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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jetzt hören!«
    »Wir waren einen Monat lang verheiratet. Ich war sehr gut zu meinem Mann. Er rühmte mich bei allen Nachbarn. Jeden Abend bereitete ich ihm seinen Kaffee. Eines Abends, als wir allein waren, streute ich eine Prise des tödlichen Alkaloids in seine Tasse.«
    Wieder machte Alix eine Pause und fädelte sorgfältig einen neuen Faden in ihre Nadel. Sie, die niemals schauspielern konnte, überflügelte jetzt die größten Mimen der Welt. Sie lebte ihre Rolle als kaltblütige Giftmischerin.
    »Es war sehr friedlich. Ich saß und beobachtete ihn. Nur einmal hat er ein wenig nach Luft geschnappt. Ich öffnete die Fenster. Er sagte, er könne nicht mehr vom Stuhl aufstehen. Dann starb er.«
    Sie lächelte. Es war nur noch eine Viertelstunde bis neun Uhr. Gewiss würde Dick jeden Augenblick hier sein.
    »Wie hoch war die Versicherungssumme?«, erkundigte sich Gerald.
    »Ungefähr zweitausend Pfund. Ich habe damit spekuliert und das Geld verloren. Ich ging wieder ins Büro. Aber nicht lange. Dann lernte ich einen anderen Mann kennen. Ich hatte im Geschäft meinen Mädchennamen behalten, daher wusste er nicht, dass ich schon einmal verheiratet war. Er war jung, sah gut aus und war ganz gut situiert. Wir haben in aller Stille in Sussex geheiratet. Er wollte keine Lebensversicherung abschließen. Aber er hat natürlich ein Testament zu meinen Gunsten gemacht. Er liebte es, dass ich ihm seinen Kaffee selbst zubereitete, genau wie mein erster Mann.«
    Alix lächelte nachdenklich und fügte dann schlicht hinzu: »Ich mache einen sehr guten Kaffee.«
    Dann fuhr sie fort:
    »Ich hatte einige Freunde im Dorf, in dem wir lebten. Sie bemitleideten mich sehr, dass mein Mann so plötzlich einem Herzschlag erlag. Der Arzt war mir unsympathisch. Ich glaube zwar nicht, dass er mich verdächtigte, aber er war jedenfalls über den plötzlichen Tod meines Mannes sehr überrascht.
    Ich weiß nicht genau, weshalb ich wieder in mein Büro zurückging. Gewohnheit, wahrscheinlich. Mein zweiter Mann hinterließ viertausend Pfund. Diesmal spekulierte ich nicht. Ich investierte es. Und dann, na, du weißt ja – «
    Aber sie wurde unterbrochen. Gerald Martin, hochrot im Gesicht, halb erstickt, deutete mit dem Zeigefinger auf sie.
    »Der Kaffee! Mein Gott, der Kaffee!«
    Sie blickte ihn starr an.
    »Ich weiß jetzt, warum er so bitter war. Du Teufelin! Du hast deinen Trick zum dritten Mal angewendet!«
    Seine Hände umklammerten die Armlehnen seines Sessels. Er war nahe daran, sich auf sie zu stürzen.
    »Du hast mich vergiftet!«
    Alix war vor ihm zum Kamin zurückgewichen. Sie wollte schon die Lippen öffnen, um es abzustreiten, dann hielt sie ein. Jede Sekunde würde er sie anspringen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen. Ihre Augen hielten seinem Blick stand.
    »Ja«, sagte sie, »ich habe dich vergiftet. Das Gift wirkt schon. Du kannst schon nicht mehr aus dem Sessel aufstehen. Du kannst dich nicht mehr bewegen.«
    Nur noch ein paar Minuten!
    Da. Was war das? Schritte auf der Straße. Das Quietschen des Gartentors. Dann Schritte auf dem Weg zum Haus. Die äußere Tür öffnete sich.
    »Du kannst dich nicht bewegen«, wiederholte sie.
    Dann schlüpfte sie an ihm vorbei und flüchtete kopfüber aus dem Zimmer. Ohnmächtig fiel sie in die Arme von Dick Windyford.
    »Mein Gott, Alix!«, rief er aus.
    Dann wandte er sich an den Mann neben ihm, eine große, kräftige Gestalt in Polizeiuniform.
    »Sehen Sie nach, was passiert ist!«
    Er legte Alix behutsam auf eine Couch und beugte sich über sie.
    »Mein kleines Mädchen«, murmelte er, »mein armes kleines Mädchen. Was haben sie mit dir gemacht?«
    Ihre Lider zuckten, und ihre Lippen murmelten seinen Namen. Dick fuhr hoch, als der Polizist seinen Arm berührte.
    »In dem Zimmer ist nichts, Sir, außer einem Mann, der in einem Sessel sitzt. Es sieht aus, als hätte er einen schweren Schock erlitten, und…«
    »Und?«
    »Nun, Sir, er ist tot.«
    Sie waren überrascht, als sie Alix’ Stimme hörten. Sie sprach wie im Traum; ihre Augen waren noch geschlossen.
    »Und dann«, sagte sie, als ob sie etwas zitierte, »starb er.«

Das Mädchen im Zug
     
    » D as wäre dann also erledigt!«, bemerkte George Rowland reumütig, als er zu der imposanten rauchgeschwärzten Fassade des Gebäudes emporblickte, das er gerade verlassen hatte.
    Eventuell hätte man sogar sagen können, das Gebäude repräsentiere in sehr passender Weise die Macht des Geldes – zumal das Geld in der Person des William

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