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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Gegend unsicher macht. Und da sie selber zweifellos von dieser Bande geschickt worden ist, greift sie zum Messer. Ha! Visenna! Bin ich nicht ein Ausbund an Intelligenz?«
    Visenna antwortete nicht. Sie stand da, das Gesicht zum Fenster gewandt. Sie sah draußen   – die halbdurchsichtigen Membranen aus Fischblasen waren für ihren Blick kein Hindernis   – den buntgefiederten Vogel auf einem Kirschbäumchen sitzen.
    »Visenna?«
    »Ja.«
    »Was ist ein Knoch?«
    »Korin«, sagte Visenna scharf und wandte sich zu ihm um. »Warum mischst du dich in Dinge ein, die dich nichts angehen?«
    »Hör mal«   – Korin scherte sich nicht um ihren Tonfall   –, »ich bin schon in deine, wie du es ausdrückst, Dinge verwickelt. Wie es sich so ergeben hat, sollte ich an deiner Stelle umgebracht werden.«
    »Zufällig.«
    »Ich dachte, Zauberer glauben nicht an Zufälle, nur an magische Anziehung, Verkettung von Ereignissen und derlei. Beachte, wir sitzen auf demselben Pferd. Im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Kurzum   … Ich biete dir meine Hilfe bei der Mission an, deren Zweck ich mir denken kann. Eine Ablehnung werde ich als Zeichen von Arroganz betrachten. Man hat mir gesagt, dass ihr vom Kreis auf gewöhnliche Sterbliche ziemlich herabseht.«
    »Das ist gelogen.«
    »Umso besser.« Korin ließ die Zähne blitzen. »Verlieren wir also keine Zeit. Reiten wir zur Schmiede.«
    IV
    Niklas fasste die Stange fester mit der Zange und drehte sie in der Glut. »Gib Wind, Zapf!«, befahl er.
    Der Geselle hängte sich an den Griff des Blasebalgs. Sein pausbäckiges Gesicht glänzte vom Schweiß. Trotz der weit geöffneten Tür war es in der Schmiede unerträglich heiß. Niklas hob die Stange auf den Amboss, schlug mit ein paar mächtigen Hammerschlägen das Ende platt.
    Der Stellmacher Radim, der auf einem unbehauenen Birkenklotz saß, schwitzte ebenfalls. Er knöpfte sich den Kittel auf und zog das Hemd aus der Hose. »Ihr habt gut reden, Niklas«, sagte er. »Ihr kennt Euch aus mit dem Kämpfen. Jeder weiß, dass Ihr nicht das ganze Leben lang in der Schmiede gestanden habt. Früher sollt Ihr auf Köpfe eingeschlagen haben, nicht aufs Eisen.«
    »Dann seid froh, dass Ihr so einen bei Euch habt«, beschied ihn der Schmied. »Ich sage Euch nochmals, dass ich vor denen nicht länger buckeln werde. Und nicht für sie schuften. Wenn Ihr nicht mit mir geht, dann gehe ich eben allein oder mit solchen, die Blut in den Adern haben, kein Dünnbier. Wir werden in die Wälder gehen, sie einzeln erledigen, wenn wir einen erwischen. Wie viele sind es? Dreißig? Vielleicht nicht einmal so viel. Und wie viele Dörfer gibt es auf dieser Seite? Kräftige Burschen? Gib Wind, Zapf!«
    »Tu ich doch!«
    »Mehr!«
    Der Hammer schlug rhythmisch auf den Amboss, fast melodisch. Zapf zog den Blasebalg.
    Radim schnäuzte sich in die Finger und wischte sich die Hand am Stiefelschaft ab. »Ihr habt gut reden«, wiederholte er. »Und wie viele werden aus Schlüssel dazukommen?«
    Der Schmied senkte den Hammer, schwieg.
    »Das dachte ich mir«, sagte der Stellmacher. »Niemand wird kommen.«
    »Schlüssel ist ein kleines Dorf. Ihr hättet in Schwelle und in Strunk nachfragen sollen.«
    »Habe ich auch. Ich habe Euch gesagt, wie es ist. Ohne Krieger aus Mayena werden sich die Leute nicht regen. Manche reden so: Diese Murmelmenschen und Krahlinge können wir eins, zwei, drei auf die Gabeln nehmen, aber was machen wir, wenn der Knoch über uns kommt? In den Wald fliehen. Und die Hütten, die Habe? Auf den Rücken können wir die nicht nehmen. Und gegen den Knoch sind wir machtlos, das wisst Ihr selbst.«
    »Woher soll ich das wissen? Hat ihn jemand gesehen?«, schrie der Schmied. »Vielleicht gibt es überhaupt keinen Knoch? Vielleicht wollen sie euch Bauern bloß Angst einjagen? Hat ihn jemand gesehen?«
    »Redet nicht, Niklas.« Radim hielt den Kopf schief. »Ihr wisst selber, dass beim Geleitschutz der Kaufleute rechte Schlagetote waren, mit Eisen behängt, die reinsten Mordskerle. Und ist einer vom Pass zurückgekehrt? Kein Einziger. Nein, Niklas. Man muss warten, sage ich Euch. Wenn der Burgvogt aus Mayena Hilfe schickt, dann ist es was anderes.«
    Niklas legte den Hammer weg und die Stange abermals in den Herd. »Es wird kein Militär aus Mayena kommen«, sagte er missmutig. »Die Herren schlagen sich untereinander. Mayena mit Raswan.«
    »Weswegen?«
    »Wer versteht denn, weswegen und wozu sich die großen Herren schlagen? Wenn Ihr mich fragt  

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