Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
sehr ruhig auf.
    »Ich wusste, dass Sie mir helfen würden. Ich habe Sie immer als wahren Freund betrachtet. Wollen Sie gleich mitkommen?«
    »Nein. Ich denke, es wird zweckmäßiger sein, wenn ich Sie morgen aufsuche. Bitte, geben Sie mir noch die Adresse von Miss Crabtrees Rechtsanwalt. Es könnte sein, dass ich ein paar Fragen an ihn habe.«
    Sie schrieb die Adresse auf und gab sie ihm. Dann stand sie auf und sagte ein wenig verlegen: »Ich… ich bin Ihnen überaus dankbar. Auf Wiedersehen!«
    »Und Ihre eigene Adresse?«
    »Wie dumm von mir! Palatine Walk 18, in Chelsea.«
     
    Es war drei Uhr am Nachmittag des folgenden Tages, als Sir Edward Palliser mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten das Haus am Palatine Walk erreichte. In der Zwischenzeit hatte er verschiedene Dinge herausgefunden. Zunächst hatte er Scotland Yard einen Besuch abgestattet, dessen stellvertretender Direktor ein alter Freund von ihm war, und dann hatte er ein Gespräch mit dem Anwalt der verstorbenen Miss Crabtree geführt. Nun konnte er den Fall besser beurteilen.
    Miss Crabtrees pekuniäre Regelungen waren ein bisschen sonderbar gewesen. Sie hatte niemals von einem Scheckbuch Gebrauch gemacht, sondern ihren Anwalt von Zeit zu Zeit angewiesen, eine bestimmte Summe in Fünfpfundnoten für sie bereit zuhalten. Es war fast immer die gleiche Summe, viermal im Jahr dreihundert Pfund. Wenn sie das Geld abholte, pflegte sie in einer vierräderigen Kutsche zu kommen, das einzige sichere Transportmittel in ihren Augen. Sonst verließ sie nie das Haus.
    In Scotland Yard erfuhr Sir Edward, dass man die Frage der Finanzen besonders sorgfältig untersucht hatte. Die nächste Abhebung von Miss Crabtree war fällig gewesen. Vermutlich waren also die vorhergehenden dreihundert Pfund verbraucht, oder zumindestens fast verbraucht worden. Doch dieser Punkt schien nicht klar zu sein. Bei Überprüfungen des Haushaltsbuches wurde es schnell klar, dass diese Aufwendungen von Miss Crabtree wesentlich weniger als dreihundert Pfund im Vierteljahr betrugen. Auf der anderen Seite hatte sie die Angewohnheit, notleidenden Verwandten oder Freunden etwas zukommen zu lassen. Ob zur Zeit ihres Todes sich viel oder wenig Geld im Haus befand, war also ein ungeklärter Punkt. Gefunden hatte man keins.
    Es war dieser spezielle Punkt, der Sir Edward im Kopf herumging, während er sich seinem Ziel näherte. Die Tür des Hauses (das ohne Kellergeschoss war) wurde von einer kleinen, wachsam blickenden, ältlichen Frau geöffnet. Sie führte ihn in ein großes Wohnzimmer auf der linken Seite der kleinen Eingangshalle, wo ihn Magdalena begrüßte. Deutlicher noch als am Tag zuvor bemerkte er die Spuren nervöser Anspannung in ihrem Gesicht.
    »Sie haben mich gebeten, Fragen zu stellen, und deswegen bin ich gekommen«, sagte Sir Edward lächelnd, während er ihr die Hand gab. »Zunächst einmal möchte ich gern wissen, wer Ihre Tante zuletzt sah und zu welcher Uhrzeit das war?«
    »Martha war das, nach dem Fünf-Uhr-Tee. Sie hatte am Nachmittag die Rechnungen bei den Kaufleuten beglichen und brachte Tante Lily nun die Belege und das Wechselgeld.«
    »Vertrauen Sie Martha?«
    »Oh ja, unbedingt. Sie ist schon – warten Sie – ich glaube dreißig Jahre bei Tante Lily beschäftigt. Sie ist absolut ehrlich und zuverlässig.«
    Sir Edward nickte. »Eine andere Frage: Warum nahm Ihre Verwandte, Mrs Crabtree, eine Kopfschmerztablette ein?«
    »Nun, weil sie Kopfschmerzen hatte.«
    »Natürlich, aber warum hatte sie Kopfschmerzen?«
    »Nun, beim Mittagessen hatte es einen ziemlichen Streit gegeben. Emily ist sehr nervös und erregbar. Sie und Tante Lily hatten hin und wieder einmal Krach miteinander.«
    »Und das war während des Mittagessens der Fall?«
    »Ja. Tante Lily regte sich oft über Nichtigkeiten auf. Es fing mit einer Kleinigkeit an, und im Handumdrehen hatten sie einen großen Streit. Emily sagte Dinge, die sie gar nicht so gemeint haben konnte – dass sie das Haus verlassen und niemals wiederkommen wolle, dass man ihr jeden Bissen im Mund missgönnen würde – solche albernen Sachen. Und Tante Lily entgegnete, je schneller sie und ihr Mann die Sachen packen und verschwinden würden, desto besser wäre es. Aber niemand hat das ernst gemeint, glauben Sie mir.«
    »Weil Mr und Mrs Crabtree es sich gar nicht leisten konnten, zu packen und das Haus zu verlassen?«
    »Oh nein, nicht nur deshalb. William hatte Tante Lily sehr gern, wirklich!«
    »Und dieser Tag war nicht zufällig

Weitere Kostenlose Bücher