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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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würde ich es nicht gerade bezeichnen, Sir.«
    »Umso besser; dann ist die Konkurrenz nicht so groß. Diese ruhigen kleinen Dörfer besitzen noch eine Menge vom alten feudalen Geist. Der Letzte der eigentlichen Rowlands sollte dort eigentlich auf sofortige Anerkennung stoßen. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn man mich binnen einer Woche zum Bürgermeister wählen würde.«
    Mit einem Knall klappte er den Fahrplan zu.
    »Die Würfel sind gefallen. Packen Sie also meinen kleinen Koffer, Rogers – ja? Außerdem bestellen Sie der Köchin meine herzlichen Grüße, und ob sie mir vielleicht entgegenkommen und ihre Katze borgen würde. Dick Whittington – erinnern Sie sich? Wenn man sich zum Ziel setzt, Oberbürgermeister zu werden, ist dazu unbedingt eine Katze erforderlich.«
    »Bedaure, Sir, aber die Katze ist augenblicklich nicht verfügbar.«
    »Wie das?«
    »Sie hat sich zu einer achtköpfigen Familie entwickelt, Sir. Heute Früh sind sie zur Welt gekommen.«
    »Was Sie nicht sagen! Und ich dachte, sie hieße Peter?«
    »Sehr richtig, Sir. Es war für uns alle eine große Überraschung.«
    »Ein Beispiel für die sorglose Namengebung und das trügerische Geschlecht, was? Also gut, dann werde ich eben katzenlos hinfahren. Packen Sie die Sachen bitte sofort, ja?«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Rogers zog sich zurück, um zehn Minuten später wieder zu erscheinen.
    »Soll ich ein Taxi bestellen, Sir?«
    »Ja, bitte.«
    Rogers zögerte, trat dann jedoch einige Schritte weiter ins Zimmer.
    »Entschuldigen Sie die Freiheit, Sir, aber wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich von dem, was Mr Rowland heute Vormittag sagte, nicht allzu viel Notiz nehmen. Gestern Abend war er bei einem dieser Honoratioren-Essen, und…«
    »Kein Wort mehr!«, sagte George. »Ich habe verstanden.«
    »Und durch sein Leiden…«
    »Ich weiß, ich weiß. Ein ziemlich anstrengender Abend für Sie, Rogers, mit uns beiden, was? Ich habe mich jedoch entschlossen, mich in Rowland’s Castle auszuzeichnen – an der Wiege meines historischen Geschlechts! In einer Ansprache dürfte es ausgezeichnet klingen, nicht wahr? Ein Telegramm an meine dortige Anschrift oder eine diskrete Annonce in einer Morgenzeitung würde mich sofort zur Rückfahrt veranlassen, und besonders dann, wenn ein Kalbsfrikassee auf dem Feuer steht. Aber nun – nach Waterloo, wie Wellington am Vorabend jener historischen Schlacht sagte.«
    Waterloo Station zeigte sich an diesem Nachmittag weder von der strahlendsten noch von der besten Seite. Mr Rowland entdeckte schließlich den Zug, der ihn an seinen Bestimmungsort bringen sollte; es war jedoch ein alles andere als vornehmer, ein keineswegs imposanter Zug – ein Zug, mit dem zu reisen niemanden sonderlich zu reizen schien. Mr Rowland hatte ein Abteil erster Klasse für sich allein, ganz am Anfang des Zuges. Nebel senkte sich unentschlossen auf die Metropole, hier wieder in die Höhe steigend, dort wieder fallend. Der Bahnsteig war verwaist; nur das asthmatische Schnaufen der Lokomotive durchbrach die Stille.
    Und dann – völlig unvermittelt, ereigneten sich in verwirrender Eile eine ganze Reihe von Dingen.
    Zuerst kam das Mädchen. Es riss die Tür auf, sprang in das Abteil, schreckte Mr Rowland aus etwas so Gefährlichem wie einem kurzen Schlummer auf und rief dabei: »Oh! Verstecken Sie mich – bitte, verstecken Sie mich!«
    George war im Wesentlichen ein Mann der Tat: Nicht Überlegen war seine Stärke, sondern Handeln, Streben und so weiter. In einem Eisenbahnwagen gibt es nur einen Ort zum Verstecken unter der Sitzbank. Binnen sieben Sekunden war das Mädchen dort untergebracht, und Georges Koffer, der nachlässig am einen Ende der Bank stand, verbarg fremden Blicken den Zufluchtsort des Mädchens. Übrigens keineswegs zu zeitig. Ein aufgebrachtes Gesicht erschien vor dem Abteilfenster.
    »Meine Nichte! Sie haben sie hier. Ich wünsche meine Nichte zu sprechen!«
    Etwas außer Atem lehnte George in der Ecke, tief in die Sportseite der Abendzeitung, einunddreißigste Ausgabe, versunken. Er legte sie beiseite und ähnelte dabei einem Mann, der in anderen Sphären geweilt hat.
    »Verzeihung, Sir?«, fragte er höflich.
    »Meine Nichte – was haben Sie mit ihr gemacht?«
    Der Erfahrung eingedenk, dass Angriff immer die beste Verteidigung ist, ergriff George die Initiative.
    »Was, zum Teufel, wollen Sie damit sagen?«, schrie er, indem er das Auftreten seines eigenen Onkels sehr glaubwürdig nachahmte.
    Der andere

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