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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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beherrschen und spuckte saftig auf den Fußboden. Er errötete ein wenig und schmierte die Spucke mit dem Stiefel breit.
    »Sarah Good«, rechtfertigte er sich krächzend. »Die Teufelsbrut. Das war die schlimmste Hexe von allen. Sie hatte teuflische Geschöpfe im Haus. Einen Hund, sowas Struppiges, einen komischen gelben Vogel und einen Kater, der Tailrings hieß. Das war kein Kater, sondern eine wahre Bestie, groß wie ein Tiger, ein Menschenfresser mit stählernen Krallen. Grässlich.«
    »Auf dem Besen ist sie geflogen«, fügte Abiram Thorpe mürrisch hinzu. »Zum Hexensabbath. Zusammen mit der   … na .. der Hebamme aus Andover   … Wie hieß sie doch gleich   …«
    »Martha Carrier«, erinnerte ihn der Constable finster. »Und die andere hieß Nurse. Rebecca Nurse.«
    »Wir schweifen ab«, ließ sich Dorothy Sutton mit sanfter Stimme vernehmen, »verlieren uns in Einzelheiten. Zurück zu Sarah Good. Was also war mit der? Was hat sie sich zuschulden kommen lassen? Außer dass sie einen struppigen Hund, einen Kanarienvogel und einen Kater hatte?«
    »Sarah Good«, erklärte Maddox trocken, »war verstockt,offensichtlich mit Hilfe des Teufels; sie wollte nichts gestehen und keine Komplizinnen preisgeben. Zum Glück sagte eins von den schon erwähnten Mädchen, die tugendhafte Ann Putnam, aus, wer sie zu teuflischen Praktiken gezwungen hatte und wen sie zum Hexensabbath hatte fliegen sehen, bei dem auf unbeschreibliche Weise die Sakramente verhöhnt wurden. Die junge Ann Putnam   …«
    »…   beschuldigte, wen immer sie konnte.« Dorothy Sutton hob den Stickrahmen, musterte ihre Arbeit. »Insbesondere die, die sich irgendwann einmal mit ihr angelegt hatten.«
    Wieder bedachte Maddox sie mit einem eisigen Blick. »Sie beschuldigte die Schuldigen. Die Schuldigen, Weib! Alle jene aus der Grafschaft Essex, die einen Pakt mit dem Teufel unterschrieben haben und mit Hexerei Menschen geplagt und verfolgt haben, mit dem Ziel, die christliche Ordnung zu stürzen und auf der ganzen Welt das Regiment Satans einzuführen. Das Gericht hat den Fall untersucht und die Beweise geprüft, und die Beweise waren erdrückend. Die Schuldigen erlitten eine strenge, aber gerechte und verdiente Strafe. George Burroughs, Bridget Bishop, besagte Sarah Good, Rebecca Nurse, John Proctor und seine Frau Elizabeth, John Willard, Martha Carrier und ihre beiden Nachkommen, Giles Cory und seine Frau Martha   … Sie alle wurden auf dem Gallows Hill erhängt.«
    Er verstummte. In der Stille war das Hämmern vom im Bau befindlichen Speicher her zu hören. Dann ertönte ein Hahnenschrei. Jemima Tyndall spielte mit einem um den Finger gewickelten Band. Die schöne Annabel Prentiss hatte ein Bein übers andere geschlagen und ließ kokett den mit einer Schnürsandale beschuhten Fuß wippen. Dem Zimmermann Stoughton, bemerkte Jason Rivet, fielenfast die Augen aus dem Kopf, so starrte er den hübschen Knöchel und das freie Stück Wade an.
    »Alles in allem«, brach Dorothy Sutton das Schweigen, »neunzehn Erhängte, zwei im Gefängnis Gestorbene. Und Giles Cory, der keineswegs erhängt wurde, sondern zu Tode gefoltert, indem man ihn zwischen Steinen zermalmte. Auch hierher in die Einöde gelangen Nachrichten. Aber lasch ist man dort in Salem vorgegangen, lasch und müßig. In der Alten Welt hat allein der Bischof von Bamberg sechshundert Frauen auf den Scheiterhaufen geschickt. Überhaupt, Reverend, wieso habt ihr in Salem erhängt, statt zu verbrennen? Menschen zu verbrennen, gebietet ja die Bibel, wenn sie sagt: ›Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen.‹ Und an einer anderen Stelle: ›Gleichwie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende dieser Welt gehen: Sie werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein   …‹«
    »Schweig, Weib«, knurrte der Pastor. »In der Tat, wir machen von deiner Gastfreundschaft Gebrauch, doch es ist schwer zu ertragen, wenn jemand, der selbst ein Gefäß der Sünde ist, mit dem Wort Gottes ficht. Weißt du, dass das Sünde ist? Es ist eine Sünde, und zwar eine Todsünde, zu zweifeln. Und zu lästern. Denn in der Heiligen Schrift, die du hier nachgeplappert hast wie ein Papagei, ist auch dieses gesagt: ›Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit. Der Feind, der sie sät, ist der

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