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Etwas Endet, Etwas Beginnt

Etwas Endet, Etwas Beginnt

Titel: Etwas Endet, Etwas Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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du. In den Dörfern gibt es auch Leute, die denunzieren, um sich lieb Kind zu machen.«
    Das Strohdach der Schmiede knisterte, knackte, stieß schmutziggelben Rauch aus, schließlich flammte es fauchend auf, loderte, sprühte Funken, verströmte einen mächtigen Gluthauch.
    »Deinen Gesellen haben wir erwischt, er hat ausgeplaudert, wohin du ihn geschickt hattest. Auf den, der aus Mayena kommen soll, warten wir auch«, fuhr der Mensch mit dem schnabelförmigen Helm fort. »Ja, Niklas. Du hast deine dreckige Nase in Dinge gesteckt, wo sie nicht hingehört. Dafür wirst du gleich ernste Unannehmlichkeitenbekommen. Ich denke, es wird sich lohnen, dich auf den Pfahl zu setzen. Findet sich hier in der Gegend ein anständiger Pfahl? Oder noch besser: Wir hängen dich an den Füßen im Scheunentor auf und ziehen dir die Haut ab wie einem Aal.«
    »Gut, genug geredet«, sagte der hochgewachsene Krahling mit der Sonne auf dem Helm, während er seine Fackel in die offene Tür der Schmiede warf. »Gleich wird das ganze Dorf hier zusammenlaufen. Erledigen wir ihn rasch, holen die Pferde aus dem Stall und reiten fort. Woher habt ihr Menschen solche Freude daran, anderen Schmerz zuzufügen? Noch dazu unnützen? Los, erledige ihn.«
    Der Blassäugige wandte den Kopf nicht zu dem Krahling hin. Er beugte sich im Sattel vor, drängte das Pferd gegen den Schmied. »Geh hinein«, sagte er. In seinen blassen Augen glomm Mordlust. »Ins Haus. Ich habe keine Zeit, um dich ordentlich zuzurichten. Aber wenigstens braten kann ich dich.«
    Niklas tat einen Schritt zurück. Auf dem Rücken spürte er die Hitze der brennenden Schmiede, in der die vom Dach herabfallenden Balken prasselten. Noch ein Schritt. Er stolperte über Zapfs Körper und über die Stange, die der Junge im Fallen umgerissen hatte.
    Die Stange.
    Der Schmied bückte sich blitzschnell, packte das schwere Eisen, und ohne sich aufzurichten, von unten her, rammte er mit aller Kraft, die ihm der Hass verlieh, dem Blassäugigen die Stange geradewegs in die Brust. Die meißelförmig ausgeschmiedete Spitze durchstieß den Kettenpanzer. Niklas wartete nicht, bis der Mann vom Pferd fiel. Er rannte quer über den Hof. Hinter ihm Geschrei, Huftrappeln. Er erreichte den Holzschuppen, umklammerte mit den Fingern die an der Wand lehnende Wagenrunge und schlug sofort, aus der Halbdrehung herausblindlings zu. Der Schlag traf mitten auf die Schnauze des Grauschimmels mit der grünen Kuvertüre. Das Pferd bäumte sich auf, warf den Krahling mit der Sonne auf dem Helm in den Staub des Hofes. Niklas duckte sich, ein kurzer Spieß fuhr in die Wand des Schuppens, stak zitternd fest. Ein zweiter Krahling zog das Schwert und spornte das Pferd an, um einem pfeifenden Hieb mit der Wagenrunge auszuweichen. Die drei nächsten galoppierten heran, schrien, fuchtelten mit den Waffen. Niklas stöhnte, während er sich mit einer schrecklichen Mühle des schweren Holzes deckte. Er traf etwas, wieder ein Pferd, das wieherte und auf den Hinterbeinen zu tänzeln begann. Der Krahling hielt sich im Sattel.
    Über den Zaun, vom Walde her, kam in gestrecktem Sprung ein Pferd, stieß mit dem Grauschimmel in der grünen Kuvertüre zusammen. Der Graue scheute, riss an den Zügeln, warf den hochgewachsenen Krahling um, der versuchte, wieder aufzusteigen. Niklas traute seinen Augen nicht, als er sah, wie sich der neu aufgetauchte Reiter zweiteilte   – in einen Hänfling mit Kapuze, der sich über den Pferdehals beugte, und einen hellhaarigen Mann mit einem Schwert, der dahinter saß.
    Die lange, schmale Schwertklinge beschrieb zwei Halbkreise, zwei Blitze. Zwei Krahlinge wurden aus dem Sattel gefegt, sie stürzten zu Boden, in Staubwolken gehüllt. Der dritte, der fast schon an den Holzschuppen herangaloppiert war, wandte sich dem wunderlichen Paar zu und bekam einen Stich unter den Bart, knapp oberhalb des stählernen Brustpanzers. Die Schwertklinge glänzte auf, als sie für einen Augenblick aus dem Hals hervorragte. Der Hellhaarige glitt vom Pferd und lief über den Hof, um den hochgewachsenen Krahling von seinem Pferd abzuschneiden. Der Krahling zog das Schwert.
    Der fünfte Krahling bemühte sich in der Mitte des Hofes,sein tänzelndes Pferd unter Kontrolle zu bringen, das vor der brennenden Schmiede scheute. Mit erhobener Breitaxt schaute er sich um, zögerte. Schließlich schrie er, gab dem Pferd die Sporen und stürzte sich auf den Hänfling, der sich an den Pferdehals klammerte. Niklas sah, wie der Kleine die

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