam, Sarah Vibber, Susanna Sheldon und Mary Walcott, begannen Anzeichen von Verhexung zu zeigen. Sie redeten ohne Sinn und Ordnung, und ihre Körper und Gesichter wurden von grässlichen Krämpfen heimgesucht …«
»Herr Jesus!« Diesmal rang Jemima Tyndall die Hände, nicht weniger übertrieben als zuvor Annabel Prentiss.Constable Corwin musterte beide unablässig mit bösen Blicken.
»Gegen diese Krämpfe halfen weder Klistiere noch Aderlässe«, fuhr Maddox fort, ohne etwas zu bemerken – er schien sich beinahe in Trance geredet zu haben. »Aber die Mädchen sagten aus, wer sie verhexte und plagte. Die schwarze Tituba wurde verhaftet und der Folter unterworfen; sie gestand, im Bunde mit dem Teufel zu sein, und nannte die Namen der anderen, die zur Verschwörung gehörten. Zuerst Sarah Good.«
»Sarah Good!« Diesmal konnte sich Onkel William nicht
Weitere Kostenlose Bücher